Infrastrukturbau – Inbetriebnahme steht bevor

Der Galgenbucktunnel steht nach mehr als acht Jahren Bauzeit kurz vor seiner Eröffnung. Die letzten baulichen Tätigkeiten in der Engi haben bereits ihren Abschluss gefunden.

Galgenbucktunnel
Von Uwe Guntern (Text) und ASTRA Infrastrukturfiliale Winterthur (Bilder)
Der Galgenbucktunnel steht nach mehr als acht Jahren Bauzeit kurz vor seiner Eröffnung. Die letzten baulichen Tätigkeiten in der Engi haben bereits ihren Abschluss gefunden.

Das Bundesamt für Strassen ASTRA baute mehr als acht Jahren in der Agglomeration Schaffhausen den Galgenbucktunnel. Mit dem neuen Tunnel wird die Gemeinde Neuhausen am Rheinfall vom Durchgangsverkehr entlastet sowie die langfristige Funktionsfähigkeit des A4-Anschlusses Schaffhausen Süd sichergestellt.

Vortrieb und Ausbau

Seit Juli 2013 wurde der Tunnel von der Engi her im Sprengvortrieb aufgefahren. Tunnelbagger unterstützten bei Bedarf die Arbeiten. Auf der gesamten Tunnellänge brach man zuerst die Kalotte (obere Tunnelhälfte) aus, anschliessend zog man schrittweise die Strosse und Sohle (untere Tunnelhälfte) nach. Insgesamt wurden rund 171 000 m³ Fels und Lockergestein ausgebrochen. Während des Vortriebs überwachten Spezialisten die Intensität der Erschütterungen sowie das Gelände oberhalb des Tunnelperimeters.

Der Ausbau des Tunnels erfolgte zweischalig mit einer druckhaltenden Vollabdichtung. Die Dicke der Betoninnenschale beträgt 30 Zentimeter im zweispurigen Tunnel respektive 50 Zentimeter im dreispurigen Tunnelbereich. In Zonen mit ungünstigen geologischen Verhältnissen sowie im Bereich der Querung mit dem Charlottenfelstunnel der Deutschen Bahn (DB) wurde die Innenschale zusätzlich verstärkt.

Der Galgenbucktunnel kreuzt im Bereich des Schlosses Charlottenfels den bestehenden Eisenbahntunnel der DB-Strecke Schaffhausen–Erzingen. Der minimale vertikale Abstand der beiden Tunnel beträgt dabei zirka 5,5 Meter. Um das Risiko einer Beschädigung des Bahntunnels durch die Sprengarbeiten zu minimieren, wurde das Gewölbe vorgängig auf einer Länge von rund 70 Metern mit Ankern verstärkt. Zudem erstellte man vom Portalbereich Bahntal aus zwei 126 Meter lange Sondierstollen. Mit diesen Sondierstollen gewannen die Ingenieure wertvolle Erkenntnisse hinsichtlich der geologischen Verhältnisse im Kreuzungsbereich.

Der Anschluss Bahntal stellt das Verbindungselement zwischen dem Galgenbucktunnel und dem bestehenden Autobahnanschluss A4 Schaffhausen Süd (Ausfahrt aus dem Fäsenstaubtunnel und Einfahrt zum Cholfirsttunnel) dar. Um den Galgenbucktunnel kreuzungsfrei an das bestehende Strassennetz anzubinden, waren zwei grössere Brücken notwendig. Die Brücke Charlottenfels misst rund 50 Meter und führt den Verkehr aus dem Galgenbucktunnel über die Schaffhauserstrasse an den Knoten Bahntal respektive weiter zur Brücke Schaffhauserstrasse. Die knapp 90 Meter lange Brücke Schaffhauserstrasse verläuft parallel zur SBB-Bahnlinie und leitet den Verkehr direkt zum Anschluss an die Nationalstrasse A4.

Die Grossbaustelle zwischen den SBB-Gleisen im Osten und dem Bahndamm der DB im Westen war aufgrund der engen Platzverhältnisse und der rund 25 000 Fahrzeuge, die auch während der Bauzeit täglichen den Knoten passierten, äusserst komplex. Um während der Bauzeit den Strassenverkehr aufrechtzuerhalten, waren verschiedene Verkehrsumstellungen notwendig.

Sicherheitstests und Schulungen rund um die Tunnelanlage

Die seit Frühjahr 2019 laufenden Bauarbeiten rund um das Portal Engi waren die letzten baulichen Massnahmen im Zusammenhang mit dem Galgenbucktunnel-Projekt. In dessen Rahmen sind neben dem neuen Kreisel mit seinem Bypass weitere Bauwerke erstellt worden. Neben einem Absetzbecken und einer Versickerungsmulde, die der Aufnahme des auf den Strassenflächen anfallenden Niederschlages dienen, sind das insbesondere die Stützmauern entlang des neuen Geh- und Radweges sowie die Hangsicherungen unterhalb des Engiwaldes.

Während die Baumassnahmen abgeschlossen sind, laufen die ausführlichen Sicherheitstests der Tunnelanlage auf Hochtouren. Sie sind wesentlicher Bestandteil des gesamten Tunnelprojekts, zumal sie die Funktionsweise der technischen Einrichtungen prüfen, definierte Prozesse durchexerzieren und damit die Reaktionsfähigkeit sämtlicher Anlagen sicherstellen, die für die Notfallbewältigung elementar sind.

Energieversorgung, Beleuchtung, Tunnellüftung, Brandmeldeanlagen, Signalisation, Notruf und Notausgangstüren sowie Überwachungskameras, aber auch die Auslösung der Alarmierung folgen dabei einem vordefinierten Handlungsstrang: der sogenannten Tunnelreflexmatrix.

Sind die Tests an der Anlage vollzogen und die Schulungen der verschiedenen Einsatzkräfte abgeschlossen, wird die Tunnelanlage in die Obhut der regionalen Gebietseinheit VII übergeben, die im Auftrag des Astra für den Betrieb und den Unterhalt der Nationalstrassen zuständig ist.

Die Eröffnung des Galgenbucktunnels kann – innerhalb des gesetzten Budget- und Zeitrahmens – planmässig Ende 2019 vollzogen werden. Die offizielle Inbetriebnahme der Tunnelanlage findet am 6. Dezember statt. Dann steht der Tunnel dem Strassenverkehr zur Verfügung. ●

Projektdetails

Tunnelstrecke 1061 Meter
Tagbaustrecke Engi 47 Meter
Tagbaustrecke Bahntal 30 Meter
Zweispuriger Tunnel im Gegenverkehr
Dreispurige Vorsortierstreifen an den Tunnelportalen
Maximales Gefälle im Tunnel 4,5 Prozent
Gebirgsüberlagerung zwischen 20 und 70 Meter
Zwei Brücken und diverse Stützmauernim Bahntal
Gesamtkosten 240 Millionen Franken

Galgenbucktunnel
Bevor der Tunnel für den Verkehr freigegeben werden kann, wird das Gesamtsystem der Betriebs- und Sicherheitsausrüstung auf seine einwandfreie Funktionsfähigkeit überprüft.
Galgenbucktunnel
Der 1138 Meter lange Galgenbucktunnel verläuft vom Portal Engi zwischen Neuhausen am Rheinfall und Beringen im Westen zum Portal Bahntal am Autobahnanschluss Schaffhausen Süd im Osten.
Galgenbucktunnel
Der neue Tunnel stellt die Funktionsfähigkeit des Anschlusses Schaffhausen Süd langfristig sicher.
Galgenbucktunnel
Galgenbucktunnel
Sowohl Feuerwehr- als auch Sanitäts- und Polizeidienste werden für etwaige Ernstfälle im neuen Tunnel instruiert und trainiert.
Galgenbucktunnel
Galgenbucktunnel
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