Ein starkes Stück Zürich

In ihrem Fotoband «Vertreter der Gattung Haus» zeigt die Zürcher Fotografin Andrea Helbling Alltags-architektur aus der Limmatstadt.

Gattung Haus
Das Wohnhaus unter der Autobahn an der Allmendstrasse trotzt dem städtebaulichen Wandel. Fotos: Andrea Helbling
In ihrem Fotoband «Vertreter der Gattung Haus» zeigt die Zürcher Fotografin Andrea Helbling Alltags-architektur aus der Limmatstadt.
chh. Wann empfinden wir Strassen oder Quartiere als anonym? Wenn sie als hässlich, gesichts- oder charakterlos gelten? Dass diese Annahme nicht stimmen muss, weist die Zürcher Fotografin Andrea Helbling in ihrem Fotoband «Vertreter der Gattung Haus» nach, der kürzlich im Verlag Scheidegger-Spiess erschienen ist. Er zeigt Alltagsarchitekturen, die aus dem Bild der Limmatstadt kaum mehr wegzudenken sind.«An trüben Regentagen gleitet der Blick über diese Häuser hinweg, so matt sind sie geworden. Bei Sonnenschein leuchten ihre schmutzgrauen Fassaden manchmal auf, aber sie verleiten einen zu einem unmerklichen Kopfschütteln – ihrer vordergründigen Unansehnlichkeit, ihrer Ungepflegheit, Verlebtheit wegen. Und doch machen auch sie die Stadt aus, in der man lebt, arbeitet, zum Arzt oder zur Schule und aufs Amt geht. Oder gerade sie. Sie sind der Schauplatz des Geschehens und bilden dennoch, um mit dem Fotokünstler Thomas Struth zu sprechen, ‹unbewusste Orte›.» (Nadine Olonetzky)

Wann immer eine Stadt ihr Gesicht verändert – und die Stadt Zürich tut dies aktuell besonders stark –, verändert sich auch die Wahrnehmung auf die bereits gebaute Stadt. Dabei werden alte Bauten, so die Autorin Nadine Olonetzky zu den Fotografien von Andrea Helbling, «nach längerer Zeit und genauerer Beobachtung nicht besser oder schöner». Ihre Attraktivität gewinnen sie vielmehr durch ihren eigenständigen Charakter, der plötzlich in den Fokus rückt. Besonders dann, wenn die Gefahr droht, dass diese Gebäude, an die man sich über Jahrzehnte gewöhnt hat, gänzlich aus dem Stadtbild verschwinden könnten. In ihrer Unansehnlichkeit und vermeintlichen Unscheinbarkeit sind es eben gerade sie, die dazu beitragen, dass ein Ort Identität erhält.

Seit 1992 porträtiert die Zürcher Fotografin Andrea Helbling jene gesichtslosen Gebäude in Zürich. Vereint sind sie nun in einem schönen Buch, dessen Titel so prosaisch lautet, wie seine Protagonisten es sind: «Andrea Helbling. Vertreter der Gattung Haus. Zürich 1996 – 2016.»

Vertreter der Gattung Haus

Gattung Haus

Die Bilder der Zürcher Architekturfotografin Andrea Helbling befragen alltägliche Architektur nach ihrem architektonischen und städtebaulichen Stellenwert.

ISBN 978-3-85881-516-3

Preis CHF 69.00

scheidegger-spiess.ch

Gattung Haus
Typisches Zürcher Stadthaus aus den Fünfzigern an der Birmensdorferstrasse.
Gattung Haus
Blick in die Nansenstrasse in Zürich Oerlikon (2006).
Gattung Haus
(Visited 24 times, 1 visits today)

More articles on the topic