Führende Plattform für die digitale Transformation
Der Erfolg von BIM basiert auf dem Austausch von Informationen und guter Zusammenarbeit. Doch auch die Vernetzung in der realen Welt ist entscheidend. Der BIM-Kongress in Basel gilt hier als ein Muss.
Der 3. Schweizer BIM-Kongress am 8. und 9. November in Basel war mit 1568 Besucherinnen und Besuchern ein voller Erfolg. Der Anlass wurde von «Bauen digital Schweiz», der führenden Plattform für die digitale Transformation der Schweizer Bauwirtschaft, in enger Kooperation mit der «Swissbau», der grössten Baumesse der Schweiz, organisiert. Er gilt als eine der wichtigsten Veranstaltungen zur digitalen Transformation in der Schweizer Bau- und Immobilienbranche. An den zwei Kongress-Tagen wurden im Kongress Center Basel die aktuellen Themen zur digitalen Transformation der Bau- und Immobilienwirtschaft in verschiedenen Veranstaltungsformaten auf Top-Level diskutiert. Dabei gingen die Meinungen oft weit auseinander. Die digitale Planungsmethode steckt noch in den Kinderschuhen, behaupten die einen. Die Schweiz hat aufgeholt, sagen die anderen. Paul Curschellas, CIO von Buildup, erklärte: «Die Schweiz verfügt mit ihrer Baukultur und Innovationsfähigkeit über die beste Ausgangslage, um dieses Erfolgsmodell in die digitale Zukunft zu tragen und seine Wettbewerbsfähigkeit auszubauen – dies zu unterlassen wäre ein Fehler.» Architekt Andreas Derrer, Founding Partner des Architekturbüros OOS in Zürich, beschreibt die Entwicklung in Sachen BIM wie folgt: «Im letzten Jahr hat sich extrem viel bewegt. Ich denke, es sind viele daran, sich ‹fit› zu machen. Für viele ist es, glaube ich, keine Frage mehr ob, sondern nur noch wie.»
BIM-Kongress ist wichtiges Stimmungs-Barometer
Doch wie weit ist BIM in der Schweiz tatsächlich im Planungsalltag ankommen? Welche neuen Entwicklungen gibt es, und welche neuen Techniken konnten sich etablieren? Der BIM-Kongress ist somit auch ein gutes Stimmungs-Barometer. Bauherren, Architekten, Handwerker, Techniker, Controller, Verbände und auch die Politik – alle erhoffen sich Vorteile. Dabei sind die Erwartungen an die digitale Planungsmethode durchaus unterschiedlich. Die einen sehen in BIM eine Art Wunderwaffe gegen Terminverzögerungen und Kostenexplosionen. Für die Architekten bedeutet es oft nur einen Mehraufwand, der letztlich nicht zusätzlich vergütet wird. Der durch die digitalen Technologien angestossene Veränderungsprozess beschäftigt die Schweizer Bau- und Immobilienwirtschaft ganz unterschiedlich.
Die zweitägige Veranstaltung veranschaulichte in verschiedenen Formaten sowohl die aktuelle Theorie als auch die Praxis zum Building Information Modeling. Vor allem die Verknüpfung von theoretischer Lehrmeinung und praxisorientierter Anwendung machte die Auseinandersetzung mit BIM für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer besonders spannend. Schliesslich gilt diese Methode branchenintern nach wie vor als zentrales Element der digitalen Transformation. Darum wurde viel Wert auf das BIM Camp gelegt: In drei parallelen Sessions wurde BIM als Anwendungsmethode in den Fokus gestellt.
Der Stufenplan Schweiz: Roadmap für die digitale Transformation der Bauwirtschaft
Die digitale Transformation im Unternehmen, aber auch in der Branche kann nicht einfach von heute auf morgen realisiert werden. Und sie findet nicht in jedem Unternehmen gleich schnell statt. Darum ist es wichtig, dass es die Möglichkeit gibt, unterschiedlich schnell voranzuschreiten. In seinem Vortrag zeigte Alar Jost, Head of BIM bei Implenia und Vorstandsmitglied von Bauen digital Schweiz, wie der digitale Wandel entlang von vier Stufen aussehen kann. Er hielt fest, dass Stufe 2, die manuelle modellbasierte Kollaboration, in der Branche bereits gut etabliert ist. Nun ginge es darum, die nächsten Stufen in Angriff zu nehmen. Das gälte für alle Beteiligten, betonte Jost, denn der Markt nähme nur diejenigen mit, die den Wandel mittragen. Eine Brücke zwischen Theorie und Praxis schlug Alexander Muhm, Leiter Development SBB Immobilien, in seinem Referat. Er ordnete BIM in die aktuellen Trends ein und zeigte, wo die Herausforderungen liegen und wie BIM sich im Lebenszyklus eines Bauwerkes auswirkt. Das Potenzial von BIM zur Effizienzsteigerung in der Schweizer Bauwirtschaft bezifferte Muhm mit 3,25 Milliarden Schweizer Franken im Jahr. BIM als Methode steht für die Vernetzung der verschiedenen Beteiligten und Gewerke eines Bauprojektes. Doch Synergien entstehen nicht nur im Rahmen eines Projektes, wie Birgitta Schock, Vorsitzende von Building Smart Switzerland, in ihrem Referat aufzeigte. Mit einem internationalen Use Case Management, in dessen Datenbank sich auch die Schweizer Baubranche einbringt, könnte in verschiedenen Bereichen Mehrwert kreiert werden. Dazu gehören mehr Ressourcen, Kompetenzaufbau durch internationale Business Excellence oder der Einsatz von bereits getesteten Methoden.
18 Nominierungen, 6 Gewinner beim Arc-Award
Im Zentrum des Arc-Awards stehen Schweizer Projekte. Indem die Projekte Aufgabenstellung und architektonische Botschaft mit praxisorientierter Umsetzung verbinden, dienen sie Architekten und Planern als Visitenkarte und Inspirationsquelle. Am BIM-Kongress wurden die Gewinner der sechs verschiedenen Kategorien bekannt gegeben: Der Sieger in der Kategorie BIM Innovation ging an Baufeld 1 Suurstoffi Campus, Risch-Rotkreuz. Ganz nah am Bahnhof Rotkreuz werden insgesamt drei Gebäude – inklusive «Abro», dem höchsten Holzhochhaus der Schweiz – realisiert. Zusammen entstehen hier 26 000 m² vermietbare Büro- und Gewerbefläche. Neben der Planungsmethode BIM kommt hier zusätzlich das Lean Construction zum Einsatz. Lean Construction hat zusätzlich die Aufgabe, die Ursachen von Verschwendung zu erkennen, zu reduzieren und Mehrwert zu schaffen.
Der Preis für «BIM Kollaboration» ging an den Entwurf der Architekturbüro OOS AG in Zürich für den Schweizer Pavillon für die Expo 2020 in Dubai. Hier findet vom 20. Oktober 2020 bis zum 10. April 2021 die Expo statt. Das Motto: «Gedanken verbinden. Die Zukunft gestalten». Ein Motto, dass auch die BIM-Methode sehr schön beschreibt. Die Planung des Schweizer Pavillons galt als extrem komplexe Herausforderung, die mit BIM perfekt gemeistert wurde. Der Nachwuchspreis «Next Generation» ging an die beiden Studenten Christian Grendelmeier und Quirin Koch von der Hochschule Luzern für das städtebauliche Konzept «Melisma de Sevilla». Insgesamt wurden hierfür 58 Arbeiten von Schweizer Studierenden eingereicht. Weitere Auszeichnungen wurden vergeben für «Der erste Bau». Hier konnte der Entwurf für die Schule Port BE den Sieg davontragen. In der Klasse Wohnbauten ging der Preis an Buchner Bründler Architekten in Basel für das Genossenschaftshaus Stadterle in Basel. Das Urteil der Jury: «Die Entwurfsidee wurde mit einer durchdachten Materialwahl umgesetzt. Selbst die Signaletik dieses Gebäudes ist gleichermassen kindgerecht wie ästhetisch durchdacht.» Das Atelier Bonnet & Cie gewann den Preis in der Kategorie «Öffentliche Bauten, Industrie und Gewerbe» für Schule, Krippe, Schwimmbad und öffentlichen Raum, Genf. Die Begründung der Preisrichter hierzu: «Der Bau besticht nicht durch Extravaganz, aber durch eine sorgfältige Planung. Für das ganze Quartier wurde mit dieser Bauaufgabe ein Mehrwert für die Stadt geschaffen – ein Glücksfall für das ganze Quartier.»
BIM Camp: Die Methoden in der Praxis
Im BIM Camp stand in drei parallelen Sessions die aktuelle Praxis auf dem Programm. Im ersten BIM Camp wurde das Gewicht auf die Schweizer BIM Learnings gelegt. Es ging um Anwendungshilfen für die Praxis, Wissenstransfer in Aus- und Weiterbildung, den Change Prozess im Unternehmen oder darum, wie Innovationen die Zusammenarbeit prägen. Das zweite BIM Camp war dem Best Practice gewidmet. Ob digitale Studienaufträge, BIM für ein schlankes Facilitiy Management oder als Management-Tool in der Ausführung – in insgesamt sieben Beispielen wurde aufgezeigt, was BIM in der Praxis leisten kann. Das dritte BIM Camp zeigte aktuelle Produkte und Dienstleistungen, die mit oder dank BIM eine Arbeitserleichterung darstellen. Dazu gehörten Echtzeitkommunikation, Datenmanagement, Steigerung des Vorfertigungsgrades oder interaktive VR-Visualisierungen. Insgesamt zeigte auch dieser BIM-Kongress sehr deutlich, welche Fortschritte die Einführung von BIM in der Schweiz bereits erreicht hat. Es bleibt nach wie vor noch einiges zu leisten, doch wir sind auf einem guten Weg in die richtige Richtung. Aber die Einführung von BIM braucht Zeit. Nur so gewinnt die Planungsmethode an Akzeptanz. Der Stufenplan wird helfen, diese Weiterentwicklung Schritt für Schritt voranzubringen. ●