Stetige Weiterentwicklung
Der 17. Holzbautag Biel am 2. Mai 2024 bietet eine breite Palette von Themen zu gegenwärtigen Herausforderungen und Perspektiven für die Zukunft.
Bauen mit Holz erlebt eine goldene Zeit. Doch der Erfolg verlangt nach ständiger Weiterentwicklung. Und so positioniert sich auch der Holzbautag Biel, das traditionelle jährliche Branchentreffen, und skizziert Bauen mit Holz in den Zeitschritten: 2024, 2030 und 2040.
Das Motto der Ausgabe 2024 lautet: Hochstehende Weiterbildung und praxisnaher Austausch, konzentriert auf einen Tag. Die Besuchenden erhalten nicht bloss Referate geboten, sondern sollen sich in Workshops und Diskussionsrunden selbst einbringen können. Wie üblich bietet die umfassende Fachausstellung den Rahmen für vielfältigen Austausch in den Pausen.
Konzipiert ist der Anlass in vier Akten. Zum Auftakt ist von grossen Themen die Rede, welche die Holzbaubranche zurzeit umtreiben. Danach liegt der Fokus auf dem Schaffen besonders innovativer Kooperationsteams. Im dritten Block werden in parallelen Workshops spezifische Themen vertieft und diskutiert. Das Finale schliesslich bildet ein Streitgespräch zu Visionen für den Holzbau in einer «Post-CO2-Zeit».
Allgemeingültige Erkenntnisse und Erfahrungen
Im Moment sind in der Branche viele Büros und Unternehmen mit Schulhäusern aus Holz beschäftigt. «Viele Gemeinden geben in den Ausschreibungen vor, dass nur ein Holzbau infrage kommt», erläutert Hanspeter Bürgi die Themenwahl. Er ist Architekt (auch von Schulhäusern) und Professor für Architektur und Entwurf am Departement Architektur, Holz und Bau der Berner Fachhochschule BFH. Und Cornelius Oesterlee, Leiter Studiengang Bachelor Holztechnik am selben Departement der BFH, sagt: «Wenn Hochhäuser und sogar die Erweiterung eines Flughafens in Holz gebaut werden, haben wir es mit Grossprojekten zu tun, welche die gegenwärtigen Strukturen in unserer Branche stark herausfordern. Wir sind es noch nicht gewohnt, Projekte mit Bausummen von mehreren Hundert Millionen Franken allein abzuwickeln.» Diese Entwicklung, so Oesterlee, verlange vermehrt nach Kooperationen bei Planung und Ausführung.
Herausforderungen
Das Nachmittagsprogramm startet mit «Prozessen und Perspektiven». Unter dieser Bezeichnung werden drei parallele Workshops mit Inputreferaten und moderierten Diskussionen angeboten. Die Inhalte dieses interaktiven Formats reichen von «Erdbebengerechten Holzbauten heute und zukünftigen Entwicklungen» über «Kreislauffähige Konstruktion und Gestaltung» zu «Planung und Umsetzungsprozess». Wie gross die Herausforderungen bei der Optimierung von Prozessen zunehmend werden, zeigt etwa das Beispiel der Holzbeschaffung. Die für Grossprojekte nötigen Holzmengen zeitgerecht zu beschaffen, ist alles andere als ein Kinderspiel. Wenn zum Beispiel ab 2030 am Flughafen Zürich ein Ersatzneubau für das alte Dock A im Holzbau entsteht, dürfte allein dieser Einzelbau eine relevante Menge des gegenwärtig in der Schweiz pro Jahr verbauten Holzes auf sich konzentrieren.
Alleinstellungsmerkmal gerät unter Druck
Auf weit über das Jahr 2030 hinaus soll schliesslich der abschliessende Block weisen, er läuft unter dem Titel «netto null und dann?». Gemeint ist damit die Zeit, wenn das ökologische Alleinstellungsmerkmal des Baumaterials Holz obsolet werden könnte, da mit dem Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft auch andere Materialien klimaneutral hergestellt werden müssen. «Je nach Bauweise und Betrachtungsart sind bei der Ökobilanzierung von Holz die Abstände zu anderen Materialien schon heute gar nicht mehr so gross», gibt Cornelius Oesterlee zu bedenken. In Zukunft brauche der Holzbau deshalb ein «neues Narrativ». Hanspeter Bürgi ergänzt: «Noch haben wir gegenüber anderen Baumaterialien einen Image- und Sympathievorsprung», doch zunehmend werden sich Alternativen zu Holz zeigen, die auch eine ökologisch richtige Wahl sein können. Vertretende aus Politik, Holzwirtschaft, Planung und Projektentwicklung formulieren deshalb am Anlass Visionen für das Bauen in einer Zeit, in der netto null Realität geworden ist – gemäss den Zielen der Schweizer Politik im Jahr 2050. Nach kurzen Inputreferaten werden die aufgestellten Thesen in einem Streitgespräch diskutiert. An diesem werden unter anderem Nationalrat Gerhard Andrey und Holzbauunternehmer Max Renggli teilnehmen.