Infrastruktur – Wo steht die Schweiz?
Ist der Infrastrukturbau in der Schweiz fit und fair? Dies war die zentrale Frage an der Infra-Tagung 2017.

Sechs Referenten beleuchteten das Thema, zeigten die verschiedenen Perspektiven auf und lieferten Stoff für die intensive Diskussion im Anschluss unter den Besuchern.Für eine Infrastruktur mit sportlichen Zielen plädierte der Präsident von Infra Suisse, Urs Hany. «Die Schweizer Infrastrukturbauer stehen voll und ganz hinter dem künftigen Strassenfonds», betonte er. Infrastrukturbauer wüssten um die Wichtigkeit einer funktionierenden Verkehrsinfrastruktur. Eine gesicherte Finanzierung und langfristige Bauprogramme sorgen zudem für mehr Fairness bei der Planung und beim Bau von Infrastrukturen: Kurzfristige Baustopps sollen mit einem Strassenfonds endgültig der Vergangenheit angehören.
Bis ins Jahr 2040 werden der Personenverkehr auf der Strasse um 18 Prozent und der Güterverkehr gar um 33 Prozent zunehmen. Für Jürg Röthlisberger, Direktor des Bundesamtes für Strassen (ASTRA), ist darum klar, dass die Strasseninfrastruktur diesen Belastungen angepasst werden muss. Der Nationalstrassen- und Agglomerationsverkehrsfonds (NAF) schafft dafür die nötige Grundlage. Er gibt der Strasse das, was die Schiene bereits hat: Den Rahmen für eine langfristige Finanzierung und Planung von Betrieb, Unterhalt und Ausbau.
Bereits voll erfasst von der digitalen Revolution ist die Medienwelt. Davon erzählte der SRF-Tagesschau-Chefredaktor Urs Leuthard. Im Zeitalter von Internet und Mobiltechnologie fänden klassische Nachrichtenformate immer weniger Beachtung. Habe ein Medium keine Antwort auf diese Veränderung, drohe es ziemlich rasch von der Bildfläche zu verschwinden. Auch eine staatliche Fernsehanstalt müsse sich darum Gedanken über neue Medienangebote machen.
Eine neue Form der Zusammenarbeit zwischen Bauherrn, Planer und Bauunternehmen wollen die SBB testen. Stephan Grötzinger, Leiter Projekte SBB, kündigte an der Infra-Tagung an, demnächst ein erstes Projekt in einer sogenannten Projektallianz realisieren zu wollen. In der Projektallianz sind Bauherr, Planer und Unternehmer als gemeinsame Partner in einer einfachen Gesellschaft vereint. Die SBB erwarten laut Stephan Grötziger, Projekte so effizienter und kostenoptimiert realisieren zu können.
Im Schweizer Infrastrukturbau tobt ein harter Wettbewerb. Die Margen sind tief, und die Regulierungsdichte nimmt zu. Unternehmen, die wichtige Trends rechtzeitig erkennen, bleiben fit für die Zukunft, zeigte sich Reto Hagger von der Gruner-Gruppe an der Infra-Tagung überzeugt. Einer dieser Trends sei die Digitalisierung, die mehr und mehr auch das Bauen präge. «Das Building Information Modeling (BIM) wird unsere Branche rasch und radikal ändern», ist er überzeugt. Der grosse Mehrwert von BIM sei nicht nur eine höhere Effizienz, sondern vor allem eine bessere Zusammenarbeit zwischen den Beteiligten.
Mit Sportlichkeit und Fairness im Infrastrukturbau befasste sich Matthias Forster, Geschäftsführer von Infra Suisse. Für Infrastrukturbauer sei es wichtig, dass öffentliche Bauherren ihre Dominanz im Infrastrukturmarkt nicht ausnutzen. Ausgewogene Vertragswerke sollen dafür sorgen, dass Chancen und Risiken angemessen zwischen Bauherrn und Bauunternehmen verteilt werden. «Werden partnerschaftlich ausgehandelte Standardverträge abgeändert oder einzelne Artikel daraus wegbedungen, lohnt es sich, besonders auf die Einhaltung von Fairness zu achten», betonte Matthias Forster.




