Gut durchmischt
Der Wohnkomplex «De Zalmhaven» befindet sich im ehemaligen gleichnamigen Hafen im Zentrum von Rotterdam. Ein von Dam & Partners Architecten entwickeltes Hochhaus ergänzten Kaan Architecten um ein Gebäudeensemble aus zwei Wohntürmen.
Von Morris Breunig (Text) und Sebastian van Damme (Bilder)
Der Zalmhaven-Komplex liegt im historischen Scheepvaartkwartier von Rotterdam. Der Name geht zurück auf die dort Ende des 17. Jahrhunderts ansässige Werft und Lachsfischerei. Mit der zunehmenden Industrialisierung hat sich das Gebiet erheblich verändert, und es entstanden vermehrt Bürogebäude. Den Hafen selbst schüttete man für den Bau der Erasmusbrug zu. Diese führt über die Nieuwe Maas und zählt heute zu den Wahrzeichen Rotterdams.
Im Zuge einer städtebaulichen Überarbeitung vor rund 20 Jahren strebte man für das Gebiet eine sinnvollere Mischung aus Wohnen, Arbeiten und Freizeit an. «De Zalmhaven» ist das Ergebnis dieser städtebaulichen Vision. Dam & Partners Architecten setzten dafür ein Hochhaus im Osten des Areals um. Kaan Architecten kreierten zwei Wohntürme und 33 Stadthäuser. Der Zalmhaven-Komplex fasst insgesamt 452 Wohnungen. Davon verteilen sich 196 Einheiten auf die von Kaan Architecten realisierten Bauten Zalmhaven II und Zalmhaven III. Geschäftsräume, Restaurant und ein Aussichtspunkt im höchsten Wohnturm der Niederlande ergänzen das Angebot.
Dem Sockel entsprungen
Die Stadthäuser unterschiedlicher Grösse und mit ebenerdigem Eingang bilden den viergeschossigen Sockel des Gebäudekomplexes, in dessen Mitte ein Parkhaus mit rund 450 Plätzen integriert wurde. Der Sockel erstreckt sich über die gesamte Länge des Grundstücks zwischen Gedempte Zalmhaven und Houtlaan. Ein Gemeinschaftsgarten in dessen viertem Geschoss dient den Bewohnenden als Treffpunkt und soll zusammen mit dem neu gestalteten Park an der Nordseite die urbane Dichte des Stadtzentrums abmildern.
Die beiden 70 Meter hohen Wohntürme sind auf dem Sockel angeordnet. Eine Verschiebung entlang der Mittelachse des Grundrisses verleiht den Türmen eine schlanke Silhouette und ermöglicht unterschiedliche Wohnungsgrundrisse. Grosszügige, mit hellem Naturstein verkleidete Eingänge führen in die Wohntürme, die geschossweise durchschnittlich sechs Wohnungen fassen. Den Abschluss bilden jeweils Maisonettes und Penthäuser, die mit ihrer sichtbaren doppelten Höhe den Fassadenrhythmus beenden. Durch die Anordnung der Maisonettes an den Rändern der Türme konnten die technischen Installationen direkt über den Aufzugskernen versteckt werden und ragen nicht über die Traufe hinaus.
Rasterförmig angeordnet
Einheitliche helle Farben und ein wiedererkennbares Fassadenmuster sorgen für die Einheit des Sockels und der Mitteltürme. Die rasterförmige Fassade ist eine Anlehnung an die kunstvoll verzierten Öffnungen der neoklassizistischen Gebäude des Scheepvaartkwartiers. Mit cremeweisser Aluminiumverkleidung, Bronzefenstern und Details ist diese jedoch eine zeitgemässe Neuinterpretation. Mit dem Wohnensemble haben Kaan Architecten einen sanften und eleganten Übergang zwischen der Hochhausachse der Stadt und dem historischen Scheepvaartkwartier geschaffen.