Corporate Architecture – Zeitlose Landmarks mit Charme
Seit 1998 folgt die Gestaltung von neuen Interspar-Märkten und -Einkaufszentren in Österreich der gemeinsamen Architektursprache, die ATP architekten ingenieure festgelegt haben.

Drei aktuelle, von ATP architekten ingenieure geplante Zentren in Mistelbach (A), Wels (A) und Imst (A) orientieren sich am Corporate-Architecture-Konzept für Interspar, das die Werte und die Haltung des österreichischen Betreibers von Hypermärkten in den Mittelpunkt stellt, und entwickeln es ortsspezifisch weiter. Die Sichtbarkeit des Unternehmens in der Umgebung, das Zeichen zur Ankündigung der Filialen ist genauso wichtig wie eine ansprechende Inszenierung der Warenwelt, um das Einkaufen auch zum Erlebnis zu machen.Die Grundprinzipien lassen sich zusammenfassen in Transparenz und Grosszügigkeit in der Aussenwirkung, Klarheit und Disziplin in der Formen-, Farben- und Materialwahl sowie als eine ästhetische Inszenierung der Ware, die das Raumerlebnis für den Kunden in den Mittelpunkt stellt. Die einzelnen Märkte folgen den Vorgaben der Corporate Architecture, gehen aber auch auf den Kontext der jeweiligen Umgebung ein. Die Architektur öffnet sich jeweils zur umgebenden Stadt oder Landschaft und macht Einblicke in die Gestaltung des Inneren des Marktes möglich. Städtebauliche Elemente wie Platz, Boulevard, Avenue oder Strasse helfen bei der Führung der Kunden durch die Märkte und inszenieren das Leben im Innenraum wie in der Stadt. Das Spiel mit diesen Elementen gibt ausserdem jedem Supermarkt oder Einkaufszentrum seinen individuellen Auftritt.
Als städtebauliche Landmark fungiert ein schräg gestellter Interspar-Pylon, der mittlerweile ausnahmslos bei allen Interspar-Märkten in fünf Ländern eingesetzt wird. Inmitten orthogonaler Elemente wie Gebäuden, Werbetafeln, Lichtmasten oder Verkehrszeichen erregt er Aufmerksamkeit und ist klar als Firmen-Signet wiederzuerkennen. Ein roter Rahmen umfasst jeweils den Eingang der Märkte. Er integriert auch Schriftzug oder Logo, Windfang und Lichttunnel. Empfangen werden Kunden von einem «Laubengang», der in unterschiedlichen Varianten die Aussenhaut der Gebäude durchdringt. Die überdachte Einkaufsstrasse dient auch dem Freiverkauf. Eine Box als disziplinierter Baukörper umhüllt den Markt. Klare Material- und Formensprachen setzen ein ästhetisches Statement. Grosse, gläserne Fronten an der Eingangsseite machen die Gebäude transparent, geben Einblicke und inszenieren das Innere wie eine Bühne. Naturfarbenes Aluminium umhüllt den geschlossenen Teil der Fassade. Die Tragkonstruktion ist jeweils von der Aussenhaut getrennt. Sie besteht aus schlanken Stahlbetonskelettteilen und/oder Holzfachwerkteilen. Der funktional optimierte Gebäudekubus kann so auf städtebauliche und funktionale Herausforderungen reagieren.
Einkaufszentrum Mistelbach
Ende 2016 eröffnete in der niederösterreichischen Bezirkshauptstadt Mistelbach das modernisierte Interspar-Einkaufszentrum mit neu gestaltetem Restaurant und verschiedenen Shop-Partnern. Das 25 Jahre alte und 5500 Quadratmeter grosse Gebäude wurde von ATP architekten ingenieure (Wien) bei laufendem Betrieb umfassend saniert. Es blieb lediglich die tragende Struktur aus Stahlbetonstützen und Trägern erhalten. Der Eingang und das Restaurant mit Anlieferung wurden abgebrochen. Beim Umbau erhielt das Gebäude ein völlig neues Erscheinungsbild. Eine offene Mall mit transparentem Eingangsbereich und ein grosszügiges Vordach machen nun auf den neuen Markt aufmerksam. Gebogene Wände und helles Interieur setzen gestalterische Akzente. Champagnerfarbene Alu-Verbundplatten bedecken die hinterlüftete Hauptfassade und das auskragende Vordach. Die Glasfassade, eine Pfosten-Riegel-Konstruktion, ermöglicht schon von Weitem Einblicke in die Mall und das Restaurant. Wärmegedämmte, graue Blechsandwich-Paneele mit PU-Kern dominieren die kaum sichtbare Ladehof- und Nordseite. Uplights strahlen auf das Vordach und die gläsernen Windfang-Würfel und erhellen den Vorplatz. Optisch wird so die Untersicht des Vordachs ins Innere weitergeführt. In einer geschwungenen Lichtvoute geht sie in die gelochte Gipskartondecke der Mall über. Ein acht Meter grosses, rundes Oberlicht fungiert als zentrales Element zwischen Restaurant, Markt, weiteren Shops und den Nebenzonen. Indirektes Licht aus weiteren Lichtvouten, Downlights und Wallwashern sorgen für eine angenehme Atmosphäre. Die neue Oberfläche auf dem Parkplatz besteht aus Betonpflastersteinen für die Stellplätze und Asphalt für die Fahrspuren. Zwei Sickermulden führen das Oberflächenwasser ab. Von 271 Stellplätzen sind 16 mit E-Ladestationen ausgestattet, vier der 30 Fahrradstellplätze eignen sich zum Laden von E-Bikes. Ein komplexes Bauphasenkonzept ermöglichte, dass der Markt während des kompletten Umbaus nicht schliessen musste. Integrale Planung gewährleistete auch in diesen Phasen die Beleuchtung, entsprechende Lüftung und Klimatechnik sowie Sicherheit. Die Generalsanierung ermöglichte, den Lebenszyklus des Gebäudes zu verdoppeln – bei gleichzeitiger CO₂-Einsparung von 25 Prozent.
Hypermarkt Wels
Seit Sommer 2017 bietet der von ATP architekten ingenieure (Innsbruck) generalsanierte Interspar-Hypermarkt in Wels auf 3500 Quadratmetern über 50 000 Artikel. Gemäss dem Corporate-Architecture-Konzept gibt er sich transparent und grosszügig. Dies manifestiert sich bereits im grosszügigen Eingangsbereich. Ein geschwungenes Holzdach «schwebt» über einer durchgehenden, fast 200 Meter langen Glasfassade, die Einblicke in die Mall gibt. Die zwei undulierenden und ineinandergreifenden Vordächer markieren den Haupteingang. Auch nachts ist das Gebäude schon von Weitem sichtbar, denn die Untersicht der Vordachwellen wird mittels LED purpurfarben beleuchtet. Am Standort existierte bereits seit Anfang der 1990er-Jahren ein Interspar-Markt. Beim Umbau wurde so weit möglich die Bestandsstruktur erhalten. Das in zwei Etappen sanierte und realisierte Gebäude beherbergt nun neben dem Hypermarkt auch ein Restaurant, Shops und das Interspar-Gastro-College, die Ausbildungsstätte für alle 900 Mitarbeiter der Interspar-Gastronomie österreichweit. Während der gesamten Bauphase lief der Geschäftsbetrieb weiter.
Neben den rund 60 Prozent der Bestandsstruktur konnten auch die Aussenanlagen und Parkplätze weitestgehend in das neue Konzept integriert werden. Der Lebenszyklus des Gebäudes konnte durch den Umbau massgeblich verlängert werden. Ebenso konnten durch vernünftige Integration des Bestandes die CO₂-Emissionen bedeutend verringert werden. Bei der Implementierung der neuen Technik und der neuen Struktur in den Bestand spielten Integrale Planung und BIM eine essenzielle Rolle. Die Integrale Planung war aber auch massgeblich, um die technischen Voraussetzungen und die Sicherheitsaspekte für einen Betrieb während der Bauphase zu gewährleisten.
Hypermarkt Imst
Auf rund 18 300 Quadratmetern entstand an der südlichen Stadteinfahrt von Imst der erste Interspar-Vollversorger im Tiroler Oberland. Das von ATP architekten ingenieure (Innsbruck) integral geplante Projekt mit einem Hypermarkt, einem Restaurant und weiteren Shops eröffnete Ende 2017. Die Lage am Hang machte eine aufgeständerte Bauweise erforderlich, die eine offene Garage integriert. Durch die Hanglage ist das Objekt von Weitem gut sichtbar, sowohl von der angrenzenden Strasse und vom Kreisverkehr aus als auch von der Stadt. Im Kontext der Berglandschaft kam das Konzept «Scheune trifft Moderne» zum Tragen. Das Gebäude wird als «Unterkunft für alles Notwendige» interpretiert, simpel und modern. Diese «hölzerne Scheune» öffnet sich grosszügig nach aussen. Der mit Schindeln verkleidete Kubus steht auf einer Vorplatzplatte und schwebt über der unteren Parkebene, die eine lichte Höhe von rund vier Metern aufweist. Immerhin musste ein Geländesprung von rund zehn Metern überwunden werden. Eine grosszügige Glasfassade gibt Einblick in den Supermarkt. Vor der geschindelten Fassade steht ein niedriger, verglaster Kubus mit Holzflachdach, über den Besucher ins Innere gelangen. Vom Parkplatz führen Panoramalifte und Treppen nach oben. Das Konzept mit viel Holz setzt sich im Inneren mit Holzverkleidungen aus Lärche und sichtbaren Holzträgern fort. Die Variation des Corporate-Architecture-Konzepts bei der Fassade, nämlich die Verwendung von Schindeln als Fassadenverkleidung, zeigt, dass es möglich ist, auf den lokalen Kontext einzugehen und trotzdem den Vorgaben des Corporate-Architecture-Konzepts betreffend Formen- und Farbwahl weitestgehend zu folgen.
Neben dem gestalterischen Mehrwert, den die stringenten Überlegungen zur Corporate Architecture jedem dieser neuen Interspar-Märkte verleihen, leisten das klare Verständnis der Unternehmensprozesse und die Integrale Planung bei ATP architekten ingenieure auch einen wesentlichen Beitrag, die Bau- und Betriebskosten der neuen Gebäude wesentlich zu reduzieren. ●










