Kulturbauten – Modern lichtdurchflutet multifunktional
Seit die neue Stadthalle fertiggestellt ist, weht in Sachen Musik und Kultur ein frischer Wind in Bad Neustadt an der Saale (D). Architektonisch und auch akustisch hat der Neubau einiges zu bieten.

Die neue Veranstaltungshalle in Bad Neustadt, die im vergangenen Jahr bereits mit zwei Architekturpreisen (Iconic Award 2017 und German Design Award 2018) ausgezeichnet wurde, präsentiert sich als modernes, lichtdurchflutetes und multifunktionales Gebäude, das mit seiner prägnanten Form das spornartige Grundstück gegenüber des historischen Hohntors nachempfindet. Mangelndes Platzangebot, nicht ausreichende Funktionalitäten und veraltete Energietechnik waren Gründe für den Abriss der bestehenden Stadthalle aus dem Jahr 1956 und den Bau einer neuen Veranstaltungshalle. Für die Architekturplanung war die pbr Planungsbüro Rohling AG verantwortlich.In einem europaweiten VOF-Verfahren wurde pbr nicht nur aufgrund der vielseitigen Referenzen im Bereich der Kultur- und Versammlungsstätten, sondern auch wegen der Erfahrungen im Umgang mit vorhandener Bausubstanz mit der Architekturplanung beauftragt. Im ersten Schritt war die Erstellung einer Vergleichsstudie zu den Optionen Erhalt/Sanierung oder Neubau der Stadthalle gefordert. Nach der Entwicklung von Grobkonzepten für beide Varianten und der kritischen Bewertung des Gebäudebestands fiel die Entscheidung zugunsten eines Neubaus am bisherigen Standort.
Prägnant und modern
Die neue Stadthalle präsentiert sich als kompakter geschlossener Baukörper und empfindet mit ihrer prägnanten plastischen Form das spornartige Grundstück nach. Die Fassaden leben vom Wechselspiel zwischen offenen und geschlossenen Flächen, die über ein auskragendes Dach zusammengefasst werden.
Im Norden und Osten öffnet sich die Stadthalle über eine transparente Pfosten-Riegel-Glasfassade der Umgebung. Vielfältige Ein- und Ausblicke und ein hohes Mass an Tageslicht werden auf diese Weise gewährleistet. Durchbrochen wird die Glasfront von einem kubischen Baukörper, der den Vortragssaal im Obergeschoss aufnimmt. Glatt weiss ausgeführt, erhöht er durch seine Farbigkeit und Materialität die Signifikanz des gesamten Gebäudes. Ein Grossteil der Fassade wurde mit einer Verblendung aus heimischem Naturstein ausgeführt, sodass eine optische Anlehnung des Neubaus an das Hohntor und die Stadtmauer von Bad Neustadt erfolgt. Im Innenraum herrschen in einer unaufdringlichen, aber zeitlosen Ausgestaltung Materialien wie Sichtbeton und Holz vor.
Lichtdurchflutete Kommunikationsflächen
Das neue Foyer stellt sich als grosszügige und lichtdurchflutete Kommunikationszone dar, die flexibel nutzbar ist. Dabei sind die Foyerflächen im Erd- und im Obergeschoss in Form von Galerien und Durchblicken visuell miteinander verbunden. Über eine signifikante Treppenanlage und einen Aufzug werden alle Ebenen der Stadthalle miteinander verbunden und barrierefrei erschlossen.
Im Bereich der Veranstaltungsräume lag bei der Planung ein besonderes Augenmerk auf der flexiblen Nutzbarkeit und der Multifunktionalität. So beherbergt die neue Stadthalle neben einem grossen Saal einen kleineren Vortragssaal für bis zu 120 Personen und weitere Veranstaltungsräume. Zudem wurden Flächen für das Hallenmanagement und den Tourismusbereich der Stadt Bad Neustadt integriert. Um für grössere Veranstaltungen eine höhere Besucherkapazität zu erreichen, bietet sich die Möglichkeit der Zuschaltung von Foyerflächen zum grossen Saal. Auf diese Weise finden bis zu 800 Personen sitzend und bis zu 1200 Personen stehend im Hauptveranstaltungssaal Platz. Zum Schutz vor erhöhtem Lärm wurde der grosse Veranstaltungsaal im Inneren des Gebäudes positioniert.
Neben der eigens geplanten Akustikdecke sorgt hier vor allem die Wandverkleidung von BER Deckensysteme für ein optimales Hörvergnügen. Da bei Räumen mit anspruchsvoller Akustik Wand- und Deckenelemente mit unterschiedlichem Absorptionsverhalten benötigt werden, wurde die Wandverkleidung des grossen Saals in drei verschiedenen Ebenen mit unterschiedlich grossen Platten ausgeführt, was einen erhöhten Aufwand in der Produktion der unterschiedlichen Akustikplatten bedeutete. Rein optisch erscheint die Wandverkleidung gefaltet.
Direkt an den Bühnenbereich angeordnet wurden Lager- und Sammlungsbereiche. Die Anlieferung für die Bühne findet unmittelbar im Anschluss an diese über ein grosses Sektionaltor mit Vorschubladerampe statt. Über ein Hubpodest wird für den Veranstalter eine leichte Überwindung des Niveauunterschieds zwischen Bühnen- und Saalebene gewährleistet. Weiterhin erschliesst das Hubpodest das unter der Bühne angeordnete Stuhllager.
Die Bühne ist über einen vom öffentlichen Geschehen separiert im Bühnen- und Cateringbereich angeordneten Aufzug barrierefrei erschlossen. Auch eine der Künstlergarderoben wurde als barrierefreie und behindertengerechte Garderobe ausgeführt. Die auf das gesamte Farb- und Materialkonzept abgestimmte Möblierung der Verwaltung und der Veranstaltungsbereiche rundet den funktionalen Neubau gestalterisch ab.
Bei der Planung und Realisierung der neuen Stadthalle wurde grosser Wert auf die Integration aller Besuchergruppen gelegt. So ist die Halle nicht nur barrierefrei erschlossen, sondern im Veranstaltungsbereich auch mit einer Induktionsschleife für Hörgeschädigte ausgestattet.
Bautafel
Bauherr Stadt Bad Neustadt a.d. Saale
Architektur pbr Planungsbüro Rohling AG
Projektleitung Stadtbauamt Bad Neustadt
Projektsteuerunggk Projektmanagement
Tragwerksplaner Ingenieurbüro Federlein









