Moderne Interpretation
Das Haus des Architekts Stefan Camenzind am Zürichsee ist ganz auf seine Bedürfnisse und seine Architekturphilosophie ausgerichtet.

Gekommen, um zu bleiben
Das Flexhouse am Zürichsee zieht einen an wie ein gelandetes Raumschiff aus einer anderen Welt. Aussen offensiv spektakulär, innen voller Nestwärme, die sich nicht nach aussen abschottet, sondern Natur und Umgebung ins Haus holt. Wer hierher kommt, wird an das Goethe-Zitat aus «Faust» erinnert: «Verweile doch, du bist so schön.» Genau das wollte Architekt Stefan Camenzind, der sich seit 2004 in seinem Architektur- und Workplace-Design-Studio Evolution Design in Zürich auf Architektur spezialisiert hat, in deren Mittelpunkt die individuellen Wohn- und Arbeitsbedürfnisse der Menschen stehen, auch für sich selbst verwirklichen.
Camenzind, der erfolgreiche Arbeitsplatzkonzepte für verschiedene Google-Standorte umgesetzt hat, konzentriert sich darauf, zu verstehen, was die speziellen Bedürfnisse der Menschen sind. «Wir planen Gebäude für Menschen. Dies wurde in den letzten Jahren in der Planung sehr oft vergessen. Die Debatte, wie wir mit Architektur Motivation, Effizienz und emotionale Bindung bzw. Identifikation des Nutzers erzeugen, findet selten statt», so seine Kritik. Konsequenterweise praktiziert Camenzind das nicht nur bei Projekten für Unternehmen, sondern auch für private Bauherren – und jetzt für sich selbst.
Flexibilität im Heimathafen
Mehr Freiheiten, Flexibilität und Räume zu geben, das ist in Perfektion auch das Konzept des – namentlich an diese Philosophie angelehnten – Flexhouse. «Deshalb erscheint das Haus auch nicht ganz so statisch wie andere Häuser. Es ist viel geschwungener, es ist viel mehr Bewegung drin. Und es sieht aus, als hätte ein Schiff angelegt», sagt Camenzind, der sich damit einen Hafen für seine private Zeit geschaffen hat, in dem Aussergewöhnlichkeit in Form und Atmosphäre eine trotzdem selbstverständliche Hauptrolle spielt.
Dynamik schafft Ruhe
Wenn man Camenzind auf die Gestaltung seines Ruhepols anspricht, kommt überraschend zuerst Dynamik zur Sprache: «Ein enges Grundstück, das auf einen Punkt ausläuft, eine Parzelle, die nicht rechteckig ist und deshalb schon eine gewisse Dynamik vermittelt, Mobilität durch die dahinter liegende Eisenbahn, der bewegte See und die Topografie des Hanges. Aus diesen Grundvoraussetzungen ist dann ein Gebäude entstanden, das mit dieser Bewegung umgehen kann, aber sie auch integriert und ihr Weite gibt», erzählt der Architekt.
Der relativ simple Entwurf besteht aus Geschossen, die jeweils auf einer Seite mit einer halben Rundung aus Holzbögen abgeschlossen werden und optisch Bewegung vermitteln, gleichzeitig aber Licht und Lage des Umfelds ins Gebäude holen. «Auch wenn ich mich im Haus befinde, bin ich mit der Aussenwelt verbunden. Ich spüre den Himmel, ich spüre die Sonne, ich sehe den Wind aus meinem wohlbehüteten Nest, in das ich mich kuscheln kann.»
Die Vorderseite des Hauses prägt eine Glasfront. An den Rundungen sind kleinteilige, reinweisse Prefa-Schindeln zu sehen, die wie eine Art Polsterbezug wirken. «Weil diese Bögen eine ganz starke Kraft vermitteln, war es uns wichtig, eine Verkleidung zu finden, die diese Bewegung aufnimmt und auch farblich optisch fortsetzt», erzählt Camenzind, der nach vielen Materialtests immer wieder auf den Gedanken von alten Kirchturm-Holzschindeln zurückkam, die für ihn Textur und Weichheit repräsentieren.
Moderne Variante der Holzschindeln
Der Perfektionist wollte jedoch aus mehreren Gründen, nicht zuletzt aufgrund der Wartungsfreiheit, Langlebigkeit und Verarbeitungsmöglichkeiten und der Farbgestaltung, nicht mit Holzschindeln arbeiten. Die kleine Prefa-Aluminium-Dachraute, eine modernere Interpretation der Holzschindeln, war ein perfekter Ersatz.
«Die Prefa-Dachrauten haben den Vorteil, dass sie nicht rechteckig sind. Sie haben diese spezielle Form, die Ruhe ausstrahlt. Sie geben eine schöne Textur, die sehr nahe an der Natur ist. Die Natur ist eben, wie die Dachrauten, mehr mit bewegten Formen und nicht mit Rechtecken belegt. Es passte einfach optimal zum Gedanken, dass die Kurven die Natur ins Gebäude bringen.»
Material darf man nicht zwingen
Für Prefa sprachen auch die Einfachheit der Montage und die Flexibilität des Materials. «Das Gebäude sieht einfach aus, ist aber geometrisch sehr komplex, da der Grundriss trapezförmig ist. Dadurch entstehen schräge Schnitte, die gemacht werden mussten.» Die Dachrauten schmiegen sich perfekt an die Geometrie an. «Material darf man nicht zwingen müssen, etwas zu tun, was es nicht tun will», schätzt Camenzind den unproblematischen und natürlichen Umgang mit den Aluminium-Produkten, die er erstmals eingesetzt hat. «Die Textur, die Verarbeitbarkeit, aber auch das Preis-Leistungs-Verhältnis sind wirklich gut. Und die Dimensionalität ist toll.»
Die kleine Dachraute von Prefa macht mittlerweile grosse Effekte. Sie ziert Kuppeln im Vatikan, Türmchen von Jahrhundertwendebauten, Vordächer und Kamine und unterstreicht jetzt auch die geschwungenen Formen des Flexhouse. Sie erfüllt auch gerade hier die komplexen Anforderungen, Gebäuderundungen, geschwungene Fassaden und asymmetrische Formen in Szene zu setzen, und inszeniert ein System, das als sehr traditionell gilt, perfekt und optisch wirkungsvoll. Dazu trägt auch bei, dass das Material mit 0,7 Millimetern Dicke besonders leicht und formbar ist.


