Zum Wohl der Tiere

Ein neues Veterinärgebäude ergänzt seit 2021 den Campus Ås der Norwegischen Universität für Biowissenschaften (NMBU). Es bündelt Forschungseinrichtungen und Lehrräume für die Veterinärmedizin und zählt in diesem Bereich zu den modernsten Gebäuden Europas.

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Rund 300 000 handgefertigte Ziegel zieren die Fassade.
Von Morris Breunig (Text) und Einar Aslaksen (Bilder)
Ein neues Veterinärgebäude ergänzt seit 2021 den Campus Ås der Norwegischen Universität für Biowissenschaften (NMBU). Es bündelt Forschungseinrichtungen und Lehrräume für die Veterinärmedizin und zählt in diesem Bereich zu den modernsten Gebäuden Europas.

Das neue, 2021 eröffnete Gebäude für Veterinärmedizin auf dem Campus Ås zählt zu den umfangreichsten Projekten im Universitäts- und Hochschulbereich von Norwegen. Das 95 000 Quadratmeter grosse, von Henning Larsen und Fabel Arkitekter geplante Bauwerk bietet Platz für rund 700 Studierende und 1000 Mitarbeitende. Der Komplex besteht aus acht verschiedenen, miteinander verbundenen Gebäuden. Darin werden bisher getrennte Ressourcen zusammengeführt, die sich zum Teil 30 Kilometer nördlich des Hauptcampus in Oslo befanden.

Entsprechend strukturiert

Das Projekt ist ein Brückenschlag zwischen gross und klein, gefährlich und sicher, klinisch und menschlich, isoliert und verbunden. Trotz der enormen Dimension mit über 2400 Räumen auf 95 000 Quadratmetern wirken die Innenräume des veterinärmedizinischen Gebäudes beinahe gemütlich. Das Gebäude hat kaum mehr als vier Stockwerke und ist in acht Flügel unterteilt, die wiederum auf die beiden Haupteinrichtungen des Gebäudes verteilt sind: das Norwegische Veterinärinstitut und die Norwegische Universität für Biowissenschaften.

Hochsensible Bereiche wie die Labore für die Erforschung von Infektionskrankheiten und die chirurgischen Räume sowie die dazugehörigen entsprechenden Logistikbereiche im Veterinärgebäude sind in der Mitte des Baus platziert. Es ist in kleinere Module unterteilt, die bei Bedarf einzeln verriegelt werden können, anstatt die gesamte Einrichtung ständig abzusperren. Umgeben sind sie von einer durchlässigen Barriere aus öffentlichen Funktionen, die von Studierenden und Besuchenden der Universität betreten werden können, ohne die strukturellen Abläufe im Zentrum zu unterbrechen.

Vieles in einem

Informelle und soziale Räume in Hochschuleinrichtungen können Auswirkungen auf Lernen und Innovation haben. Die vernetzten Strukturen des Veterinärgebäudes sind dahingehend ausgerichtet, indem soziale Zonen unter anderem zwischen den Ställen, Aquarien, Tierkliniken, Hydrotherapiebecken, Reithallen und Laboren angeordnet wurden. Forschende, Dozierende oder Studierende können sich dort für einen Wissensaustausch zusammenfinden.

Auch in den Forschungs- und Klinikbereichen sind die verschiedenen Räume sorgfältig voneinander getrennt, um eine gegenseitige Kontamination zu vermeiden. So erfolgt beispielsweise eine Separation zwischen Klein- und Grosstier sowie eine Trennung gesunder und verletzter Tiere von kranken.

Sich einfügen, sich abheben

Hinter dem ursprünglichen, in einer offenen Landschaft mit sanften Hügeln gelegenen Gebäude der ehemaligen Norwegischen Universität für Agrarwissenschaften fügt sich das Veterinärgebäude auf dem Campus Ås mit seinem niedrigen und horizontal ausgedehnten Baukörper in die Umgebung ein und hebt sich dennoch ab. Der farblich an die antiken Gebäude auf dem Campus angepasste veterinärmedizinische Komplex ist in einem Park mit unterschiedlichen Pflanzen, Blumen und offenen Wasserläufen situiert.

Rund 300 000 handgefertigte Ziegel zieren die Fassade. Gebrannt wurden sie mit Kohle, um ihnen einen individuellen Ausdruck aus Glanz und Textur zu verleihen. Der rotbraune Farbton der Ziegel hilft, den Neubau innerhalb der umliegenden Campusgebäude zu verorten, deren Entstehungszeit bis 1859 zurückreicht. ●

Bautafel

Objekt Veterinärmedizinisches Institut

StandortÅs, Norwegen

Fertigstellung 2021

Bauherrschaft Statsbygg

Nutzende Faculty of Veterinary Medicine at the Norwegian University of Life Sciences, The Norwegian Veterinary Institute

Projektteam Multiconsult, Henning Larsen, Fabel Arkitekter, Link Landskap and Erichsen & Horgen

Nachhaltigkeit Passivhaus

Fassade 300 000 handgefertigte Ziegel, 8000 m2 Metallfassade

Dachfläche 26 000 m2, davon 17 000 m2 als Sedumdach

Das veterinärmedizinische Gebäude fasst 2400 Räume, verteilt auf 8 Gebäude

– Norwegisches Veterinärinstitut

– Fakultät für Veterinärmedizin an der Norwegischen Universität für Biowissenschaften

– Laborgebäude

– Gebäude für Morphologie

– Klinik für Viehzucht

– Pferdeklinik und Stallungen

– Kleintierkliniken

Spezielle Bereiche

– Lehrlabore für jeweils rund 90 Studierende

– Nasslabor und Untersuchungsraum

– Untersuchungsräume für Pferde, Katzen, Hunde

– Physiotherapeutische Abteilung mit Hydrotherapiebecken

– Räume für Lungenkapazitätsuntersuchungen auf einem Laufband für Pferde und für den Beschlag von Pferden sowie für die Herstellung von Hufeisen

– 6 Operationssäle für Haustiere und 3 Operationssäle für Pferde

– Pferde- und Haustierklinik verfügen über eigene Infektions- und Isolierabteilungen

– 16 Autopsie- und Seziersäle

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Das Gebäude bietet Platz für rund 700 Studierende und 1000 Mitarbeitende.
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Der Komplex besteht aus acht verschiedenen, miteinander verbundenen Gebäuden.
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Auf die beiden Haupteinrichtungen des Gebäudes sind das Norwegische Veterinärinstitut und die Norwegische Universität für Biowissenschaften verteilt.
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Das veterinärmedizinische Gebäude ist in kleinere Module unterteilt, die bei Bedarf einzeln verriegelt werden können.
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In den Forschungs- und Klinikbereichen sind die verschiedenen Räume sorgfältig voneinander getrennt.
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Es erfolgt eine Separation zwischen Klein- und Grosstier sowie eine Trennung gesunder und verletzter Tiere von kranken.
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