«Ohne seriöse Abklärung vor Ort geht es nicht»
Die Heizungssanierung liegt vielen Bauherrschaften auf dem Magen. Was es dabei zu beachten gibt, wird im Interview mit Roland Roth, Berater von Elco, erörtert.
Michael Staub (Text)
Roland Roth, Ingenieurberater bei Elco, beschäftigt sich jeden Tag mit Heizungssanierungen. Er rät zu frühzeitiger und umsichtiger Planung – und zu Wärmepumpen, die später mit eigenem Solarstrom betrieben werden können.
Herr Roth, viele Bauherrschaften haben noch nie eine Heizung ersetzt und sind zuerst ein bisschen ratlos, wie sie dieses Projekt überhaupt angehen sollen. Was raten Sie ihnen?
Zuerst ist eine Istanalyse sinnvoll: Wie ist der Zustand meiner Heizung und meines Gebäudes? Der Gebäudeenergieausweis der Kantone (Geak oder Geak Plus) kann helfen, diese Frage zu beantworten. Ebenso kann die Impulsberatung «erneuerbar heizen» wertvolle Hinweise liefern. So erhält man eine Ahnung, welches Heizsystem sinnvoll ist und realisiert werden kann. Als zweiten Schritt sollte man eine Installationsfirma auswählen. Wer bereits einen Installateur kennt und ihm vertraut, ist in guten Händen. Andernfalls kann eine kurze Umfrage bei der Nachbarschaft oder eine Websuche helfen.
Wenn ein Installateurunternehmen gefunden ist, geht es um die Offertstellung. Wie läuft diese ab?
Eine seriöse Firma schaut sich die Situation vor Ort an. Denn häufig sind gewisse bauliche Anpassungen oder eine verstärkte Stromzufuhr notwendig. Solche Details müssen gründlich und sauber geklärt werden. Viele Installateure bieten deshalb ein Gesamtpaket für die Heizungssanierung an. Sie koordinieren ausserdem den Ablauf mit dem Baumeister oder dem Elektriker. Das ist ein Rundumservice, den viele Bauherrschaften sehr schätzen.
Wie gut können solche Offerten verglichen werden?
Das ist eine knifflige Geschichte, denn jede Fachperson plant und offeriert eine Sanierung ein bisschen anders. Das macht es schwierig, diese Pakete zu vergleichen. Deshalb raten wir, mindestens zwei, höchstens drei Offerten einzuholen. Ein Preisvergleich ist immer gut, aber mehr als drei unterschiedliche Offerten können Sie gar nicht miteinander vergleichen.
Wie viel Vorlaufzeit sollte man einrechnen, damit die Heizungssanierung entspannt gelingt?
Ich würde mindestens ein Jahr vor dem Termin starten. Eine saubere Planung braucht Zeit, und gerade am Anfang weiss man noch nicht genau, was das Projekt alles umfasst. In den meisten Gemeinden ist für den Wärmeerzeugerersatz ein Baugesuch notwendig, und natürlich möchte man von Förderbeiträgen profitieren. Das braucht alles eine gewisse Zeit.
Bei der Sanierung waren fossile Heizungen lange Zeit führend. Vor zwei Jahren haben sie den Spitzenplatz an die Wärmepumpe abgegeben. Welche Optionen bietet diese für eine Sanierung?
Es gibt sehr viele Möglichkeiten. Man kann die Wärmepumpe entweder aussen oder im Gebäude aufstellen. Das hängt ein bisschen von den Wünschen und dem Budget ab. Manche Bauherrschaften wollen um keinen Preis eine Maschine in ihrem Garten aufstellen, sondern bringen sie lieber im Haus unter. Verschiedene Optionen gibt es auch bei der Energiequelle für die Wärmepumpe. Hier kommen die Aussenluft, die Erdwärme und das Grundwasser infrage, je nach Standort und Gebäude.
Wärmepumpen werden mit Strom betrieben. Macht man sich mit einer solchen Heizungssanierung nicht zu sehr von der Elektrizität abhängig?
Diese Frage hören wir immer häufiger. Doch ich glaube, das Problem liegt woanders. Der Ukrainekrieg zeigt deutlich, wie abhängig wir vom Erdgas und Erdöl sind. Diese Energieträger können wir nur aus dem Ausland beziehen, wir haben keinen Einfluss auf den Preis. Beim Strom haben wir hingegen die Möglichkeit, mindestens einen Teil selbst zu produzieren, zum Beispiel mit einer Photovoltaikanlage auf dem eigenen Dach.
Worauf ist zu achten, damit die neue Heizung auch Solarstrom nutzen kann?
Wir empfehlen, Wärmepumpen mit dem Label «Smartgrid ready» zu wählen. Diese Maschinen können zu einem späteren Zeitpunkt an eine Photovoltaikanlage angeschlossen werden. Zudem sollte die Elektroverteilung richtig dimensioniert werden, damit später keine Nachrüstungen notwendig sind. Weiter raten wir dazu, Elektroheizeinsätze einzubauen, die später mit einer Photovoltaikanlage betrieben werden können. So ist alles optimal vorbereitet.
Lang wurde empfohlen, die Heizung im Frühling oder im Sommer zu sanieren. Gilt das immer noch?
Nach unseren Beobachtungen sind die Installateurunternehmen gegenwärtig sehr bei Neubauprojekten gefordert, gerade im Sommerhalbjahr. Deshalb haben sie oft weniger Zeit und Flexibilität für Sanierungen. Viele sanieren die Heizung heute im Winterhalbjahr. Mit einer temporären Mobilheizung oder einem kleinen «Öfeli» kann man ein bis zwei Wochen gut überbrücken. Die meisten Gebäude sind ja gut gedämmt, so hält man einige Tage ohne Heizung durch.
Wie lang dauert und wie intensiv ist die eigentliche Sanierung?
Wenn das Projekt gut geplant und sauber getaktet ist, ist es nicht so aufwendig, wie viele meinen. Idealerweise wird am Montag die alte Heizung demontiert, und der Baumeister erledigt die laute und schmutzige Arbeit. Ab Dienstag wird installiert, und am Freitag kann bereits die neue Heizung in Betrieb genommen werden.