«Waldgrüner» Fussballtempel
Sportlich unterklassig, nachhaltig erstklassig: Der englische Klub Forest Green Rovers erhält das weltweit erste, nahezu vollständig aus Holz gefertigte Fussballstadion – ein weiteres wichtiges Puzzleteil im klubinternen Credo höchster Nachhaltigkeit.

Umweltfreundlicher Neubau
Die von Zaha Hadid Architects geplante Spielstätte steht im Mittelpunkt des Gesamtkonzepts zum Eco Park, das einen neuen öffentlichen Raum mit Freizeit- und gewerblicher Nutzung schafft. Dazu gehören neben Handelsbüros und Leichtindustrieeinheiten auch hochmoderne Sportanlagen wie Trainingsplätze und ein sportwissenschaftliches Zentrum.
Statt Tribünendächer mit Stahlträgern und aus Beton gegossene Tribünen, wie sie in den meisten Stadien vorkommen, bildet Holz die bauliche Kulisse für künftige Fussballveranstaltungen im Eco Park Stadium. Nahezu alle Elemente wie Dachauskragungen, Lamellenverkleidung, Sitztribünen und Bodenplatten werden aus nachhaltig gewonnenem Holz produziert. Gänzlich CO₂-neutral soll das neue Stadion sein. «Baumaterialien verursachen über die gesamte Lebensdauer eines Stadions etwa drei Viertel der Kohlenstoffbelastung. Deshalb ist der neue Bau so wichtig, weil er von allen Stadien der Welt den niedrigsten Kohlenstoffgehalt aufweist», erklärt der Klubbesitzer Dale Vince.
Rasenwachstum fördern
In vielen Fussballstätten verhindern hohe Tribünen und weit auskragende Dächer ein umfangreiches Vordringen des Tageslichts bis auf den Rasen. In Nailsworth wird eine transparente Membran das Dach überdecken. Damit wird das Rasenwachstum gefördert, und allfällige Schattenwürfe von Spielern und Fans werden minimiert. Das Eco Park Stadium wird Platz für 5000 Personen bieten. Bei sportlichem Erfolg ist jedoch eine flexible Erweiterung auf 10 000 Personen möglich.
Die Baugenehmigung erhielt der Verein 2019. Für Ende 2020 ist der Baustart anvisiert, worauf eine dreijährige Bauphase folgt. Dennoch darf die Frage erlaubt sein, welche Nutzung für die aktuelle Spielstätte angedacht ist. Ein Unterbruch der Nachhaltigkeitskette durch Rückbau? Man wird sehen. The New Laan Stadium wurde nämlich erst 2006 eröffnet und nach der Übernahme von Dale Vince sukzessive um nachhaltige Elemente wie Ladestellen für Elektrofahrzeuge erweitert. Spielertrikots sowie Schienbeinschoner bestehen weitgehend aus Bambusfasern, und das in der Küche genutzte Frittieröl wird anschliessend zu Biobenzin. Darüber hinaus bezieht man ausschliesslich Ökostrom und produziert mit Photovoltaik auf dem Dach eigens Energie. Für den Rasen verwendet man zudem nur Kunstdünger, Regenwasser und einen mit Solarenergie betriebenen Mähroboter. Die durch Auswärtsfahrten von Fans anfallenden CO₂-Belastungen werden per Einzahlung in den UN-Klimafonds kompensiert. Die «Waldgrünen» aus Nailsworth könnten damit zum Vorbild für viele andere Klubs werden. ●



