Kulturbauten  – Kunsthalle Mannheim

Die neue Kunsthalle Mannheim ist eine «Stadt in der Stadt». Grundelemente der Stadt wie Haus, Passage, Platz und Brücke sind Leitprinzipien der neuen Architektur des Büros von Gerkan, Marg und Partner.

Kunsthalle
Von Uwe Guntern (Redaktion), Marcus Bredt, Lukac Diehl, Hans-Georg Esch und gmp (Bilder)
Die neue Kunsthalle Mannheim ist eine «Stadt in der Stadt». Grundelemente der Stadt wie Haus, Passage, Platz und Brücke sind Leitprinzipien der neuen Architektur des Büros von Gerkan, Marg und Partner.

Nach gut zweieinhalbjähriger Bauzeit ist der Neubau der Kunsthalle Mannheim im Dezember letzten Jahres fertiggestellt worden. Damit ist nach dem Entwurf der Architekten von Gerkan, Marg und Partner (gmp) einer der derzeit grössten Museumsneubauten in Deutschland entstanden, die sich mit ihrer unverwechselbaren Erscheinung selbstbewusst in die Umgebung einfügt. Nach mehreren grossen Museumsprojekten in Asien wie dem Maritim-Museum in Lingang New City (China), dem Nationalmuseum in Peking oder dem Hanoi Museum (Vietnam) handelt es sich um den ersten Museumsneubau von gmp von vergleichbarer Dimension in Deutschland. Der neue Museumsbau am Friedrichsplatz schliesst an das bestehende Jugendstilgebäude, den sogenannten Billing-Bau, an und ist als «Stadt in der Stadt» konzipiert. Innerhalb einer einfachen Gesamtkubatur sind einzelne Baukörper für Ausstellungs- und Funktionsräume zu einer lebhaften Komposition zusammengefasst. Sie umschliessen ein zentrales Atrium und sind über Galerien, Terrassen und Brücken miteinander verbunden. In Analogie zu den raumbildenden Elementen der Stadt – Haus und Block, Strasse und Platz – entstehen für die Besucher auf diese Weise abwechslungsreiche Rundgänge durch geschlossene und offene Räume mit wechselnden Ein- und Ausblicken. Dabei bleibt, wie im grösseren Massstab der «Quadratestadt» Mannheim, durch die klare, übergeordnete Struktur eine einfache Orientierung gewahrt. Zugleich bietet jede Situation auf dem Weg durch die Ausstellungen immer wieder neue Eindrücke – so wie in einer Stadt durch die Vielfalt der Architektur, durch wechselnde Baufluchten, Aufweitungen und Freiräume kein Ort dem anderen gleicht.Im Stadtraum erhält die Kunsthalle zur Parkanlage des Friedrichsplatzes hin eine repräsentative Schauseite – wie bereits bei ihrer Gründung vor hundert Jahren angedacht. Von dort aus erreichen die Besucher über den neuen Haupteingang das zentrale Atrium. Es bildet den Ausgangs- und Orientierungspunkt für die Rundgänge durch die Ausstellungsbereiche auf drei Ebenen, von denen zwei über den historischen Athene-Trakt mit dem Jugendstilbau und von dort mit dem Freilicht-Skulpturengarten verbunden sind. Das Ausstellungskonzept sieht grosse Räume mit Lichtdecken vor, die sich variabel bespielen lassen, sowie zwei Kuben mit Seitenlicht. Im zweiten Obergeschoss ist eine Dachterrasse in den Rundgang integriert, von der aus sich den Besuchern das Panorama des Friedrichsplatzes mit dem markanten Wasserturm eröffnet.

Die Fassaden sind von einem transparenten Metallgewebe – einem bronzefarben beschichteten Edelstahl-Mesh – umhüllt, das die Gesamtkubatur definiert und sich farblich an den Sandstein der Umgebung anlehnt. Variierende Maschenweiten sorgen für unterschiedlich starke Transparenz. Nach aussen bleibt die Lesbarkeit des Volumens gewahrt, sodass die einzelnen Baukörper bei Tag und Nacht sowie in der Nah- und Fernwirkung graduell differenziert wahrnehmbar sind. Wie eine Stadtstruktur eine Ordnung bildet, in der sich jede Einzelarchitektur individuell artikuliert, schafft das Konzept der «Stadt der Kunst» einen identitätsstiftenden architektonischen Rahmen und ermöglicht als Projektionsfläche zugleich grösste kuratorische Freiheit.

Die Kunsthalle Mannheim

Die Kunsthalle Mannheim ist eine der ersten Bürgersammlungen der Moderne weltweit. 1909 als Museum gegründet, zählt die Kollektion der Kunsthalle zu den renommiertesten bürgerschaftlichen Sammlungen Deutschlands, die mit Spitzenwerken von Edouard Manet bis Francis Bacon in der Malerei und einem singulären Skulpturenschwerpunkt aufwartet. Das Kunstmuseum ist seit seinen Anfängen der Avantgarde zugewandt und den Menschen verpflichtet, ungeachtet ihrer Herkunft und Bildung. Mit einem bereits in den Gründungsjahren formulierten innovativen Bildungsprogramm unter dem Motto «Kunst für alle» und mit programmatischen Ausstellungen internationaler Ausrichtung prägt das Mannheimer Kunstmuseum die deutsche und europäische Museumsszene. Die Kunsthalle Mannheim mit ihrem von Hermann Billing (Karlsruhe) entworfenen Jugendstilbau wurde zum 300-Jahre-Stadtjubiläum 1907 errichtet und 1909 als erstes Museum der Stadt eingeweiht.

Zu den einzelnen Artikeln

/Kulturbauten  – Atrium und Ausstellung

/Kulturbauten  – Die Fassade

Kunsthalle
Die einzelnen Baukörper sind bei Tag und Nacht sowie in der Nah- und Fernwirkung graduell differenziert wahrnehmbar.
Kunsthalle
Der neue Museumsbau schließt an das bestehende Jugendstilgebäude, den sogenannten BillingBau, an.
Kunsthalle
An vielen Orten im Neubau wird der Bezug zwischen Museums- und Stadtraum hergestellt.
Kunsthalle
Die Außenskulptur «Two Intersecting Sine Waves» von Dan Graham vor dem Neubau. © Dan Graham
1Ausstellung3Café
1Ausstellung3Café/Restaurant5Shop/Buchhandlung7Skulpturengarten9Schaudepot/Restauration11Depot/Skulpturen/Gemälde13Flur/Galerie
1Ausstellung3Café
Grundriss
Grundriss Erdgeschoss
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