Schwebend, gläsern, rhythmisch

Der neue Hauptsitz von Lidl Schweiz in Weinfelden ist geprägt von einer sachlich klaren Architektur. Punkto Nachhaltigkeit widerspiegelt das Gebäude den neuesten Stand der Technik.

Weinfelden
Auf dem 19 000 Quadratmeter grossen Grundstück in Weinfelden entstand ein dreigeschossiger Neubau.
Neues Administrationsgebäude
Gerald Brandstätter (Text), Andreas Allenbach und Florian Conrad (Bilder)
Der neue Hauptsitz von Lidl Schweiz in Weinfelden ist geprägt von einer sachlich klaren Architektur. Punkto Nachhaltigkeit widerspiegelt das Gebäude den neuesten Stand der Technik. Dazu trägt eine raumhoch verglaste Gebäudehülle aus Profilsystemen von Jansen-Schüco bei.

Vor rund elf Jahren hat sich der Discounter Lidl im thurgauischen Weinfelden niedergelassen. Nach rasantem Wachstum wurde der Platz in Weinfelden immer knapper. Deshalb entstand auf dem gegenüberliegenden 19 000 Quadratmeter grossen Grundstück, im Industriegebiet und am Stadtrand von Weinfelden, ein dreigeschossiger Neubau. Neben mehr Fläche bietet er auch offene und helle Arbeitsplätze für eine zeitgemässe Teamarbeit und Kommunikation.

Open Space und innovative Arbeitsplätze

Das neue Administrationsgebäude wurde für rund 300 Arbeitsplätze konzipiert und in rekordverdächtiger Planungs- und Bauzeit innerhalb von knapp zwei Jahren fertiggestellt. Entworfen hat den Neubau das Team von Itten + Brechbühl. Entstanden ist ein 13 Meter hohes Gebäude mit einem rechteckigen Grundriss in der Grösse eines Fussballfelds (ca. 90 auf 65 Meter). Das Erd- und die beiden Obergeschosse gruppieren sich ringförmig um einen rechteckigen Innenhof, darunter liegt ein Untergeschoss, das als Parkgarage sowie für Technik und Lager genutzt wird. Insgesamt verfügt der Bau über ein Volumen von 77 350 Kubikmeter.

Das Gebäude wird diagonal von der Strassenkreuzung Dunant- und Brunnenwiesenstrasse erschlossen. Beim Betrachten des Neubaus fällt die Doppelhautfassade auf: Beide transparenten Obergeschosse verfügen je über zwei hintereinanderliegende Glasabschlüsse. Die raumhohe Verglasung betont die Horizontale, die durch die sich klar abzeichnenden Decken respektive Böden noch unterstrichen wird. Die beiden Obergeschosse überragen das zurückgesetzte massive Erdgeschoss; übereck bildet die Auskragung ein schützendes Dach, empfängt so die Besucher und führt diese zum Haupteingang. Von hier aus gelangen sie im Eingangsgeschoss zu einem grosszügigen Mitarbeiterbereich mit Fitnessräumen und Personalrestaurant. Zudem liegen im Erdgeschoss eine Testfiliale sowie diverse Testküchen.

Zwei grosse, offene Treppen führen vom Erdgeschoss bis ins zweite Obergeschoss: Im nördlichen Gebäudeteil ist das die sogenannte Repräsentationstreppe und im südlichen Teil die Kommunikationstreppe. Hochwertige Materialisierung aus Eichenholz, textile Sitzkissen sowie die lichtgeflutete Lage mit Blick in den Innenhof laden ein zu informellen Besprechungen oder entspanntem Verweilen. In den Obergeschossen liegen die Büroflächen. Das Open-Space-Konzept ermöglicht hier eine bedarfsgerechte und flexible Nutzung. Den hohen Ansprüchen an die Nutzung des Tageslichts in den Innenräumen wurde mit der raumhohen Glasfassade und dem Innenhof optimal Rechnung getragen. Die Arbeitsinseln am Fenster sind durch halb offene Kojen mit raumhohen, umlaufenden Vorhängen gegliedert, die gleichzeitig ein wohnliches Ambiente schaffen.

Fassade mit rhythmisierter Hülle

Die rhythmisierte Gebäudehülle wurde von Wüst Metallbau als Doppelfassade ausgeführt, komplett in Metall, Glaslamellen und Stahlstegen. Die vorgehängte äussere Fassade besteht aus insgesamt 1084 Lamellen aus Verbundsicherheitsglas, die eine Höhe von rund 4,30 Meter aufweisen. Für den Notfall wurden auf der Nord- und der Südseite 24 Lamellen als bewegliche Interventionsöffnungen ausgeführt. Dabei wurden nur drei verschiedene Formatbreiten eingesetzt. Für diese wählten die Planer gemäss der statischen Anforderung der Geschosshöhe vier Ultrastrong-Verbundsicherheitsgläser mit 8 Millimeter Stärke. Das Material gewährt sowohl Schutz als auch Transparenz und wirkt in seiner Gesamtheit wie ein gläserner Vorhang. Die äussere Vorhangfassade schützt das dahinterliegende Isolierglas und den textilen Sonnenschutz; sie bietet zusätzlich auch thermische Vorteile aufgrund der stetigen Durchlüftung. Im Zwischenraum der Doppelfassade wurde eine begehbare Gitterrostkonstruktion eingebaut, um Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten zu erleichtern.

Die innere thermische Schicht der Fassade besteht aus einer Pfosten-Riegel-Konstruktion mit Ausfachungen aus Dreifachisolierglas. Für diese innere Fassade beim ersten und zweiten Obergeschoss sowie im gesamten Lichthof kam das Aluminiumprofilsystem «FWS 50» mit den Einsatzelementen «AWS 75.SI» – beide von Jansen-Schüco – zum Einsatz: Die systemoptimierte Schüco-Fassade «FWS 50» bietet hohe Flexibilität und attraktive Gestaltungsoptionen für Fassaden und Lichtdachbereiche, inklusive optimierter Fertigungs- und Montageprozesse. Als Passivhaus zertifiziertes SI-System gewährleistet die Fassade beste Wärmedämmwerte bei schlanken Profilen. Schüco «AWS 75.SI» ist ein wärmegedämmtes Aluminiumfenstersystem mit umfangreichen Lösungsvarianten. Es ist Bestandteil des Schüco-AWS-Baukastens für die Bautiefe 75 Millimeter und überzeugt durch seine funktionalen, energetischen und gestalterischen Eigenschaften.

Vorbildliche Nachhaltigkeit

Im Erdgeschoss wurden verschiedene Elemente in Pfosten-Riegel «FWS 50» verbaut. Türfronten wurden in «ADS 75.SI», teilweise kombiniert mit automatischen Schiebetüren, eingesetzt. Für Brandschutzabschlüsse kamen das System «ADS 80FR30/FR60» und zum Teil Elemente in «Janisol 2», beide von Jansen-Schüco, zum Einsatz.

Die Verwendung der genannten Profilsysteme an den Fassaden der Bürogeschosse war unter anderem auch Voraussetzung für das Erreichen der Zertifizierung der anspruchsvollen Energielabels Minergie-Eco und SGNI Gold respektive DGNB Gold. Insbesondere die beiden letzten Labels zeugen von der gesamtheitlichen Planung und Herangehensweise: von der Standortevaluation über die städtebauliche Setzung, die Bauvolumina, die Materialisierung und die Haustechnik bis zum Reinigungs- und Abfallkonzept.

jansen.com

Bautafel

BauherrinLidl (Schweiz) AG

ArchitekturItten + Brechbühl AG

MetallbauerWüst Metallbau AG

Verwendete Stahlprofilsysteme AWS/ADS 75.SI und FWS 50 (Jansen-Schüco), ADS 80FR30/FR60 (Jansen-Schüco), Janisol 2 (Jansen)

SystemlieferantJansen AG, Oberriet

Weinfelden
Die vorgehängte äussere Fassade besteht aus insgesamt 1084 Lamellen aus Verbundsicherheitsglas.
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