Neue Halle

Ein von Ilg Santer Architekten geplanter Neubau löst die aus den 1980ern stammende Halle 1 erfolgreich ab.

Das Foyer wird von 52 Fischbauchträgern überspannt. (Fotos: Felix Krumbholz)

Die Aktivitäten der Olma Messen leisten einen wichtigen Beitrag zur Wertschöpfung und Beschäftigung in der Region St. Gallen und sind zudem Schaufenster und Plattform der regionalen Wirtschaft. Die aus den 1980ern stammende Halle 1 genügte den neuen Anforderungen an eine höhere und flexiblere Nutzung sowie an eine zeitgemässe Infrastruktur nicht mehr. Ein Neubau war jedoch in der gewünschten Grössenordnung auf dem bestehenden Areal nicht realisierbar. Erst im Zusammenhang mit der Instandsetzung der Stadtautobahn A1 wurde durch die Überdeckung des Ostportals eine Landgewinnung möglich. Die von Ilg Santer Architekten geplante und im März 2024 offiziell in Betrieb genommene neue Halle erweitert das Messeareal erheblich und wertet es durch die Öffnung zur Stadt auch städtebaulich auf.

Die Primärkonstruktion aus Sichtbeton und die markanten, grossformatigen schwarzen Sichtbetonsockelelemente prägen den architektonischen Ausdruck.

Nutzung und Städtebau

Die neue SGKB-Halle ist die grösste Halle auf dem Gelände der Olma Messen. Sie besteht aus einem möblier- und bespielbaren 3400 Quadratmeter grossen Foyer und einer Messe- und Veranstaltungshalle mit einer rechteckigen, stützenfreien Nutzfläche von über 9000 Quadratmetern, die für eine Belegung von maximal 12 000 Personen vorgesehen ist. Foyer und Halle können zur Hälfte oder als ganze Fläche genutzt werden. Im Foyer, an der Schnittstelle zur Haupthalle, befinden sich die Diensträume, eine Küche für den Gastronomiebetrieb, die Betriebsräume und Garderoben, über dem Foyer die Büros der Verwaltung. Die raumhaltige Tragstruktur entflechtet die Wege von Betrieb und Publikum. Über die Raumfolge vom grossen Olma-Platz tauchen die Besuchenden durch das Foyer in die abgedunkelte Halle mit ihrer Inszenierung ein, während sich der Betrieb, die Haustechnik und das Tagesgeschäft der Olma unsichtbar hinter den Kulissen in den Hohlkästen und Elefantenfüssen bewegen. Städtebaulich öffnet sich das introvertierte Messegelände des Olma-Areals zur Stadt und schafft mit dem Olma-Platz einen öffentlichen Freiraum für das Quartier. Die Vernetzung zum bestehenden Areal bringt Altes und Neues in einen Dialog, robuste und vielfältig nutzbare Aussenräume prägen das Erscheinungsbild der Olma als Abschluss und Auftakt zur Anlage.

Konstruktiv gliedert sich die Halle in ein Primärtragwerk aus Beton, ein sekundäres aus Stahl und eine Tertiärstruktur aus Holz.

Dynamisch

Am Ende der Hauptachse des Olma-Geländes liegt das Volumen der neuen SGKB-Halle, die diagonal über der Autobahn und dem historischen, 1912 fertiggestellten Eisenbahntunnel steht. Die architektonische Ausformulierung des Baukörpers beantwortet die Frage nach seiner Rolle als öffentliches Gebäude. Dieser gliedert sich horizontal in einen Sockel mit zyklopischen Pfeilern, den Mittelteil des tragenden Betonrings und eine aufgesetzte Laterne als Dachabschluss, wobei die Laterne erst nach der Inbetriebnahme der Halle erstellt wird. Diese Dreiteilung fügt sich in die Höhenentwicklung des Areals ein, indem sie die Trauflinien aufnimmt, und verleiht ihr gleichzeitig ein dynamisches, liegendes Erscheinungsbild zur Autobahn. Mit den Abmessungen der Halle von 60 auf 150 Meter und einer lichten Höhe von 14 Metern sind die Anforderungen an das Tragwerk entsprechend hoch. Konstruktiv gliedert sich die Halle in ein Primärtragwerk aus Beton, ein sekundäres aus Stahl und eine Tertiärstruktur aus Holz. Die Primärkonstruktion aus Sichtbeton und die markanten, grossformatigen schwarzen Sichtbetonsockelelemente prägen den architektonischen Ausdruck.

Die Primärkonstruktion aus Sichtbeton und die markanten, grossformatigen schwarzen Sichtbetonsockelelemente prägen den architektonischen Ausdruck.

Besonderheiten im Bauprozess

Die Tragstruktur der Halle konnte während der Bauphase nicht auf der Decke der Autobahnüberdeckung abgestützt werden. Darum wurde die Primärstruktur im Freivorbau ab den Elefantenfüssen erstellt und am Ende mit dem Fugenschluss zu einem Ring verbunden. Raumfachwerk und Fischbauchträger wurden in transportablen Teilen aus China und Bernhardszell angeliefert, vor Ort zusammengebaut und in ihre endgültige Position gehoben. Das Raumfachwerk besteht aus 3774 Stäben und 1006 Knoten, die alle einzeln statisch optimiert wurden. Das Foyer wird von 52 Fischbauchträgern überspannt.

Ganz am Ende wurden die Einbauten als Holzboxen eingesetzt. Alle Holzelemente sind leimfreie Brettstapelelemente aus Massivholz, mit oder ohne integrierte Akustik. Das Holz hat einfachste Industriequalität und ist sehr robust, eines der zentralen Themen für den gesamten Ausbau des Gebäudes.

Dachbegrünung, Umgebungsgestaltung, Dachabschlusslaterne und das Vordach werden noch über die nächsten vier Jahre sukzessive im laufenden Betrieb fertiggestellt. ●

Die Einbauten setzte man als Holzboxen ein.
Die Tragstruktur der Halle konnte während der Bauphase nicht auf der Decke der Autobahnüberdeckung abgestützt werden.
Position der neuen Halle über der Autobahn. Bild: ISA
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