Licht, Weite und Blickbeziehungen

Das überdachte, klimatisierte Areal ermöglicht den Zugang zu Zügen, Bussen, Taxen, Fahrrädern, Parkplätzen und Büroflächen gleichermassen. Die dynamische Struktur des Entwurfs erlaubt eine direkte Verbindung in jede Richtung und ohne jegliche Treppen.

Kleinsche Flasche
Die «Kleinsche Flasche» – ein geometrisches Objekt, das Mathematiker als «nicht orientierbare, zweidimensional differenzierbare Mannigfaltigkeit» definieren – stand Pate für den Entwurf des neuen Empfangsgebäudes.
Arnhem Centraal Station
Beim neuen Hauptbahnhof von Arnheim (NL) war eine innovative, technologische Fassadenlösung gefragt.

gun. Vor 20 Jahren gewann Ben van Berkel mit UN Studio, Amsterdam, den Wettbewerb für die Neugestaltung des Hauptbahnhofs von Arnheim. Inspiriert von der hügeligen Landschaft um die niederländische Grossstadt entwickelten die Architekten ein Gebäude in Anlehnung an das Prinzip der «Kleinschen Flasche», bei dem innen und aussen unmerklich ineinander übergehen. Die aus dem Entwurf resultierenden Fassaden sind Objektlösungen, wie sie nur mit Stahlprofilen realisiert werden können.Die Aufgabenstellung war komplex. Der Bahnhof Arnheim ist ein wichtiger Knotenpunkt für verschiedene Regionalstrecken und Fernverkehrszüge nach Deutschland. Die Um- und Neugestaltung der innerstädtischen Verkehrsdrehscheibe erfolgte bei laufendem Betrieb in mehreren Bauabschnitten. Mit der Fertigstellung des neuen Hauptgebäudes ist sie nun weitestgehend abgeschlossen – mit einem beeindruckenden Ergebnis: UN Studio, das auch den Masterplan für das gesamte öffentliche Areal konzipierte, hat aus einem unscheinbaren Bahnhof ein einzigartiges Gebäudeensemble geschaffen.

Die dynamische Struktur und weich fliessende Formen

Das überdachte, klimatisierte Areal ermöglicht den Zugang zu Zügen, Bussen, Taxen, Fahrrädern, Parkplätzen und Büroflächen gleichermassen. Die dynamische Struktur des Entwurfs erlaubt eine direkte Verbindung in jede Richtung und ohne jegliche Treppen. Weich fliessende Formen prägen die verglasten Gleisüberdachungen, die an einen Quersteg andocken, der wiederum über den Gleisen verläuft. Der Quersteg leitet Reisende in das Empfangsgebäude, das sich mit seinen geschwungenen Formen dem Strom der täglich rund 55 000 Reisenden anpasst. Flach ansteigende Rampen und geschwungene Stege bündeln die Besucherströme und lassen sie sich auf kürzestem Weg wieder entflechten. Wer hier ankommt, weiss auch ohne Beschilderung sofort, wohin er sich wenden muss: Der Weg zum Busterminal, zu den beiden unterirdischen Fahrraddecks oder den darunter gelegenen Tiefgaragen ist intuitiv erfassbar.

In Zusammenarbeit mit dem renommierten Ingenieurbüro Arup ist es gelungen, das Empfangsgebäude so zu konstruieren, dass nur eine einzige Stütze das Dach trägt, und das trotz der enormen Spannweite von bis zu 35 m. Die Stütze – sie baut sich um einen Hohlraum auf – erinnert an einen Baum, der sich nach oben hin verzweigt und mit seinen Ästen zum Glasdach öffnet. Um diese Stütze herum führt eine flach ansteigende Rampe vom Erdgeschoss nach oben. V-förmige Stützwände aus Beton, ebenfalls ein tragendes Element des Entwurfs, durchziehen das Gebäude von der untersten Ebene bis ins oberste Stockwerk. Sie dienen zum Teil als Erschliessungskerne; gleichzeitig gewähren sie den Einfall von Tageslicht und ermöglichen den Blick in die unteren Ebenen.

Objektspezifische Fassadenlösungen

Licht, Weite und Blickbeziehungen prägen das neue Bahnhofsgebäude. Neben Sichtbeton ist Glas der meistgenutzte Baustoff. Mit geschwungenen Glasfassaden enormen Formats öffnet sich das Empfangsgebäude als neues Tor zur Stadt. Bei Höhen von bis zu 6 und Längen bis zu 25 m liessen sich diese Fassaden nur als Stahlkonstruktion frei tragend realisieren. Bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt waren das Know-how und die Kompetenz der Konstruktionsabteilung des Jansen Vertriebspartners ODS gefragt. Neben der innovativen technologischen Fassadenlösung mit Jansen VISS Basic brachte das Unternehmen das für eine aktive Mitgestaltung notwendige Wissen und Können in diesen stark vernetzten Entwicklungsprozess einer anspruchsvollen Architekturlösung ein.

UN Studio wünschte sich eine filigrane, kaum wahrnehmbare Konstruktion. Die geschwungenen Fassaden wurden mit dem Stahlprofilsystem Jansen VISS Basic ausgebildet. Das trägerunabhängige Aufsatzsystem gewährt dem Architekten eine grosse gestalterische Freiheit bei gleichzeitig hoher Planung- und Prozesssicherheit, denn Jansen VISS Basic basiert auf dem bewährten VISS-System. Mit Jansen VISS Basic lassen sich thermisch getrennte Fassaden auf frei wählbare Unterkonstruktionen aufbringen. Die objektspezifische Fassade des Arnheimer Bahnhofs konnte mit schmalen Profilansichten von nur 50 mm realisiert werden. Die sich aus der Fassadenabwicklung heraus ergebenden Masse wurden bei der Montage vor Ort passgenau abgelängt.

Ben van Berkels Antwort auf die komplexe Aufgabenstellung ist vielseitig. Die Durchlässigkeit des Gebäudes und das Prinzip «Innen gleich aussen» lassen auch die Umgebung nicht unberührt. Die Rampen und Treppen, welche die geschwungenen Formen begleiten, bewirken eine neue städtebauliche Qualität.

So verwandelt die einladende Gestaltung der Arnhem Centraal Station den ehemaligen «Hinterhof» der Stadt zu einem urbanen Raum von hoher Aufenthaltsqualität, der von Nutzern und Anliegern gleichermassen begeistert angenommen wird.

jansen.com

Kleinsche Flasche
Sichtbeton und Glas charakterisieren das neue Empfangsgebäude. Nicht nur die Fassade, auch das Dach ist in weiten Teilen verglast. Fotos: Frank Hanswijk
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