Infrastrukturbauten  – Auf der blauen Route

Im niederlänischen Arnheim haben die Architekten von LIAG eine internationale Schule entworfen, die den Schülern ein zweites Zuhause bietet.

internationale Schule
Das Gebäude ist elegant und kompakt mit einer Ausstrahlung, die zur jungen Zielgruppe passt.
Von Uwe Guntern (Redaktion) und Ben Vulkers (Bilder)
Im niederlänischen Arnheim haben die Architekten von LIAG eine internationale Schule entworfen, die den Schülern ein zweites Zuhause bietet.

Die Rivers International School Arnhem (RISA) bietet Betreuung und Unterricht für Kinder von 2 bis 18 Jahren. Das Gebäude beherbergt eine Kindertagesstätte (Nursery), eine Grundschule (Primary) und eine weiterführende Schule (Secondary). Die Schule soll ein Treffpunkt für die Familien (Expats) der schulpflichtigen Kinder werden. Das vom Büro LIAG aus Den Haag (NL) entworfene Gebäude steht markant auf einer herausgehobenen Stelle im wachsenden Arnheimer Stadtteil Schuytgraaf, gegenüber den künftigen Zentrumsfunktionen.Die Kinder, die eine internationale Schule besuchen, sind im Allgemeinen nicht ihre gesamte Schullaufbahn hindurch auf derselben Schule. Daher muss sich die neue Schulumgebung sofort angenehm anfühlen und ein warmes zweites Zuhause sein, in dem man schnell Kontakt findet und sich wohlfühlt. Ein Wechsel der sozialen Umgebung der Kinder und ihrer Familien sorgt bereits dafür, dass viele Anpassungen gefordert werden. Die Eltern arbeiten oft befristet in einem Land, und auch für sie ist die Schule ein sehr wichtiges soziales Netzwerk. Für den Elternteil, der Teilzeit arbeitet oder gar nicht berufstätig ist, ist die Schule ein Ort, um sich mit anderen Eltern zu treffen, Erfahrungen auszutauschen und Kontakte zu knüpfen.

Die Arnhem International School hat ein alle Bauteile verbindendes Element, und das ist die blaue Route. Diese verbindet die Sporthalle im Untergeschoss mit allen darüberliegenden Etagen. An diesem zentralen verbindenden Raum liegen alle gemeinschaftlichen Bereiche wie der Community-Raum, die Bibliothek und die verschiedenen offenen Lehrbereiche, die zwar alle eine eigene Identität haben, aber zum grossen Ganzen gehören. Durch den fortlaufenden blauen Fussboden und durch Einsatz von weiss lackiertem Holz für das Mobiliar entsteht eine einheitliche Inneneinrichtung. Dank der verschiedenen Farbakzente an den Wänden, die von den Farben an der Fassade inspiriert sind, erhalten die Bereiche und Schulräume innerhalb des Ganzen ihren eigenen Charakter.

LIAG hat die Wünsche nach einer altersgerechten Gestaltung der verschiedenen Benutzer gut integriert. Die Einrichtung und die Anlagen wurden kindgerecht entworfen. So gibt es im Primary- und Nursery-Bereich tiefe Fensterrahmen. Diese Funktionen befinden sich mit den Gemeinschaftsfunktionen wie Kantine, Theater/Musikraum und Enquiry im Erdgeschoss. Der Secondary-Bereich liegt auf der zweiten Etage. Im 1/3-vertieften Keller befinden sich die Sporthalle und eine Tiefgarage für die Mitarbeiter.

Durch den Einsatz einer Tiefgarage entsteht auf dem Gelände mehr Platz für Spielflächen und Schulhöfe. Die diagonale Gebäudeform auf einer Seite und der grüne Hang mit Treppe und Sitzplätzen sorgen dafür, dass auf dem (zentralen) Schulhof eine optimale Sonneneinstrahlung möglich ist. Auch die Dächer werden als Schulhof und für Aussenaktivitäten eingesetzt. So wird das gesamte Gebäude auch an der Aussenseite aktiviert. Plätze auf verschiedenen Ebenen sorgen auch für eine Unterscheidung der Aussenräume und besser geschützter Räume (auf dem Dach). Beim Entwurf des Gebäudes wurde bereits eine möglichen Erweiterung in der Zukunft berücksichtigt.

Städtebauliche Einordnung

Das schmale, langgestreckte Grundstück liegt an einer Hauptverkehrsverbindung des neuen Stadtteils Arnheim-Schuytgraaf zur A50. An der Kreuzung markiert der Neubau mit seiner repräsentativen Erscheinung den Eingang ins Wohnquartier. Das Gebäude ist so entworfen, dass es einen Lärmwall bildet und die Spielflächen und die dahinterliegenden Wohngebäude räumlich vom Strassenlärm abschirmt.

Parkplätze und ein Kiss & Ride mussten auf dem eigenen Gelände untergebracht werden. Da die Kinder in dieser internationalen Schule viel Zeit in der Schule verbringen und auch häufigen Sportunterricht erhalten, waren ausreichend Aussenspielräume notwendig, was eine besondere Herausforderung darstellte. Sie wurde dadurch gelöst, dass man die Parkplätze unter dem Gebäude unterbrachte. So konnte der nicht bebaute Teil des Grundstücks als wertvoller Aussenraum genutzt werden und wurde nicht zu einem öden Parkplatz.

LIAG hat ein sehr kompaktes Gebäude entworfen, in dem die Jahrgangsstufen jeweils auf einer eigenen Etage untergebracht sind. Hierdurch konnte mehr Aussenraum gewonnen werden, der zum Spielen und für den Sport genutzt wird. Sogar die Dächer der Garage und der Sporthallen werden als Aussenspielflächen verwendet. Auf diese Weise hat jede Altersgruppe einen eigenen attraktiven Aussenraum zur Verfügung. Alles dies wurde innerhalb des Standard-Etats für Schulen in Holland realisiert.

Das Gebäude ist elegant und kompakt mit einer Ausstrahlung, die zur jungen Zielgruppe passt. Die Fassaden wurden an der Strassenseite auf die Grundstücksgrenze gesetzt. Um die Kreuzung zu betonen, wurde dort ein besonderer Höhenakzent mit dem Gebäude geschaffen. Dadurch dass der Baukörper horizontal gegliedert ist, wirkt er feiner und schöner. Dies wird noch verstärkt durch Rundungen und Auskragungen. Die Erscheinung ist zurückhaltend mit einem repräsentativen und internationalen Akzent. An der Strassenseite hat das Gebäude einen beschützenden Charakter und öffnet sich zum Platz hin, an dem der Eingang liegt.

Farbe und Fassade

Die Fassade ist mit Ausnahme des etwas zurückliegenden Zwischengeschosses in einer zurückhaltenden natürlich-hellen Farbe verputzt. Am Zwischengeschoss ist eine vielfarbige Fassadenverkleidung angebracht. Durch dieses zurückliegende Geschoss erscheint das Gebäude leichter, und es wird eine luftige Wirkung erzeugt. Die Farbakzente basieren auf den Farben der Flaggen der verschiedenen Länder der Welt.

Auch die Balustraden an den Spielplätzen auf den Dächern wurden verputzt, so dass sie einen Teil der Fassaden bilden. Das Gebäude erscheint dank dieser Entwurfsentscheidungen auf natürliche Weise als Einheit, und das Bauvolumen wirkt gegliedert und kleinteilig.

Nachhaltigkeit und Gebäudetechnik

Die Anforderungen des Auftraggebers in Bezug auf Nachhaltigkeit waren hoch. Neben den Materialien und der Energieversorgung wurden räumliche Konfigurationen, Orientierung und Installationen von Anfang an mit berücksichtigt, um den Herausforderungen zu entsprechen. Alle Aspekte wie Gesundheit, Energie, Verkehr, Wasser, Material, Abfall, Landverbrauch und Ökologie wurden während des Entwurfs mit untersucht. Die RISA hat keinen Gasanschluss, sondern ist an das Fernwärmenetz der Stadt angeschlossen. Um Energie zu sparen, wurde das Gebäude besonders gut isoliert und komplett mit LED-Beleuchtung ausgestattet. Die Heizung funktioniert über ein Niedrigtemperatursystem.

Bautafel

Architektur LIAG Architekten und Ingenieure, Den Haag (NL)

Statik Bouwadviesbureau Van der Ven, Ridderkerk (NL)

Installationsberatung Traject, Zevenaar (NL)

BauphysikberatungZri, Den Haag (NL)

internationale Schule
internationale Schule
Die Fassade ist mit Ausnahme des etwas zurückliegenden Zwischengeschosses in einer zurückhaltenden natürlich-hellen Farbe verputzt.
internationale Schule
Die Arnhem International School hat ein alle Bauteile verbindendes Element, und das ist die blaue Route.
internationale Schule
internationale Schule
Tageslicht reicht dank des Entwurfs bis tief ins Gebäude hinein. Dies fördert das Wohlbefinden der Benutzer. Durch verschieden grosse Oberlichter dringt Tageslicht auch in den Kern des Gebäudes.
internationale Schule
internationale Schule
Die blaue Route verbindet die Sporthalle im Untergeschoss mit allen darüber liegenden oberen Etagen.
internationale Schule
Ansicht Nord
Ansicht Nord
Ansicht Süd
Ansicht Süd
Ansicht West
Ansicht West
Ansicht Ost
Ansicht Ost
Erdgeschoss
Erdgeschoss
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