Alpinbau – Schlafen in «Schneekugeln»

Die Iglu-Hotels kennt man schon. Aber haben Sie schon einmal in einer Schneekugel oder gar in einem Heuballen geschlafen? Von Weitem zumindest erinnern die Whitepods, die sich harmonisch in die Landschaft einfügen, an solche.

Iglu-Hotels
Die Kuppeln integrieren sich wie Chamäleons in ihre Umgebung.
Von Marianne Kürsteiner (Text) und Holger Jacob (Bilder)
Die Iglu-Hotels kennt man schon. Aber haben Sie schon einmal in einer Schneekugel oder gar in einem Heuballen geschlafen? Von Weitem zumindest erinnern die Whitepods, die sich harmonisch in die Landschaft einfügen, an solche.

Eigentlich gibt es sie schon seit 15 Jahren, die Whitepods im idyllischen Kleinort Les Giettes oberhalb von Monthey im Wallis, die im Winter von weitem wie Schneebälle und im Sommer wie Heuballen aussehen. Die Struktur eines solchen Pods besteht aus einem geodätischen Halbkugelzelt von 40 m² Grundfläche, verankert auf einer festen hölzernen Plattform. Die Halbkugel ist ausschlisslich aus Dreiecken zusammengesetzt. Diese Dreiecke erstellen einen selbsttragenden Rahmen, der eine feste Struktur bildet. So wurde ein Minimum an Baumaterial eingesetzt. Im Inneren des Pods sind keine tragenden Strukturen vorhanden, der Platz steht für die Gestaltung frei zur Verfügung.

Ein Aerospace Engineer als Begründer

Die Idee dieser Struktur kommt ursprünglich aus Amerika, von der Firma Pacific Domes, die in Oregon beheimatet ist. Inzwischen bietet die Firma Pods in allen Grössen und für fast jeden Verwendungszweck an. Zum Beispiel einen BioEnergy Dome, der in Zusammenarbeit mit Rudy Behrens entwickelt wurde, einem Aerospace Engineer, der sich auf Biosphären spezialisiert hat. Rudy Behrens ist Gewinner des «Best Renewable Energy Awards» und hat in Zusammenarbeit mit Rutgers University of NJ dieses patentierte System erfolgreich getestet. Die BioEnergy Domes versorgen eine ganze Gemeinschaft mit Energie und Nahrungsmitteln, indem sie eine innovative nachhaltige Technologie nutzen. Sie holen effizient Energie von der Sonne und formen diese in eine grüne Biomasse für Brennmaterial um, während darin gleichzeitig Gemüse, Kräuter und Fische produziert werden.

Grosse Pods finden des Weiteren als Veranstaltungs- oder Zirkuszelte Verwendung, denn sie können bis zu einem Durchmesser von 40 Metern hergestellt werden und arbeiten selbsttragend. Die Architektur ist simpel. Die synergetische Geometrie von R. Buckminster Fuller und die spezielle Hülle der Domes verbinden sich zu dieser futuristischen Struktur. Veranstaltungsdomes erlauben einen immensen Innenraum ohne Träger.

Nachhaltig eingehüllt

Die Hüllen bestehen je nach Verwendungszweck in der Lite-Version aus 100 Prozent beschichtetem Polyester und wiegen 200 Gramm pro Quadratmeter. Sie sind brand- und wasserresistent und werden in vielen Farben angeboten. Die Vinylfabrikation ist sehr robust und für Langzeit-Outdoor geeignet.

Standardmässig werden die Fenster aus durchsichtigem, extrem widerstandsfähigem Bootvinyl gefertigt und haben einen Durchmesser von 60 Zentimetern. Doch auch Panoramafenster und Deckenfenster sind optional erhältlich. Auch die Türen sind den verschiedenen Bedürfnissen angepasst. Als Lüftung und Heizung können Klimaanlagen oder Öfen eingesetzt werden, was die Pods für alle Jahreszeiten wettertauglich macht.

Klein und fein

Dass sich diese Pods als Ökohotel in den Walliser Bergen eignen könnten, brachte die Unternehmerin Sofia de Meyer auf die Idee, ein Resort zu bauen, das ausschliesslich zu Fuss erreichbar ist. 2009 verkaufte sie das «Hotel» an den Geschäftsmann Patrick Delarive, der mannigfache Investitionen tätigte und das Resort zu einem kleinen Luxushotel gedeihen liess.

Heute erstrahlt die Anlage in neuem Glanz. Mit viel Liebe wurde jeder Pod mit antiken Objekten aus der Region dekoriert. Für viel Sonnenlicht sorgt das grosse Panoramafenster.

Dabei ist jeder Pod ein Raum oder besser eine separate Suite für sich. Alle Pods verfügen über Quellwasseranschluss, werden durch einen Holzfeuerofen geheizt und bieten jegliche Annehmlichkeiten eines herkömmlichen Hotels. Vollständig ausgestattete Badezimmer mit WC und Dusche, Halbgeschoss (Mezzanine) mit zwei weiteren Schlafstellen, Tisch und Stühle, eine grosse Terrasse mit Sonnenliegen und einem herrlichen Blick auf die Alpen sind weitere Attribute. Kurz gesagt ist ein sehr gemütlicher Kokon entstanden, komfortabel und heimelig, von Sorgen frei, in einer atemberaubenden Umgebung.

Die futuristisch anmutenden Ballen auf der Alp in Les Giettes oberhalb von Monthey geben ein ebenso seltsames wie einzigartiges Bild ab. Das war auch der Wunsch der Walliser, ebenso, dabei Luxus mit Ökologie zu koppeln. Luxus, weil sich einem im Pod ein komplettes, liebevoll eingerichtetes Heim im Chaletstil auftut (inklusive Holzofen). Ökologisch, weil der Bezug zu lokalen Ressourcen grossgeschrieben wird, da durch die Bau- und Funktionsweise Energie und Wasser sparsam verbraucht und Abfälle rezykliert werden. Fern von Autolärm, da der motorisierte Verkehr im Tal bleiben muss.

Im Reich der Sinne

Mitten in der kleinen Whitepod-Kolonie befindet sich das multifunktionale Pod-House. An der Bar oben deckt man sich selber ein und macht es sich mit Buch oder Zeitschrift bequem, im mittleren Stockwerk wird das reichhaltige Frühstück serviert. Eine kleine Treppe führt schliesslich ins Spa-Reich der entspannenden Massagen und Saunen.

Wer dinieren möchte, bestellt sich das Essen in den Pod oder begibt sich auf einen kleinen Fussmarsch zum Restaurant Les Cerniers, wo eher auf rustikale Speisen gesetzt wird. Ein hoteleigener kleiner Skilift verbindet die Anlage mit der hoteleigenen Skipiste. Schneeschuhlaufen oder Schlittenhundefahrten werden ebenfalls angeboten. Die Preise sind gesalzen, doch das Erlebnis vergisst man nicht so schnell.

Iglu-Hotels
Die Whitepods sind ein besonderes Camp für Naturliebhaber.
Iglu-Hotels
Die Pods haben die Form einer Halbkugel, die aus einem Netz von Dreiecken besteht.
Iglu-Hotels
Im Inneren bieten die Pods alle Annehmlichkeiten eines Hotelzimmers.
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