Gemauertes Bücherregal

In Delft (NL) ist ein Archiv entstanden, das nicht nur dem Schutz von Archivalien dient, sondern zugleich sein Innerstes nach außen trägt.

Archivs in Delft
Eine klare, eindeutige Kubatur kennzeichnet den Archivneubau, der innerhalb der fünf Obergeschosse vollständig ohne Fenster auskommt. Fotos: Stefan Müller
Neubau des Archivs in Delft
In Delft (NL) ist ein Archiv entstanden, das nicht nur dem Schutz von Archivalien dient, sondern zugleich sein Innerstes nach außen trägt.

gun. Archive bilden die kulturellen und historischen Gedächtnisinstitutionen der Städte und ihrer Bewohner. In ihnen wird sowohl die Gesamtheit des historischen Erbes aufbewahrt und erhalten als auch den Besuchern die Möglichkeit geboten, den Bestand zu Recherche- und Forschungszwecken einzusehen und zu nutzen. Bei der Verbindung von zeitlich unbegrenzter Archivierung und öffentlicher Nutzung der Bestände kommt der Architektur ein wichtiger Stellenwert zu. Somit ging es bei dem Neubau des Archivs in Delft um mehr als «nur» moderne Architektur.

Prägnanter Stadtbaustein

Den Architekten des Büros Office Winhov ist es in Zusammenarbeit mit dem Büro Gottlieb Paludan Architects gelungen, die Anforderungen an Funktion und Gestaltung zu meistern, indem sie ein Gebäude entwarfen, das dem Schutz der Archivalien dient und gleichzeitig mit seinem unverwechselbaren Design, das insbesondere durch die Klinkerfassade bestimmt wird, die Funktion nach aussen kommuniziert. Der Klinker stammt von der Klinkermanufaktur Deppe Backstein aus Uelsen und wurde eigens für das Archiv entwickelt. Die Architekten entschieden sich für einen Wasserstrich-Klinker in der Farbe Bronze, original Kohlebrand. 2018 wurde das Archiv für den «BNA Bestes Gebäude des Jahres», einen niederländischen Architekturpreis, nominiert. 2017 erhielt der Neubau die Auszeichnung «Nominee» des Fritz-Höger-Preises für Backsteinarchitektur.

Geometrisch streng, locker ausgestaltet

Eine klare, eindeutige Kubatur kennzeichnet den Archivneubau, der innerhalb der fünf Obergeschosse vollständig ohne Fenster auskommt, um die wertvollen Akten vor Tageslicht und Außenluft zu schützen. Der Gedanke an großflächige Fassaden ohne Fenster suggeriert zunächst Monotonie und Gestaltungsarmut. In Delft allerdings ist das Gegenteil der Fall: Die Fassade mit ihren vertikal auskragenden Profilierungen wirkt wie eine Fortsetzung der innenliegenden Bücherregale. Geschossdecken aus hellen Betonfertigteilen sind nach außen sichtbar und gliedern die Fassade zusätzlich. Dabei variiert der Wasserstrich-Klinker in seiner Farbigkeit von Orange über Braun bis hin zu Bronze. Es entsteht ein Eindruck geometrisch strenger Gliederung bei gleichzeitig verspielt-lockerer Ausgestaltung. Unter Berücksichtigung des Aspekts, dass Backstein eine wichtige Rolle in der Gestaltung der Stadt Delft einnimmt, reiht sich der Neubau des Archivs harmonisch in die bestehenden Strukturen ein und stellt auf diese Weise Bezüge zum Selbstverständnis und zur Architekturgeschichte der Stadt her.

Klares Raumkonzept

Der Innenraum gliedert sich im Erdgeschoss in Arbeitszimmer und Büros sowie die Aufbewahrung der Archivunterlagen in den oberen Geschossen. Dabei gewährleistet die effiziente Gestaltung des Grundrisses eine flexible Nutzung und unterstützt so den Gedanken der Nachhaltigkeit. So besteht die Möglichkeit, das Archivgebäude auf der Rückseite zu erweitern. ●

Archivs in Delft
Die Fassade mit ihren vertikal auskragenden Profilierungen wirkt wie eine Fortsetzung der innenliegenden Bücherregale.
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