Ein leise schreiendes Restaurant
Die bekannte Gastro-Welt Zic Zac in Basel wurde während insgesamt vier Jahren sowohl aussen wie innen umgebaut, modernisiert und erweitert.
Das «Zic Zac Basel» befindet sich am östlichen Ortsende von Allschwil, präziser am Morgartenring in Neuallschwil. Das Grundstück liegt an der Nahtstelle zwischen den Kantonen Baselland und Baselstadt bzw. an der Kantonsgrenze und stösst nordseitig an den Basler Verkehrsgarten. Durchgrünte Stadträume umgeben den Gebäudekomplex, der aus einem länglichen Baukörper besteht, erdgeschossig verbunden mit dem zweiten Baukörper, einer Villa aus dem späten 19. Jahrhundert. Im Villa-Erdgeschoss befindet sich das eigentliche Restaurant Zic Zac mit angrenzendem Biergarten, im Längsgebäude der grosse Saal mit dazugehörender Galerie. Der Saal wird häufig auch für Grossbankette und grössere Partys wie «Halloween» oder «Oktoberfest» benutzt.Die letzten zwei Jahrzehnte sind auch am «Zic Zac» nicht spurlos vorbeigegangen. Eine Modernisierung und Anpassung an die heutige Zeit drängte sich auf. Der durchweg erneuerte Betrieb verfügt nun über eine Infrastruktur, die den aktuellen, haus- und sicherheitstechnischen Anforderungen und aktuellen Bedürfnissen genügt – und neu über eine Brasserie und ein integriertes Grillangebot verfügt. Für die neue Brasserie wurden die ehemaligen Büroräumlichkeiten im Villa-Obergeschoss genutzt und mittels Flachdachaufbau (über dem Verbindungsteil zwischen Villa und «Zic Zac») ergänzt. Die Brasserie trägt den Namen «Sans Souci» des ehemaligen Villa-Restaurants und konnte am 18. Oktober 2016 die offizielle Eröffnung feiern.
Aufgabenstellung und Herausforderung
Dabei war während des ersten Eingriffes im Jahr 2013 noch nicht absehbar gewesen, ob und wie viele weitere Massnahmen hinzukommen würden bzw. dass daraus insgesamt ein über drei Jahre dauernder Gesamtumbau werden würde. Und darin lag auch aus heutiger Sicht, also rückblickend, die planerische Herausforderung, eine Gesamtkonzeption nicht von Beginn weg entwickeln zu können. Gleichsam sollte darin, wie sich später herausstellte, aber auch eine Chance liegen: Mit den weiteren Eingriffen und planerischen Überlegungen, mit den Anpassungen für Raumstruktur, Raumabfolge, Verkehrsfläche usw. taten sich neue Möglichkeiten auf, insbesondere aber öffnete es im Verlauf dieses anspruchsvollen (da nicht von Anfang an überschaubaren) Umbauprozesses den Zeitraum für Impulse: das vorhandene Gastro- bzw. Betriebskonzept zu überdenken, ebenfalls neu anzupassen, zu optimieren sowie Ideen der Erneuerung aufzugreifen und neue Ideen anzudenken. Insgesamt drei Eingriffe bzw. drei Etappen führten zur in neuem Glanz erstrahlenden Gastro-Welt. Bei allen drei galt es, die Eingriffstiefe genau auszuloten und die heutigen betriebs- bzw. sicherheitstechnischen und betriebsorganisatorischen Anforderungen zu erfüllen sowie gestalterisch zu schärfen.
Als Erstes erhielt der Biergarten eine neue Aussen-Bar. Als Zweites wurde das eigentliche «Zic Zac» total renoviert und der Wunsch eingefordert, die Galerie über dem grossen Saal im Längsgebäude auch von der Villa her zugänglich zu machen, damit der Betrieb noch variabler bzw. flexibler funktioniert. In dieser Planungsphase manifestierte sich auch der zukünftig dritte Eingriff: einen autarken Gastro-Bereich im Obergeschoss der Villa anzulegen, der das «Zic Zac» um ein köstliches Angebot erweitert: die Brasserie Sans Souci.
Doch wie erweitern, ohne an den bestehenden Komplex anzubauen? An dieser neuralgischen Entwurfsstelle behauptete sich die Lösung eines zentralen Foyers, in dem die Besucher empfangen und in die entsprechenden Gastro-Bereiche verteilt werden können. Das in seiner Gestaltung neutrale Erschliessungselement positioniert sich zwischen dem Längsgebäude und der Villa; es präzisiert und optimiert die Raumaufteilung, klärt die Wege, führt hoch in die neue Brasserie – die mithin auch das bestehende Flachdach für sich in Anspruch nimmt.
Die neue Brasserie verschafft sich so die besondere, im Kontext logische Position; sie erscheint dort optisch als Vermittler zwischen den beiden Bestandsbauten, zwischen Längsgebäude und Villa, und gleichsam akzentuiert sie das Neue, ohne prätentiös zu sein. Vielmehr schafft dieser Aufbau mit seiner eigenwilligen Stützenstruktur (siehe «Zoom» – Dritter Eingriff: Umbau Villa und Aufstockung «Zic Zac» für die neue Brasserie Sans Souci), aber ruhigen Volumetrie den Spagat zwischen Eigenständigkeit und Einpassung in den Bestand.
Diese duale Spannung findet sich in allen Etappen des Gesamtumbaus wieder. Ein Gesamtumbau, der erst rückblickend einer ist. Aber Superdraft Studio hat ein planerisches Sensorium bewiesen für künftige Impulse innerhalb des (vage umrissenen) Umbauprozesses – denn erst so konnte dennoch eine in sich kompakte Gastro-Welt entstehen mit unterschiedlichen Bereichen, die über eine auf sich verweisende Erscheinung verfügen und gleichsam über eine differenzierte Ausgestaltung und Nutzung. Und erst so konnten neu angelegte, autark funktionierende Teilbetriebe – zugunsten einer höheren Gastro-Substanz – funktionieren.
Ein exemplarisches Beispiel für eine betriebliche, für eine innere Verdichtung, für eine Erweiterung innerhalb des vorhandenen Gebäudekomplexes und seines bestehenden Profils – und letztlich: ein Mehrwert auf verschiedenen Ebenen.
Erster Eingriff: neue Aussen-Bar und Biergarten
Unter alten Platanen im Sommerhalbjahr können in einem der schönsten Biergärten im Raum Basel bis zu 300 Gäste Platz nehmen. Die dazugehörende Aussen-Bar war jedoch in die Jahre gekommen. Die geforderte permanente, langlebige Lösung bietet ein neuer Pavillon mit Ausschank. In seiner äusseren Erscheinung «zitiert» er die Leichtigkeit des Stilmixes, der im Inneren des «Zic Zac» vorherrscht – mit einer offenen und ansprechenden Struktur. Formal nimmt der Pavillon das «Abgerundete verschiedenster Elemente auf, die im Aussenraum Bestand haben, und weist umgekehrt der vorhandenen Begrenzungsmauer eine neue Dringlichkeit zu, da diese nun in ihrer geschwungenen Form die gesamte Anlage des Biergartens optisch zusammenhält. Decken- und Bodenplatte des Pavillons sind nicht kongruent, sondern zueinander verschoben. Beide definieren einerseits den Bereich des Ausschankes, andererseits lösen sie die strenge Orthogonalität des Bestandes auf.
Das Dachelement wurde als vorgefertigtes Bauteil auf die Baustelle geliefert, das Holz in der Untersicht ungestrichen gelassen. Die Farbe Grün dominiert die Pavillon-Erscheinung und verweist auf die bestehenden, ebenfalls grünen Dekors im «Zic Zac»-Inneren. Die Verwendung dieser Farbe unterstreicht aber auch die Positionierung des Pavillons im Gebäuderücksprung, dort, wo vorab auch die Innentoiletten renoviert und neu grün gestaltet wurden. Dadurch entsteht optisch eine Verbindung zwischen den beiden Infrastrukturen.
Zweiter Eingriff: Umbau und Renovierung «Zic Zac»
Nach der Totalrenovation verfügt das eigentliche «Zic Zac» – das aus dem grossen Saal und der Galerie, aber auch aus dem Restaurant im Erdgeschoss der Villa besteht – über eine modernisierte Haustechnik und über eine neue Gastro-Küche sowie neue Toiletten. Die Überarbeitung von Raumstruktur und Raumabfolge präzisiert und optimiert den Betrieb und entflechtet die Wege des Personals und der Gästeschar. Die betrieblichen Abläufe und Produktionsprozesse erfüllen die heutigen sicherheitstechnischen Anforderungen (etwa an Brandschutz, Barrierefreiheit usw.).
Die gestalterische Essenz bilden Reminiszenzen an die 50er- und 60er-Jahre des vorigen Jahrhunderts, die sich in ihrem Ausdruck dem «Shiny Groove» jener Zeit verpflichtet fühlen. Verschiedene Accessoires dekorieren das «Zic Zac» im Rockgarden-Flair, das den Rock ’n’ Roll in den Fünfzigern und die Beatmusik in den Sechzigern optisch vertritt. Der bestehende Stilmix wird ausgebaut – und die Farbe Grün gelangt bei der Raumgestaltung ebenfalls (wieder) zum Einsatz.
Dritter Eingriff: Umbau Villa und Aufstockung «Zic Zac» für die neue Brasserie
Das neue, zentral positionierte Foyer organisiert auch die Erschliessung, die dem neuen Gastro-Bereich andient bzw. seinen Zutritt gewährleistet. Folglich erstreckt sich die Brasserie Sans Souci über das bestehende Flachdach, das neu als Beletage fungiert; zudem besetzt sie das Villa-Obergeschoss, in dem zuvor Büroräumlichkeiten untergebracht waren. Das neue Restaurant gibt sich durch zwei vollständig verglaste, aufschiebbare Fronten sehr transparent, gleichwohl entstehen für die Gäste einzelne «Abteile» zwischen den differenziert gesetzten und mit unterschiedlichen Durchmessern ausgestatteten Stützen. Ein Filter, damit die Gäste sich nicht gänzlich ausgestellt fühlen.
Je nach Blickwinkel ergibt sich durch die unregelmässige Stützen-Setzung ein Spiel unterschiedlicher Wahrnehmungen – vermeintliche Verdoppelungen derselben Stütze genauso wie eine Art «Baumreihe» hinter Glas, woraus sich eine optische Anlehnung an das Baumgrün des anliegenden Basler Verkehrsgartens ableitet.
Auch Lambris (Holzvertäfelungen im unteren Bereich von Wänden), die bei der alten Villa abgebaut wurden, verkleiden die Bar der Brasserie. Auch bei den Stützen zeigt sich das Spielerische, das im Gestaltungskonzept mitschwingt und mit dem Superdraft-Studio immer wieder auf die 50er- und 60er-Jahre verweist.
Die jeweilige Positionierung einer einzelnen Stütze entspricht den Refrain-Noten und den dazugehörenden Taktstrichen eines Songs der US-amerikanischen Sängerin und Songwriterin Peggy Lee. (Ein Song aus dem Jahr 1952, der – ja, natürlich! – den Namen «Sans Souci» trägt.) Die Stützen kontrastieren sowohl die einfache Volumetrie des Flachdachaufbaus wie auch das ruhige Ambiente im Innern des Lokals. Dieses hebt sich scheinbar optisch von der Innenraumgestaltung des «Zic Zac» ab und verfügt nur auf den ersten Blick über eine gemässigte Ausgestaltung. Zwar dämpft das dunkel gebeizte Eichenparkett den Raum und vermittelt eine grundwarme Atmosphäre, erinnert die violette Tapete in ihrem royalen Touch an kaiserliche Dinierzimmer.
Jedoch zwinkert die Tapete in Gestalt von jeweils zwei aufgedruckten Tierfiguren – Hase und Igel – dem Gast beim Nähertreten zu. Die beiden sind es nämlich, die sich aus der Nähe mit Smoking und Fliege zeigen. Und das in unterschiedlichen Positionen – mal distinguiert und aufrecht nebeneinander, mal herumgaukelnd, mal bockspringend übereinander.
Das kann durchaus als wundervolle Persiflage auf die gehobene Klasse, als Bruch mit Konventionen, mit dem sittlichen Benehmen in einer steifen Abendgesellschaft, verstanden werden. Und in diesem übertragenen Sinn ergänzt das «Sans Souci» (mit diesem Wanddekor) das «Zic Zac» und seine Schwingungen des Rock ’n’ Roll, seine Emotionen, seine Explosionen – laut, wild, rebellisch.
Die zuständigen Architekten vom Büro Superdraft Studio bezeichnen das «Sans Souci» nicht zufällig als «leise schreiendes Restaurant». Ein surreal anmutendes Zitat, das sowohl zum gesamten Ambiente wie auch zu Igel und Hase in Abendgarderobe passt. Die «tierisch-surrealen» Motive hat übrigens das Tatin Design Studio in Basel entwickelt.
Bautafel
BauherrschaftKohler & Fritsche Immobilien AG
ArchitekturSuperdraft Studio GmbH SIA
StatikFuhrer Werder + Partner AG, Basel und Zeuggin Ingenieure GmbH, Basel
HLKSHeiVi AG, Basel
ElektroplanungEtavis AG, Basel
Gastronomiefachplanung GaPlan GmbH, Würenlingen
Rock, Burger und Drinks
Seit über 21 Jahren versteht sich das «Zic Zac» als Label und Synonym für Rock, Burger und Drinks – mit musikalischer Untermalung im Stil der 60er- bis 80er-Jahre des vorigen Jahrhunderts – für eine kunterbunte Gästeschar aller Altersstufen. Die Raumverhältnisse lassen eine variable Bespielung verschieden grosser Anlässe, diverser Vorlieben und Festivitätsstile zu – Bankette mit weissen Tischtüchern ebenso wie schweisstriefende Wände bei «Guggen»-Konzerten.
1995 feierte das «Zic Zac» Premiere, nachdem im Villa-Erdgeschoss das ehemalige Restaurant Sans Souci (dessen Name nun für das neue Restaurant gebraucht wird) umgebaut worden war.