Vom Entwurf bis zur Ausführung

in auf Parametern basierender visueller Designprozess befreit von den Zwängen von CAD und BIM. PAZ in Zürich vermittelt die dazu notwendigen Grundlagen.

Parametric Academy
Andrés Velasco Muro und Nora Bukovits, Gründer von PAZ. Fotos: AFTZ – Komlósi Stúdió; PAZ
Parametrisches Design und visuelle Programmiersprache
Ein auf Parametern basierender visueller Designprozess befreit von den Zwängen von CAD und BIM. PAZ in Zürich vermittelt die dazu notwendigen Grundlagen.

Parametric Academy Zurich (PAZ) hat sich auf visuelle Computersprache spezialisiert und arbeitet seit über zehn Jahren weltweit mit Fachpersonen aus Architektur, Design und Ingenieurwesen zusammen. Die Philosophie dahinter beruht auf den Eckpunkten «help – improve – research» (Helfen – Verbessern – Untersuchen).

Weg zum parametrischen Design

Ausschlaggebend war die Begeisterung für hochwertiges Design und qualitätsvolle Konzepte. «Am Anfang des Studiums fiel es uns schwer, Ideen zu präsentieren und die Maus mit der gleichen Sensibilität und Präzision wie den Bleistift zu nutzen», erklärt die Architektin Nora Bukovits. Sie ist zusammen mit dem Architekten Andrés Velasco Muro für PAZ zuständig. Manche Projekte konnten mit der CAD-Software entweder gar nicht oder nur mit grossem zeitlichem Aufwand erstellt werden. «Der Wendepunkt kam 2006, als wir die ganze Weihnachtszeit damit verbrachten, ein Freiformprojekt mit 2-D-Polylinien und Schraffuren in AutoCAD zu zeichnen. Wir sangen ‹Stille Nacht› im schwarzen CAD-Raum und haben leider die schönen Weihnachtstage mit monotoner und sinnloser Arbeit zugebracht», sagt die Architektin. In diesem Moment entwickelte sich der Wunsch nach intelligenten Systemen mit Effizienz. Es folgten entsprechende Recherchen, um Methoden zu erforschen und Wissen sowie Fähigkeiten aus verschiedenen Berufen miteinander zu verknüpfen. Mit Entdeckung der faszinierenden Welt des parametrischen Designs hat sich der berufliche Alltag grundlegend verändert. «Nach harten und aufregenden Jahren begannen wir, diese Methode an Universitäten zu unterrichten. Gleichzeitig begleiteten wir Projekte in verschiedenen Architektur-, Design- und Ingenieurbüros, von kleinen Installationen über Denkmalschutzprojekte bis zu Fussballstadien», erklärt der Architekt Andrés Velasco Muro.

Parametrisches Design als neue Ära?

Zur Veranschaulichung der Thematik hilft ein Blick auf Beispiele aus der Geschichte mit Proportionen, Parametern und Systemen. Parameter sind Merkmale, die ein bestimmtes System definieren oder klassifizieren. Parametrisches Design ist eine Arbeitsmethode, die Regeln definiert, unter denen diese Merkmale von der ersten Skizze bis zur Vollendung des Gebäudes ein funktionierendes Gesamtsystem bilden. Parametrisches Design wird oft als Software oder Architekturstil missverstanden, mit dem man organische Formen, seltsame Geometrien und Muster erstellen kann.

Auf grafische Weise gelöst

Mithilfe der visuellen Programmiersprache gelingt es, Ideen und Konzepte in Form von Parametern und Systemen für den Computer zu übersetzen. Diese wurde entwickelt, um die Kommunikation zwischen Mensch und Maschine auf grafische Weise zu lösen. Grail (Graphical Input Language) war die erste visuelle Programmiersprache, die 1966 von der Rand Corporation entwickelt wurde. Die Komponenten werden dabei, ähnlich dem Zeichnen mit einem Bleistift, entworfen und dargestellt.

Mit einfachen linear verbundenen Boxen und Kabeln bildet man ein System. Damit werden aus Inputs, Aktionen und Richtungen direkt Outputs und Ergebnisse generiert. Für den professionellen Arbeitsprozess ist es wichtig, jegliche Arbeitsschritte aufzuzeichnen und zu registrieren sowie diese mit Teammitgliedern offen und parallel zu teilen.

Mithilfe dieser visuellen Programmiersprache wird eine Annäherung an die Arbeitsweise des Computers geschaffen, um mit algorithmischem Denken und Verständnis von Daten eigene Tools zu entwickeln. Damit bleibt man von vordefinierten Vorgängen und Tools unabhängig, wird zum Schöpfer von Arbeitswerkzeugen und kann eigene Logik sowie Prozesse einbinden. Das Prinzip der Sprache ist überall wiederzufinden: in der Architektur über das Gamedesign bis zur Musik, Elektronik und Bildung.

Einstieg in die Programmiersprache

«Die Welt des parametrischen Designs und der visuellen Programmiersprache wollen wir nun nach zehn Jahren Implementierung und Nutzung mit dem Zertifikat Building System Specialist (BSS) der breiten Architekturwelt näherbringen», sagt Andrés Velasco Muro. BSS vereint Entwurf, Ideen, Systeme, Regeln, Artikulationen und Freiheit in Kombination mit parametrischem Design und BIM. Es dient als Einstieg in die Welt der Programmiersprache und wird das enorme Potenzial für den tagtäglichen Gebrauch am Arbeitsplatz ersichtlich machen.

BSS Master kombiniert die Welt der Videospiele mit Architekturpraxis und -theorie in einem flexiblen, dynamischen und persönlichen Unterricht. Entsprechend kommt auch der Spass nicht zu kurz.

Verantwortung übernehmen

Im Berufsalltag sind alle mit leistungsstarken, voll automatisierten und kostspieligen Programmen und Applikationen überlastet, die auf den ersten Blick eine Fülle an Möglichkeiten bieten. In der Realität ist man aber stets an die Vorgaben, Gedanken und Einschränkungen der Entwickler dieser Programme gebunden.

«Als Architekten haben wir die Kreativität, die Kraft und die Fantasie, um die Verantwortung für unser eigenes Design zu übernehmen. Wir müssen neugierig bleiben, ständig Neues lernen und hart arbeiten, um unsere Passion und den über 6000 Jahre alten Beruf der Architektur für das neue technologische und soziale Zeitalter weiterzuentwickeln», sagt Nora Bukovits vorausschauend.

pazacademy.xyz

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