Die Möglichkeiten im modernen Holzbau
Die Gotthard-Raststätte an der A2 in Fahrtrichtung Süden ist mehr als eine herkömmliche Raststätte. Sie ist ein Beispiel für den zeitgemässen Holzbau.

Auf der Internetseite des Architekten ist zum Objekt Folgendes zu lesen: «Die Raststätte zeichnet sich durch ihre einzigartige Lage in einer beeindruckenden Alpenlandschaft mir direktem Zugang zum Naturraum an der Reuss aus. Das Gebäudevolumen orientiert sich an den frei stehenden Einzelbaukörpern im Urner Talboden. Die archetypischen Silhouetten der Zweckbauten aus Holz werden aufgegriffen und als vier Baukörper entsprechend den Nutzungen angeordnet. Prinzipien aus lokalen, historischen Typologien werden zeitgemäss angewendet.
Die leichte Holzkonstruktion ruht auf einem mineralischen Sockel. Die durchlässige Fassade des Holzbaus ermöglicht einen fliessenden Übergang zwischen innen und aussen. Die Umgebung ist in allen Räumen sichtbar und spürbar. Umgekehrt strahlt das Innenleben nach aussen, und der Baukörper leuchtet einladend.
Als Materialien werden vorwiegend Schweizer Weisstannenholz und Beton mit lokalem Reusskies verwendet.»
Aufgrund des unkonventionellen Entwurfs waren die Planung und die bauliche Umsetzung nicht ganz einfach. Es war von Beginn an klar, dass dem Holz eine prominente Rolle zukommen würde, weil es im Urner Talboden seit je das bevorzugte Baumaterial ist. Allerdings ist das Volumen der Gotthard-Raststätte deutlich grösser als bei traditionellen Kuben. Durch die abgesetzten Teilkuben mit Satteldächern unterschiedlicher Neigung verkleinert sich optisch das Volumen beträchtlich. Dadurch entsteht ein Gefühl der Geborgenheit, die mit der Strassenhektik kontrastiert.
Spannende Situation
Die unterschiedlichen Teilkuben haben die Planung und die Ausführung anspruchsvoll gemacht. Zusammen mit dem zeitlich engen Bauprogramm, dem Anspruch, Materialien möglichst aus der Umgebung zu beziehen und den unkonventionellen Detaillösungen ist eine für alle Beteiligten spannende Situation entstanden. Es mussten denn auch mehrfach spezielle Lösungen gefunden werden. So wurden umfangreiche Bemusterungen und Tests vorgenommen, um die Lösungen erneut zu verwerfen und wieder neu zu planen. Ursprünglich bestand beispielsweise die Idee, vertikale Fassadenschwerter aus aufgefrästen Baumbrettern anzubringen. Im 1:1-Versuch zeigte sich dann jedoch, dass sehr viel mehr Bearbeitung notwendig wäre als ursprünglich gedacht und dass die Montage der einzelnen Bretter sehr aufwendig wäre. So liess man diesen Plan fallen. Das Gestaltungsprinzip wurde beibehalten, die Baumbretter wurden jedoch durch Parallelbretter ersetzt. Diese wiederum sind als Verschleissschicht geplant und im Bedarfsfall mit vernünftigem Aufwand ersetzbar.
Die gesamte Materialisierung ist nicht nur bezüglich Material- und Farbtonwahl aufeinander abgestimmt, sondern auch hinsichtlich deren Haptik. So kam selbst der Oberflächenstruktur des Holzes grosse Bedeutung zu.
Herausgekommen ist weit mehr als eine herkömmliche Raststätte. Es ist ein Beispiel für zeitgemässen Holzbau, der sich einerseits an der lokalen Bautradition der Vergangenheit orientiert, andererseits aber auch die Möglichkeiten im modernen Holzbau voll ausschöpft.

