Schicker Schuppen mit Bergsicht

An der Empa wurde ein Dämmstoff aus Altpapier entwickelt, der sich für vorfabrizierte Holzbauelemente auch in mehrgeschossigen Holzhäusern eignet und wirksam vor Feuer schützt.

Schuppen mit Bergsicht
Ein alter Güterschuppen mit ganz neuem Charme – das 5 m hohe Rundbogenfenster aus Janisol Arte Stahlprofilen sorgt für das Highlight: den Blick aus der Wärme auf die beeindruckende Bergkulisse.
Von Nicola Schröder (Text ) und Ruedi Homberger (Fotos)
Neues Leben in alten Mauern: ein verwaister Güterschuppen der Rhätischen Bahn (RhB) wird zum In-Schuppen. Im Zentrum – der spektakuläre Ausblick auf die Aroser Berge.
Franziska Grüneberger hält einen unscheinbaren Würfel aus grauen Flocken in der Hand; sie sieht zufrieden aus. Das Ziel ihrer Forschungsarbeit ist erreicht: In dem Würfel steckt sehr wenig Chemie, aber umso mehr technisches Know-how. Der Würfel beweist, dass sich riesige Berge von Altpapier in ein wertvolles und feuerfestes Dämmmaterial verwandeln lassen – ein Schlüssel zur Einsparung fossiler Brennstoffe. Das alles sieht man dem kleinen Würfel nicht an.Entscheidend ist, was der Altpapierfaserwürfel nicht macht: zerbröseln. Genau diese Eigenschaft ist wichtig, um tragende Elemente von Holzhäusern lange vor Feuer zu schützen. Genau diese Festigkeit ist jedoch in der industriellen Herstellung von Dämmstoffschichten schwer zu erreichen. «Wir haben es hier nicht mit Dämmstoffmatten zu tun, die von Arbeitern zugeschnitten und ins Bauteil eingepasst werden müssen», erläutert die Forscherin. «Die Altpapierfasern werden vielmehr automatisch in einen Hohlraum eingeblasen, bis er ganz gefüllt ist.» Das Einblasen soll aus Kostengründen möglichst leicht und schnell erfolgen, deshalb müssen die Fasern in diesem Moment gut fliessen. Sobald sie jedoch im Hohlraum sind, sollen sie formstabil bleiben. So kann die Konstruktion bei Bränden geschützt werden. Am Ende soll die maschinell eingeblasene Dämmung so fest und formatfüllend im Bauteil sitzen wie eine von Menschenhand eingepasste Dämmplatte.

Die Aufgabe ist nicht ganz leicht: «Wir mussten für die bereits am Markt etablierten Zellulosefasern der Isofloc AG nach einem geradezu magischen Bindemittel suchen – einem Stoff, der von einer Sekunde auf die nächste wirkt», sagt Grüneberger.

Ein Parforceritt durch die Chemie

Musik, ein offener Kamin und frische regionale Gerichte – in den gemütlichen Kissenlandschaften des „neuen“ Güterschuppens in Arosa lässt es sich wunderbar entspannen. Das über 100-jährige Gebäude an der Endstation der Arosabahn hat eine neue Bestimmung erhalten. Lange Jahre stand der Schuppen leer, weil die Rhätische Bahn keine Verwendung mehr dafür hatte. Anlässlich seines 100-jährigen Bestehens 2014 wurde zunächst die Anlage des zweithöchsten Kopfbahnhofs der RhB neu gestaltet. Wenig später begann auch die Planung für eine Umnutzung des Güterschuppens. In Zusammenarbeit mit der RhB nahm sich ein branchenerprobtes Trio des Projekts an, die Gastronomen Marc Saxer, Daniel Kehl und Marc Bachmann. Ziel war es, soviel wie möglich von der alten Struktur des denkmalgeschützten Gebäudes zu erhalten und mit einem zeitgemässen Konzept gleichermassen Gäste wie Einheimische anzuziehen.

Blick auf Bestehendes

Die Mischung war schnell festgelegt – Alpenzauber sollte auf internationale Inspiration treffen, inklusive Live Unterhaltung. Dafür setzten Bauherren und Innenarchitekten einerseits auf den industriellen Charme des einstigen Güterschuppens, den sie mit einer puristischen Einrichtung noch unterstrichen. Andererseits verstärkten sie die Offenheit des Gebäudes. Mittels riesiger Glasfenster in den ehemaligen Torbögen holten sie die authentische Kulisse von draussen in den Raum hinein. Hoch und hell erscheint der Raum jetzt, in dessen Mittelpunkt eine offene Küche mit Holzkohle-Ofen und eine grosse Barzeile mit Lounge Bereich angeordnet sind. Rings um den grosszügigen Cheminée-Kubus am Ende des Gastraums laden komfortable Sofas zum Entspannen ein. Das Highlight aber ist der Blick aus der Wärme auf die beeindruckende Bergkulisse – möglich gemacht durch ein fünf Meter hohes Rundbogenfenster. Ist das Wetter schön, lädt eine Aussenlounge dazu ein, die Atmosphäre am Aroser Obersee an der frischen Luft zu geniessen.

Industrial-Look trifft Hüttenzauber

Um den authentischen Charakter des Güterschuppens zu erhalten, verwendeten die Innenarchitekten einfache und robuste Materialien wie Altholz, Schwarzstahl und Beton. Die eindrücklichen Fenster stellten die Metallbauer aus Profilen des Stahlsystems Janisol Arte her. Janisol Arte 2.0 ist ausgesprochen filigran und trotzdem sehr stabil. Insgesamt fertigten sie neun kleine Bogenfenster und die imposante Festverglasung an der Giebelseite mit gebogenem oberen Abschluss und integrierten Fenstertüren. Hier wurden die Profile mit filigranem Stahlflachrohr
verstärkt. Zusätzlich für den Haupteingang und zwei Innentüren kam eine Kombination mit Janisol-Profilen zum Einsatz. Da Vorgaben bezüglich Lärm einzuhalten waren, wurde ein zweifach Isolierglas aus Schallschutz-Verbundgläsern eingesetzt

Bautafel

Bauherr: Blue Mountain AG, Zug
Architekt: Peter Schillig, Dipl. Architekt HTL / STV, Zürich
Metallbau: Wüst Metallbau AG, Altstätten SG
Stahlprofilsystem: Bogenfenster aus Janisol Arte, Türen in Kombination mit Janisol

.jansen.com

Schuppen mit Bergsicht
Rundbogenfenster mit Janisol Arte Profilen öffnen das Panorama auf die
wahren Helden dieses Ferienortes: Die Hausberge.
(Visited 14 times, 1 visits today)

Weitere Beiträge zum Thema

up to date mit dem
Architektur+Technik Newsletter
Erhalten Sie exklusive Trends und praxisnahe Innovationen mit Architektur+Technik –direkt in Ihr Postfach.
anmelden!
Sie können sich jederzeit abmelden!
close-link