In Einheit
Neben der Rolle als koordinierendes Planungsbüro haben CoBe Architecture & Paysage zugleich mit E2B einen zentralen Arealbaustein im französischen Saint-Ouen entworfen.
«Le Village des athlètes» mit Unterkünften für die Athletinnen und Athleten der Olympischen und Paralympischen Spiele erstreckt sich über Bereiche der drei Städte Saint-Denis, Saint-Ouen und L’Île-Saint-Denis. Der unter Beteiligung verschiedenster Planungsbüros realisierte und 2024 fertiggestellte Sektor E in Saint-Ouen gehört ebenfalls dazu. In koordinierender Rolle fungierten die Planungsbüros CoBe Architecture & Paysage, KOZ und Atelier Georges. Sie entwickelten zusammen die wichtigsten Richtlinien für die Gestaltung der verschiedenen Gebäude.
Sektor E fügt sich in den städtebaulichen Kontext der bestehenden Wohnviertel der Stadt Saint-Ouen ein. Mit der Unterteilung in «Villen» und «Belvederes» sowie Variationen in der Gebäudestaffelung und der Materialität wurden sanfte Übergänge zu den bestehenden Strukturen geschaffen. Die «Villen» vervollständigen die vorstädtische Wohnbebauung der Altstadt von Saint-Ouen, welche überwiegend von Holz und Kalkputz geprägt sind und eine relativ geringe Gebäudehöhe bis zu fünf Geschossen aufweisen. Die «Belvederes» öffnen sich hingegen zur neuen zentralen Strasse und markieren zugleich den Zugang zu einem grossstädtischen Gebiet. Diese bündeln die höchsten Gebäude des Areals und sind vor allem von Elementen aus Metall und Terrakotta geprägt.
Belebt
Verschiedene Planungsbüros haben jeweils einzelne Blöcke des Gesamtareals entworfen. CoBe Architecture & Paysage waren für die drei Gebäude des Teilstücks E2B zuständig. Dieses befindet sich an der Kreuzung dreier grosser öffentlicher Räume: der Strasse Finot, dem Platz Ampère und der Allee des Coteaux. Der E2B-Block nimmt damit eine zentrale Position im Arealgefüge ein. Die Höhenstaffelung belebt das Gebäudeensemble, wobei der höchste Baukörper an der Strasse Finot mit dem angrenzenden Platz interagiert und zugleich den Zugang zum Viertel markiert. Ein gemeinsamer Sockel mit strukturellen Pfeilern aus geriffelten Betonfertigteilen und sandgestrahlten Betonfertigteilstürzen verbindet die drei Gebäude des Grundstücks E2B. Ein grosszügiger Innenhof komplettiert den Block und ermöglicht Sichtbeziehungen zwischen Aussenräumen und dem Inneren der Gebäude.
Verschoben und ausgetauscht
Die reversible Bauweise als wichtiges Gestaltungsprinzip wirkte sich auf die Struktur der Gebäude aus. Jede Unterkunft wurde so konzipiert, dass sie sich an die wechselnden Nutzungen anpassen kann. Nach Beendigung der Spiele werden die Unterkünfte in der «Heritage»-Phase einfach zu Familienwohnungen umgebaut. Eine Pfosten-Riegel-Konstruktion zur freien Raumplanung erleichtert dies und ist deshalb auch Bestandteil der Gestaltungskriterien für die Gebäude des Areals. Ephemere Elemente wie vorgefertigte Badezimmer, die während der «Heritage»-Phase verschoben und ausgetauscht werden können, unterstützen diesen Prozess.
Das E2B2-Gebäude konzentriert sich auf gemeinschaftliches Wohnen. Zum Raumprogramm gehören deshalb Gemeinschaftswohnungen von drei bis sieben Zimmern, Doppelhaushälften in den oberen Etagen, Terrassen auf dem Dach sowie begrünte Terrassen im zweiten Stock. Wäscherei, Fitnessraum und Büros ergänzen die Funktionen. Weil das Prinzip für Athletinnen und Athleten sowie künftige Bewohnende ansprechend ist, bleibt das E2B2-Gebäude als einziges des Blocks unverändert.
Harmonisch
Die drei Gebäude des Blocks E2B nutzen zwar verschiedene Materialien, weisen jedoch die gleichen farblichen Akzente auf. Eine gerippte Metallverkleidung ziert das Gebäude E2B1, womit der Übergang zwischen den Grundstücken E1 und E2 sichergestellt wird. Gerippte Terrakotta-Schindeln für E2B2 bilden den Übergang zum Grundstück E3. Holzstruktur und gestanzten Verputz wählte man für E2B3 sowie für alle Gebäude im Sektor E, die bis zu fünf Stockwerke hoch sind (die Villen).
Die Hybridkonstruktion besteht im Sockel und dem Erschliessungskern mit Treppe und Lift aus Beton. Holzpfosten und -balken dienen im Innern zur statischen Ertüchtigung. Holzrahmenwände bilden schliesslich die Gebäudehülle, welche mit Holzwolle wärmegedämmt und mit einem sandgestrahlten Putz versehen ist.
Ein Exoskelett aus vertikalen Metallprofilen verläuft über alle Etagen der drei Gebäude und sorgt für ein harmonisches Erscheinungsbild. Es unterstreicht die vertikale Ausrichtung der Gebäude und stützt zusätzlich die privaten Balkone von Gebäude B3. Auf der obersten Ebene entstehen daraus Pergolen, die die Dachterrassen schützen und die Solaranlage auf den Dächern der Gebäude tragen. Denn das gesamte Dach ist mit Photovoltaik-Paneelen ausgestattet, die mit einer Speicherbatterie verbunden sind, um einen grossen Teil des Strombedarfs der Gebäude zu decken. ●