Gewachsen

Das von Omer Arbel designte Wohnhaus 75.9 wurde 2023 fertiggestellt. Es befindet sich inmitten einer Heuwiese im pazifischen Nordwesten Kanadas. Die Wohnräume verteilen sich auf vier Baukörper, welche mit doppelter Raumhöhe kokettieren und fassadenseitig mit Verglasungen und Zedernholz bestückt sind.

Gegossen

Eine Betonkonstruktion durchzieht zugleich Aussen- wie Innenbereiche und setzt dadurch gestalterische Akzente. Sie bilden einen Kontrast zur übrigen starren und rational erscheinenden Gebäudehülle. Für die Anfertigung der Betonkonstruktion wird der Beton in eine Gewebeschalung gegossen, die innerhalb von Sperrholzrippenstrukturen angebracht ist. Diese bilden Wände und erheben sich zu säulenartigen Dachformen. Vereinzelte Elemente erreichen eine Höhe von bis zu zehn Metern. Sie wurden mit einer speziellen Betonmischung bewusst langsam und kontinuierlich gegossen. Durch Mikroperforationen im Gewebe kann während des Aushärtens Luft aus der Betonoberfläche entweichen. Entstanden sind eine reich strukturierte, gewebte Oberfläche nach dem Entfernen des Gewebes und eine einzigartige Geometrie der Säulen. Durch die unterschiedliche Höhe und Position der einzelnen Säulen entsteht eine kinematografische Erzählung des häuslichen Wohnens. Deren Oberfläche bleibt zudem rau. Die Betonböden hingegen sind poliert. Ein erneuter Kontrast. Im Zusammenspiel mit den Möbeln und den Einbauten aus Holz entsteht eine warme und wohnliche Atmosphäre.

Natürlich

Die Innenraumgestaltung ist zugleich ein Spiel mit der Massstäblichkeit. Denn die Säulen in Trompetenform ähneln optisch floralen Gebilden. Beinahe so, als würde der Kelch einer Pflanze schützend über den Bewohnenden ragen. Die Trompetenform jeder Säule ist hohl und ermöglicht die Anpflanzung von Bäumen auf der bewohnten Dachlandschaft. Die Verbindung zur Natur ist ein offensichtliches Stilmittel, das Verwachsen des Hauses mit der Natur nur konsequent. Die Heuwiese bedeckt die Verbindungsgänge aus Beton. Gebäude und Landschaft wachsen im Gleichschritt. ●