Infrastrukturbau – Eine Autobahn wird umhüllt
Mitten durch Schwamendingen führt eine der verkehrsreichsten Strassen der Schweiz. Eine Einhausung minimiert nun die vom Autobahnverkehr verursachten Beeinträchtigungen.

Der Lärm der Autobahn überschreitet die Grenzwerte Tag und Nacht. Die Abgase der Fahrzeuge belasten die Luft. Die Lebensqualität entlang des Abschnitts zwischen der Verzweigung Aubrugg und dem Schöneichtunnel ist stark beeinträchtigt. Die vom Bundesamt für Strassen in Zusammenarbeit mit Kanton und Stadt Zürich realisierte Einhausung Schwamendingen verbessert die heutige Situation nachhaltig und verhilft Schwamendingen zu neuer Wohn- und Lebensqualität. Die Einhausung Schwamendingen ist in erster Linie ein umweltwirksames Strassenprojekt. Sie minimiert Beeinträchtigungen, die vom Autobahnverkehr verursacht werden: konkret Lärm und Abgase. Zudem entsteht auf dem Dach des Bauwerks mit dem Ueberlandpark ein in der Schweiz einzigartiger öffentlicher Grün- und Freiraum. Damit verbessert die Einhausung die heutige Situation im Quartier nachhaltig und verhilft Schwamendingen und seiner Bevölkerung zu neuer Wohn- und Lebensqualität.
Schutz des Quartiers
Die Einhausung erstreckt sich zwischen dem Autobahnkreuz Zürich Ost und dem Schöneichtunnel auf einer Länge von 940 Metern. Sie umhüllt auf diesem Abschnitt die Autobahn mit einem im Tagbauverfahren erstellten Tunnel. Die Einhausung schliesst in Richtung Stadtzentrum direkt an den bestehenden Schöneichtunnel an. Sie verlängert diesen damit auf insgesamt 1,7 Kilometer. Die halb offene, durchlässige Tunneldecke beim Waldgarten wird geschlossen, und beim Portal Tiergarten wird ein Abluftkamin gebaut.
Der bisherige Schöneichtunnel wird lüftungs- und sicherheitstechnisch aufgerüstet sowie auf den neuesten Stand gebracht. Zudem wird auch die Betriebs- und Sicherheitsausrüstung des Tunnels Milchbuck teilsaniert.
Hohe bauliche Anforderungen
Der Bau der Einhausung ist komplex und bringt viele Herausforderungen mit sich. So hat sich der Baugrund als sehr setzungsempfindlich herausgestellt. Deshalb müssen Pfähle tief in den Untergrund gebohrt werden, um das Gewicht der Einhausung zu tragen. Über dem Tramtunnel und der Tramstation sind spezielle Querträger zu erstellen, welche die Last der Einhausung ableiten. Dafür braucht es, wie allgemein entlang der Einhausung, seitlich mehr Platz, als die heutige Autobahn in Anspruch nimmt. 19 Gebäude wurden deshalb wegen der Einhausung teilweise oder ganz rückgebaut.
Aufgrund der Grösse und Komplexität des Projekts benötigt die Baustelle eine aufwendige Logistik. Der Bedarf an Installations-, Bewegungs-, Logistik- und Rettungsflächen mitten im Wohnquartier ist zeitlich und örtlich sehr hoch. Aus diesem Grund müssen zahlreiche freie Flächen im Quartier temporär genutzt werden.
Der Ueberladpark
Auf der Einhausung entsteht zusätzlicher Freiraum – rund 1 Kilometer lang und 30 Meter breit. Dach und grosse Teile der Aussenwände werden begrünt, die Oberflächengestaltung mit Wegen, Beleuchtung und Sitzgelegenheiten lassen einen für die Schweiz neuartigen Hochpark entstehen.
Mit Grünflächen an Seitenwänden und auf dem Deckel erhält die Einhausung ein massgeschneidertes «Pflanzenkleid» und nimmt so äusserlich Bezug zur «Gartenstadt» Schwamendingen. Schlingpflanzen bedecken abschnittsweise die Seitenwände, auf dem Deckel wird ein promenadenartiger Park mit lang gestreckten Vegetationsfeldern angelegt.
Die statisch limitierte Erdschicht sowie das trocken-warme Klima geben die Parkvegetation vor: Blumenreiche Staudenfluren, Sukzessionsflächen und Trockenwiesen schaffen eine abwechslungsreiche, «wilde» Stadtnatur auf dem Deckel der Einhausung. Die Distel-Gräser-Prärie weist eine spürbare Dynamik auf. Sie verändert sich mit dem periodischen Umbruch der Sukzessionsfelder kontinuierlich. Die trocken-warmen Pionierlebensräume weisen eine hohe Biodiversität auf und ermöglichen Naturbeobachtungen in der Stadt.
Die Promenade auf dem Hochpark wird in einen Haupt- und in Nebenwege gegliedert. Belebte und ruhige Wegstrecken wechseln sich auf dem organisch pendelnden Wegverlauf ab. Offene Platzbereiche und kleinräumige Nischen schaffen Aufenthaltsbereiche für die verschiedenen Bedürfnisse. Die unterschiedliche Raumbildung wird durch das Pflanzen von Schatten spendenden Bäumen und Sträuchern zusätzlich verstärkt. Damit entstehen unterschiedliche Parkabschnitte mit «wechselndem Temperament» auf dem rund einen Kilometer langen Parkband.
Lange Sitzbänke und Liegedecks prägen die Gestalt des Hochparks. Trinkbrunnen entlang der Promenade dienen als «Tankstellen» für durstige Parkbenutzerinnen und -benutzer. Die Stelle über der Saatlenstrasse ist als Spiel- und Aktionsfläche definiert. Auch die Errichtung eines Pavillons sowie eines Spielbrunnens ist dort möglich. Was schliesslich realisiert wird, ist insbesondere Thema eines speziell dafür ins Leben gerufenen «Echoraums» mit Vertretern der Wohnquartiere. Dieses Forum hat die Aufgabe, die Wünsche aus den Wohnquartieren in die Parkgestaltung einzubringen.
Aufgänge in Form von Rampen, Treppen und Liften erschliessen das Dach der Einhausung in rund sieben Meter Höhe. Entlang der Einhausung werden beidseits rund vier Meter breite Wege angelegt. Die verschiedenen Aufgänge lassen sich über diese Wege bequem und sicher erreichen. Die Wege sind öffentlich zugänglich, jedoch für den motorisierten Verkehr gesperrt. Ausnahmen sind für Unterhaltsfahrzeuge und Blaulichtfahrzeuge bei Ereignissen vorgesehen. Diese schliessen an das städtische Rad- und Fusswegnetz an und schaffen eine durchgehende Verbindung zwischen dem Zürichberg und dem Erholungsgebiet an der Glatt. Sie dienen auch als optische Trennung zwischen der Einhausung und den privaten Gebäuden. ●




