Beplankt
Der Werkhof in Schattdorf ist ein Vorzeigeobjekt hinsichtlich der Intepretation von Materialkreisläufen. Die metallene Gebäudehülle stammt aus recycelten Autobahnleitplanken.
In Schattdorf im Kanton Uri übernimmt künftig ein neuer Werkhof die zentralen Aufgaben des Strassenunterhalts inklusive Winter- und Felsräumungsdienst. Kreiert haben diesen Felgendreher Olfs Köchling als Ersatz des bisherigen, in die Jahre gekommenen «Galgenwäldli». Das 3500 Quadratmeter grosse Grundstück wird vorrangig für die Lagerung und den Transport von Materialien genutzt. Gewerbebauten, Infrastruktur und Landschaft charakterisieren den am südlichen Rand der Gemeinde gelegenen Standort.
Robuste Verkleidung
Ein kräftiger Holzskelettbau auf einer mit Beton ausgeführten Bodenplatte mit wenigen Stützen, Über- und Unterzügen dient der baukonstruktiven Ertüchtigung. Eine Besonderheit ist die metallene Fassadenverkleidung, die von recycelten Leitplanken stammt. Während diese und die Tragstruktur im Wettbewerb noch aus Beton vorgesehen waren, wechselte man im späteren Planungsverlauf zum Holzskelettbau. Daraus ergab sich die Suche nach der geeigneten Schutzschicht für das Holz. «Anstatt eines filigranen Kleides ist die robuste Schale als Fassade für die Funktion eines Werkhofes passender», erklärt Architekt Johannes Olfs von Felgendreher Olfs Köchling Architekten. Die Wahl fiel auf Leitplanken, die nach einer Nutzungsdauer von rund 30 Jahren auf der Autobahn standardmässig ausgetauscht werden. «Die Alterung ist der Materialoberfläche deutlich anzusehen. Damit erzielt die Fassade den gewünschten ästhetischen Effekt und ist zugleich kostengünstiger. Bei einer Materialstärke von über drei Millimetern wird diese ein marktübliches Trapezblech mit einer Stärke von einem Millimeter deutlich überdauern», sagt der Architekt. Weil die Mitarbeitenden das Material zudem vom täglichen Gebrauch kennen, ergibt sich daraus ein willkommener Wiedererkennungseffekt. Insgesamt kamen am Objekt 1740 Leitplanken bei einer Gesamtlänge von 5,3 Kilometern zum Einsatz. Diese stammen vom Abschnitt Küssnacht bis Arth der Autobahn 4.
Hohe Nutzungsflexibilität
Hohe Überzüge auf dem Dach wirken gegen die Beanspruchung der stark auftretenden Schneelasten und ermöglichen hohe Spannweiten in der lang gezogenen Halle. All dies trägt zur möglichst hohen Nutzungsflexibilität des Gebäudes bei. Diese konstruktive Umsetzung erlaubt eine weite, nach Süden gerichtete Auskragung des Vordaches über Meter und erlaubt Be- und Entladearbeiten im Trockenen. Das vom Dach abfliessende Wasser wird schliesslich zum Fluss Gangbach abgeleitet. Im Süden ist der Werkhof ausserdem von einer Hochwassermauer umfasst.
Mit dem weiten Dachüberstand erübrigt sich ein elektrischer Sonnenschutz für Arbeitsplätze und Werkstätten. Brandmeldeanlage, Druckluftanlage, Fussbodenheizung sowie eine Photovoltaikanlage sind hingegen die gebäudetechnisch relevanten Einrichtungen des Hauses. Mithilfe der kompakten Anordnung der warmen Räume innerhalb der Halle und der kontrollierten Lüftungsanlage erreichte man zudem die Minergie-P-Zertifizierung.
Durch eine clevere Interpretation der industriellen Fassadengestaltung haben die Planenden mit dem identitätsstiftenden Zweckbau einen willkommenen Blickfang in der Gewerbezone von Schattdorf geschaffen. ●