Das neue alte Schulhaus

Die Arbeitsgemeinschaft BRH-Architekten und Weberbuess Architekten vollendete vor Kurzem den Umbau und die Sanierung eines Realschulgebäudes in Basel.

Das neue alte Schulhaus
Sicht auf den Hauptzugang.
Von Katharina Marchal (Text) und Roman Weyeneth (Bilder)
Die Arbeitsgemeinschaft BRH-Architekten und Weberbuess Architekten vollendete vor Kurzem den Umbau und die Sanierung eines Realschulgebäudes in Basel. Verblüffend ist, wie problemlos sich die heutigen Anforderungen im Bestand umsetzen liessen.

In der Innenstadt von Basel wohnen wieder mehr Familien mit Kindern, und der Bedarf an Schulen steigt. Diese Entwicklung veranlasste den Kanton Basel-Stadt, das ehemalige Realschulgebäude an der Rittergasse seiner ursprünglichen Nutzung zuzuführen.Die Untere Realschule für Knaben an der Rittergasse in Basel wurde 1887 vom damaligen Kantonsbaumeister Heinrich Reese erbaut. Da in den 1980er-Jahren viele Familien von der Innenstadt aufs Land oder in die umliegenden Quartiere zogen, nutzte die städtische Verwaltung das Gebäude für ihre Bedürfnisse. So wurde es in den letzten 30 Jahren unter anderem als Bauinspektorat genutzt. Die Unterrichtszimmer wurden in kleine Büroeinheiten unterteilt, ins Auge des repräsentativen Treppenhauses platzierte man einen Lift. Den grössten Eingriff bildete das eingezogene Zwischengeschoss im grossen Examensaal. Dabei wurde ein erheblicher Teil der sehr aufwendigen Ausstattung zerstört.

Da in den letzten Jahren wieder vermehrt Familien in der Innenstadt wohnen, steigt dort auch der Bedarf an Schulen. Deshalb konnte das Gebäude wieder seiner ursprünglichen Nutzung zurückgeführt werden. Die Sanierung und den Umbau zur Primarschule realisierten die Arbeitsgemeinschaft und die Generalplaner BRH-Architekten und Weberbuess Architekten. Dabei zeigte sich, dass die ursprünglich rund 60 Quadratmeter grossen Räume in ihrem Zuschnitt die heutigen Anforderungen erfüllen. Wohl ist der Platzbedarf pro Schüler heute deutlich grösser, die maximale Anzahl pro Klasse hat sich aber fast halbiert. Nach dem Umbau werden im östlichen Flügel des Gebäudes drei Klassenzimmer pro Geschoss plus ein gemeinsam genutzter Gruppenraum angeboten. Im westlichen Flügel liegen die Tagesstrukturräumlichkeiten sowie weitere Unterrichtszimmer und die Schulleitung.

Rückführungskonzept

Im Zentrum des Gebäudes befindet sich der wieder hergestellte Examensaal, der heute als Aula dient. Bei dessen Rückführung strebten die Architekten nicht die originalgetreue Rekonstruktion der historischen Bausubstanz an. Vielmehr abstrahierten sie die Geometrien der Holztäfelung. Die neu interpretierte Struktur aus plastisch ausgebildeten Wand- und Deckenbekleidungen gliedert einerseits den Raum und dient andererseits der Akustik.

Im Vergleich zur Aula sind alle weiteren Eingriffe viel zurückhaltender. Schicht für Schicht entfernten die Architekten die nachträglichen Einbauten, bis die ursprüngliche Struktur und die ursprünglichen Materialien in einem erstaunlich guten Zustand zum Vorschein kamen. So konnten zum Beispiel das Brusttäfer und die massiven Eichenparkettböden in weiten Teilen saniert und wieder verwendet werden. Zur wesentlichen Verbesserung des repräsentativen Treppenhauses trug die Neupositionierung des Lifts in einem Seitenbereich bei. Damit wurden die markanten Gusseisenstützen als wichtiges Architekturelement wieder frei gestellt. Nicht zuletzt deshalb erscheint das Innere des Gebäudes seit dem Umbau heller und übersichtlicher. Dazu tragen auch die neuen verglasten Brandabschlüsse zwischen den Korridoren und dem Treppenraum bei.

Im Mansardengeschoss sind die Aufenthalts- und Arbeitsbereiche der Lehrpersonen untergebracht sowie die Bibliothek, zwei Förderzimmer und ein grosser Mehrzweckraum. Aufgrund der Lage gibt es in diesen Räumen lediglich kleine Guckfenster, die sich im Friesbereich der Fassade direkt unter dem Dachvorsprung abzeichnen. Über Glasoberlichter und Glasdecken fällt zusätzlich zenitales Licht ein und sorgt für genügend natürliche Belichtung.

Referenzen: Die Farbgestaltung

In den Innenräumen waren bauzeitliche Funde Ausgangslage für das Farbkonzept. Diese wurden aber nicht einfach übernommen, sondern differenziert und behutsam angepasst. Der ursprünglich relativ dunkle braunrote Ton des Brusttäfers wurde aufgehellt und mit mehr roten Pigmenten vermischt. In den Räumen sind die Farben der Türen, der Abschlüsse und der Wandbekleidungen etwas heller als auf den Verkehrsflächen. Ein komplementär auf das Rot abgestimmtes Grün unterstreicht die Bedeutung der Aula. Im Dachgeschoss sind Türen, Einfassungen und Wandbekleidungen wie Tapeten in hell abgestuften Grautönen gestrichen.

Farbenfroh ist die Gestaltung des Treppenhauses. Hier konnten die Primarschüler mitwirken. Verschiedene Illustratoren setzten ihre bunten Bilder in einem partizipativen Projekt um.

An der Fassade dominiert strassenseitig der «grüne» Sandstein, der je nach Herkunft (Bern oder Vogesen) mehr ins Rötliche oder mehr ins Gräuliche tendiert. Auf der Hofseite nehmen die Fenstereinfassungen und die Ecksteine das Grün wieder auf, während die Wandflächen in einem hellen Rot verputzt sind.

Die Arbeiten im Gebäude konnten 2020 abgeschlossen werden. Auch die Bibliothek wurde inzwischen bezogen. Das historische Gebäude zeigt, wie gut die alte Nutzung mit der zeitgemässen Schulstruktur vereint werden kann. ●

Gesamtkonzept
Die neue Fluchttreppe integriert sich gut in das Gesamtkonzept.
Holzvertäfelung
Die neue Aula mit akustisch wirksamer Holzvertäfelung.
Klassenräume
Einer der sanft renovierten Klassenräume.
Treppenhaus heller
Durch die Umplatzierung des Lifts erscheint das Treppenhaus heller und übersichtlicher.
Treppenhaus
Blick in das nun freie Treppenhaus.
Mansardengeschoss
Die Aufenthalts- und Arbeitsbereiche der Lehrpersonen im Mansardengeschoss.
Querschnitt
Querschnitt
Erdgeschoss
Erdgeschoss
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