Erneuter aufgehender Stern

Der «Blaue Stern» leuchtet wieder. Batek Architekten haben dem historischen Berliner Programmkino mit einer Sanierung neuen Glanz verliehen.

Blaue Stern
Das Gebäude stammt aus dem Jahr 1870, es diente ursprünglich als Tanzsaal eines Ausflugslokals.Fotos: Marcus Wend

Mit einer sensiblen Herangehensweise an bestehende Räume haben Batek Architekten die Räumlichkeiten des «Blauen Sterns» – erstmals Kinoveranstaltungsort seit 1933 – mithilfe gezielter Eingriffe den Anforderungen des heutigen Kinobetriebs angepasst. Das Raumkonzept ist stringent durchdacht, farbenstark sowie funktional und schafft einen markanten Rahmen für das Kinoerlebnis.

Für Nostalgie
Im Zuge der Sanierungsarbeiten wurden das Foyer erweitert, die beiden Säle neu gestaltet und der Schallschutz verbessert. Das Gebäude stammt aus dem Jahr 1870, es diente ursprünglich als Tanzsaal eines Ausflugslokals. Das erste Kino eröffnete hier 1933 unter dem Namen Bismarck-Lichtspiele, seit 1946 heisst es «Blauer Stern», wie das nostalgische Neonschild mit dem Stern über dem Eingang verrät.

Blaue Stern
Im Foyer befindet sich ein gross­ügiges Entree mit langer geschwungener Sitzbank.

Seit einigen Jahren gehört das Filmtheater im Stadtteil Pankow zur Yorck-Kinogruppe. Für dasselbe Unternehmen haben die Planenden bereits das Kino «Delphi Lux» eingerichtet. Während beim «Delphi Lux» eine Neubaufläche komplett neu bespielt werden konnte, galt es beim «Blauen Stern», den Altbaubestand mit gezielten Eingriffen den Anforderungen des heutigen Kinobetriebs anzupassen.

Blaue Stern
Eine Reihe von Rundbögen vereinheitlicht die unregelmässige Raumstruktur des grossen Saals.

Bedruckt bespannt
Im Foyer liessen die Planenden eine gläserne Trennwand entfernen, den gewonnenen Platz nutzten sie, um ein grosszügiges Entree mit langer geschwungener Sitzbank und einem Tresen zu schaffen. Die über die Jahrzehnte gewachsene, unregelmässige Raumstruktur des grossen Saals vereinheitlichten sie mit einer Reihe Rundbögen. Die Wände sind mit farbig bedruckten Stoffbahnen bespannt, dafür verwendeten Batek Architekten das Kunstwerk «Lange Reise» der Künstlerin Mechtild van Ahlers als Vorlage. Auf Wandgrösse skaliert, schweben nun florale und wolkenartige Gebilde in Rottönen vor blauem Hintergrund. Vorhang, Decke und Gang sind ebenfalls in Rot gehalten. Dieses kräftige, für Kinos so typische Rot findet sich im ­Foyer wieder, bei der samtbezogenen Sitzbank, beim Tresen und bei einem mobilen Snackwagen.

Blaue Stern
Tresen im Foyer.

Die Wände sind hier zweigeteilt: Bis zu einer Höhe von zwei Metern sind sie in einem tiefen Aubergine gestrichen, darüber in hellem Grau. Die historische Stuckdekoration der Foyerdecke ­inspirierte die Planenden bei der Lichtgestaltung: Das grafische Rautenmuster des Stucks zogen sie mit abgehängten LED-Lichtschienen teilweise nach. Im Gang zu den beiden Sälen setzen sich die diagonal verlaufenden Lichtschienen fort. Der Glamour der grossen, weiten Kinowelt, er strahlt jetzt wieder in Pankow, im Zeichen des «Blauen Sterns». ●

Bautafel

Objekt Kino
Standort Berlin
Fertigstellung 2020
Fläche 435 m2
Planungsteam Anke Müller, Julia Jensen, Patrick Batek

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