Auf Neuanfang
Der niederländische Pavillon der Expo 2000 wird umgestaltet. Damit greift MVRDV das weltbekannte Projekt aus den Anfangsjahren des Unternehmens wieder auf.

Der Entwurf des ursprünglichen Pavillons von MVRDV für die Expo 2000 war eine Antwort auf das niederländische Thema der Expo, «Holland Creates Space». Statt das gesamte Gelände zu bebauen, wurden auf einem Teil des Geländes sechs holländische Landschaften zu einem Turm gestapelt. Der Rest des Geländes wurde hingegen zu einem offenen Aussenraum innerhalb des Expo-Areals. Der Pavillon vermittelte die befreiende Botschaft, dass Raum künstlich geschaffen und vertikal gestapelt werden kann. Er wurde zu einer Schlüsselreferenz für nachhaltiges Design, indem er das Ideal eines Gebäudes als ein in sich geschlossenes Ökosystem darstellte, das die Natur einbezieht und seine eigenen internen Ressourcenkreisläufe erzeugt.
Ursprünglichen Entwurf beibehalten
Das aktuelle Projekt behält dieses Konzept der «gestapelten Landschaft» bei: Der bestehende Teil wird renoviert und um zwei abgetreppte Gebäude am Rand des ursprünglichen Geländes ergänzt. Der renovierte Pavillon wird unter anderem Gastronomie, Büros und Besprechungsräume beherbergen, wobei die Merkmale des ursprünglichen Entwurfs beibehalten werden sollen. So wird der erste Stock, der ursprünglich eine Reihe von Gewächshäusern enthielt, seine strikt geradlinige Anordnung als Büro beibehalten, während die «Blumentöpfe» im zweiten Stock verglast und in Meeting- und Büroräume umgewandelt werden. Wo im Pavillon neue Fassaden erforderlich sind, wird hoch transparentes Glas verwendet. So bleibt der offene und transparente Charakter des Entwurfs erhalten.
Konzept der gestapelten Landschaften
Die beiden neuen Gebäude fügen Wohnungen für Studierende (im grösseren Gebäude) sowie Büros und Parkplätze (im kleineren Gebäude) hinzu. In Anlehnung an das Konzept der gestapelten Landschaften bilden die Dächer der neuen Gebäude eine Reihe von farbig gestalteten Terrassen mit variierenden Nutzungen wie Gärten und Sportanlagen bis zu Lernbereichen und einem Kino. Diese Terrassen sind durch ein farblich gestaltetes Band miteinander verbunden, das sich über die verschiedenen Ebenen erstreckt und neue Nutzungen und Räume definiert. Der grössere Baukörper verfügt über neun oberirdische Ebenen mit 370 Mikrowohnungen für Studierende. Das kleinere Gebäude mit Büros und Besprechungsräumen besteht aus fünf oberirdischen und einem unterirdischen Geschoss.
«Der ursprüngliche Entwurf war sicherlich einzigartig und für einen ungewöhnlichen Zweck, aber eines der schönen Merkmale an diesem Objekt ist, dass seine Kernstruktur mit hohen Decken und offenen Räumen in hohem Masse wiederverwendbar ist. Dank diesen Eigenschaften sind wir in der Lage, das Gebäude in eine funktionale Büroumgebung umzuwandeln, die jedoch die einzigartigen experimentellen Merkmale des Expo-Pavillons beibehält», sagt MVRDV-Gründungspartner Jacob van Rijs.
Wenige verbliebene Schlüsselbauwerke
Diese neue Phase des Expo-Pavillons baut auf dem Ruf des Gebäudes als wichtige Referenz für nachhaltige Architektur auf. Die Waldebene bleibt nicht nur ein richtungsweisendes Beispiel für die Integration von Landschaftselementen in die gebaute Umgebung, sondern wird auch zu einem Showcase für die Wiederverwendung bestehender Strukturen. Das Projekt veranschaulicht, wie Architektur offen, adaptiv und mit Blick auf zukünftige Anpassungen und Veränderungen entworfen werden kann.
Die Renovierung des ursprünglichen Pavillons hat lang auf sich warten lassen, da alle bisherigen Initiativen scheiterten. Doch mit der Erweiterung der Stadt wird das zunächst am Rand liegende Gebiet zunehmend aktiver und bevölkerungsreicher, was neue Entwicklungen möglich macht. Das Bauwerk selbst war 20 Jahre lang den Witterungen ausgesetzt, aber blieb in einem bemerkenswerten baulichen Zustand. Während dieser Zeit unterstützte die Stadt Hannover den Erhalt des Pavillons als eines der wenigen verbliebenen Schlüsselbauwerke der Weltausstellung.


