Spielend luftgereinigt

Das Architektur- und Innovationsbüro Ecologicstudio hat unter der Leitung von Claudia Pasquero und Marco Poletto für Otrivin Breathe Clean die Neuheit «Airbubble» entworfen. Es ist der erste biotechnologische Spielplatz der Welt, der luftreinigende Mikroalgen integriert.

Airbubble playground
Das Projekt befindet sich in der öffentlichen Grünanlage vor dem Kopernikus-Wissenschaftszentrum. Fotos: Maja Wirkus
Das Architektur- und Innovationsbüro Ecologicstudio hat unter der Leitung von Claudia Pasquero und Marco Poletto für Otrivin Breathe Clean die Neuheit «Airbubble» entworfen. Es ist der erste biotechnologische Spielplatz der Welt, der luftreinigende Mikroalgen integriert.

«Airbubble» schafft ein gereinigtes Mikroklima für Kinder zum Spielen, eine echte Blase sauberer Luft im Zentrum von Warschau. Das Projekt befindet sich in der öffentlichen Grünanlage vor dem Kopernikus-Wissenschaftszentrum (Centrum Nauki Kopernik), wo auch eine Ausstellung zu sehen sein wird, welche die Design-Innovation hinter der Erfindung illustriert. Der Spielplatz ist die fortschrittliche Integration der Fotosynthese in die gebaute Umwelt. «Die Biointelligenz natürlicher Systeme in die Städte zu bringen und Gebäude in lebende Maschinen zu verwandeln, die Energie produzieren, CO₂ speichern und die Luft reinigen, birgt ungenutzte Möglichkeiten. Um das zu erreichen, müssen wir die lebendige Welt als Teil der aktuellen digitalen Revolution betrachten: Die Natur wird Teil einer neuen biointelligenten Infrastruktur», sagt Marco Poletto, Mitbegründer von Ecologicstudio.

Städtisches Algengewächshaus

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist die Luftverschmutzung die grösste globale Gesundheitsbedrohung. Warschau wurde als erste Station für dieses Projekt ausgewählt, da es zu den Städten gehört , die in Europa am stärksten von der Luftverschmutzung betroffen sind. «Airbubble» erzeugt eine neue architektonische Typologie. Es besteht aus einer zylindrischen Holzstruktur, die von einer ETFE-Membran umhüllt ist, die 52 Algenreaktoren aus Glas schützt. So entsteht ein echtes städtisches Algengewächshaus. Der Raum ist unter anderem mit Seilen und Hüpfkugeln ausgestattet und kann als Spielplatz sowie als Klassenzimmer im Freien genutzt werden. Das blubbernde Geräusch des Algengartensystems überdeckt den städtischen Umgebungslärm und schafft eine beruhigende Atmosphäre, in der man spielen und interagieren kann.

Feinstaubpartikel absorbieren

Der Filterungsprozess wird durch die architektonische Morphologie der Spielplatzstruktur noch verstärkt. Die ETFE-Membran – eine Weiterentwicklung des Photo-Synthetica-Urban-Curtain-Systems, das 2018 von Ecologicstudio in Dublin vorgestellt wurde – steuert das Mikroklima im Innern. Die umgekehrte konische Dachmembran fördert die Luftzirkulation und die natürliche Belüftung, was wiederum den Spielbereich sauber hält.

Das Kontrollsystem von «Airbubble» integriert städtische Luftverschmutzungssensoren und ist mit einer Datenverarbeitungsplattform verbunden, die in der Lage ist, Messungen in Echtzeit zu vergleichen und den Luftqualitätsindex für sechs Hauptschadstoffe anzuzeigen: Feinstaub PM2,5 und PM10, bodennahes Ozon (O₃), Stickstoffdioxid (NO₂), Schwefeldioxid (SO₂) und Kohlenmonoxid (CO). «Airbubble» ist in der Lage, 97 Prozent des Stickstoffs und 75 Prozent der Feinstaubpartikel in der Luft zu absorbieren.

Über längeren Zeitraum

Erste Daten, die im Mai 2021 erhoben wurden, zeigen, dass die PM2,5-Konzentrationen auf dem Spielplatz weit unter die von der WHO empfohlenen Grenzwerte gefallen sind (grüner Bereich, AQI unter 20). Die Spitzenreduzierungsrate beträgt beeindruckende 83 Prozent. Diese Zahl wurde durch den Vergleich der Messwerte eines Verschmutzungssensors, der sich ausserhalb von «Airbubble» befindet, mit den Echtzeitdaten eines Überwachungsgeräts im Innern berechnet.

Die Überwachungsphase wird bis in den Herbst 2021 fortgesetzt, um diese vielversprechenden Ergebnisse über einen längeren Zeitraum, unter unterschiedlichen klimatischen Bedingungen und Nutzungsmustern zu überprüfen. In den nächsten Monaten wird «Airbubble» zu einem einzigartigen städtischen Labor werden, zu einem Prüfstand für angewandte Biotechnologie und ihre Anwendung bei der Bekämpfung der Luftverschmutzung und bei der Abschwächung ihrer Auswirkungen auf die Gesundheit von Kindern.

Sauerstoff freisetzen

«Airbubble» beherbergt 52 grosse Bioreaktoren aus Borosilikatglas, die 520 Liter lebender grüner Algenkulturen enthalten, die einen Strom von verschmutzter Luft von 200 Litern pro Minute filtern können. Während das flüssige Medium Partikel auswäscht, ernähren sich die Algen aktiv von den verschmutzenden Molekülen sowie von Kohlendioxid, um anschliessend frischen, sauberen Sauerstoff freizusetzen. Der Reinigungsprozess wird durch den Spieltrieb der Kinder und Solarenergie angetrieben. Die Kinder können auf vier am Boden positionierten Wasserpumpen hüpfen und dabei auf den Hüpfblasen und dem internen Seilsystem balancieren. «Dieser Spielplatz braucht zwei Energiequellen: Solarenergie und den instinktiven Forschungs- und Spieltrieb der Kinder. Das sind die unerschöpflichen und erneuerbaren Energiequellen von «Airbubble», die mühelos gewonnen werden können. «‹Airbubble›» ist der Auslöser eines Prozesses, der nur wachsen und seine positiven Auswirkungen auf zukünftige Generationen vervielfachen kann. Wir alle haben es in der Hand – wir sind für unsere Gesundheit und unser Klima verantwortlich», erklärt Claudia Pasquero, Mitbegründerin von Ecologicstudio.

Anlässlich der Einweihung wurde zudem eine interaktive Multimediaausstellung im Kopernikus-Wissenschaftszentrum gestaltet, welche die architektonische Innovation und die Biotechnologie im Herzen des Spielplatzsystems veranschaulicht. ●

«Die Natur wird Teil einer neuen biointelligenten Infrastruktur.»Marco Poletto, Mitbegründer von Ecologicstudio

Airbubble playground
Der Raum ist unter anderem mit Seilen und Hüpfkugeln ausgestattet und kann als Spielplatz sowie als Klassenzimmer im Freien genutzt werden.
Airbubble playground
Dieser Spielplatz nutzt zwei Energiequellen: Solarenergie und den instinktiven Forschungs- und Spieltrieb der Kinder.
Airbubble playground
«Airbubble» besteht aus einer zylindrischen Holzstruktur, die von einer ETFE-Membran umhüllt ist, die 52 Algenreaktoren aus Glas schützt.
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