Alpinbau – Neues Leben in alten Gemäuern
Das alte Holzhaus befindet sich im Dorfkern des Walliser Bergdorfs Visperterminen auf 1400 m ü. M. Die untere Wohnung wurde als zeitgemässe, helle Ferienwohnung für sechs Personen umgebaut.

Das Walliser Bergdorf Visperterminen am Taleingang des vorderen Vispertals wurde vor allem mit seinem Weisswein Heida (ein Savagnin) bekannt. Unterhalb des Dorfes liegt Europas höchster zusammenhängender Weinberg, auf einer Höhe zwischen 650 und 1150 Metern. In kurzen Terrassen mit hohen Trockensteinmauern überwindet der Weinberg, genannt «Rieben», auf engstem Raum 500 Höhenmeter. Die Weintradition von Visperterminen geht weit in die Vergangenheit zurück. Archäologische Funde belegen, dass bereits die Kelten dort Weinbau betrieben haben.Die Südlage des Hanges in der trockensten Gegend der Schweiz und die grossen Steinflächen der Mauern machen die «Rieben» bis in den Spätherbst zu einer Wärmekammer. Unter anderem werden aus diesen Reben folgende Weine produziert: Dôle, Fendant, Johannisberg, Pinot Noir und Riesling × Silvaner, aber auch Raritäten wie Heida, Himbertscha, Mennas und Planscher.
Der Dorfkern von Visperterminen wird von traditionellen Häusern gebildet, deren Holz von der Sonne gebrannt ist. Die Gassen sind eng, und jede Ecke erzählt eine Geschichte. Eines dieser Häuser – oder genauer eine Wohnung des Hauses – gehört der Familie Studer aus Visperterminen. Vor 30 Jahren wurde das alte Haus gänzlich renoviert, doch die untere Wohnung im Inneren roh belassen, mit einem Betonboden und einigen nicht isolierten Wänden. Niemand bewohnte das Appartement, bis Helmut Zimmermann und seine Frau – eine geborene Studer – auf die Idee kamen, die Wohnung als Ferienwohnung herzurichten. Dadurch würde auch vermieden, dass die Wohnung im unbewohnten Zustand weiter verfällt. Die Architekten waren rasch gefunden – Vomsattel Wagner Architekten aus Visp hatten bereits das Einfamilienhaus der Zimmermanns entworfen und zusammen mit lokalen Handwerkern wie Helmut Zimmermanns Schwiegervater als Elektriker und seinem Schwager als Fussbodenspezialisten gebaut.
Architekt Gerold Vomsattel und Helmut Zimmermann kennen sich schon von Kindsbeinen an, da beide in Visperterminen aufgewachsen sind. Für Gerold Vomsattel war die Zusammenarbeit mit der Bauherrschaft auch sehr positiv und wickelte sich wie in einem eingespielten Team ab.
Gehobener Standard
Die zu diskutierenden Punkte wie Raumeinteilung, Materialisierung und Kosten wurden fachlich angegangen. Das gemeinsame Ziel war, einen Innenausbau mit einer klaren und einfachen Sprache zu schaffen.
Die Aussenhülle des Hauses sollte erhalten bleiben. Um den Charakter des Hauses nicht zu verändern, wurden deshalb auch die Tür- und Fensteröffnungen nicht verändert. Ziel war, die Ferienwohnung gleichzeitig zeitgemäss und traditionell zu gestalten. Die Gäste sollten sich wohlfühlen und ein funktionierendes Interieur vorfinden. Eine gute Aufteilung der Räume und ein elegantes Design, das im Inneren eine architektonisch ansprechende Struktur anbietet, waren weitere Kriterien, die es zu berücksichtigen galt. Die Qualität war dem Bauherrn wichtig, da es in Visperterminen schon genügend billige rustikale Ferienwohnungen ohne Charme gebe.
Helmut Zimmermann, von Beruf Chemiker, war schon seit langem auch an Architektur interessiert und wusste, worauf es hier ankommt. So liess er dem Architekturbüro relativ freie Hand. «Das möchte ich, das biete ich, macht etwas draus!», war die Message, die er dem renommierten Architekturbüro auftrug. Gerold Vomsattel seinerseits kannte die Bedürfnisse und Vorlieben der Zimmermanns gut. So entsprang aus der Feder des Architekten beispielsweise die Idee, die Stube ganz mit Holz auszukleiden. Dies verleiht der Stube eine behagliche Atmosphäre und entspricht ausserdem der Tradition in Visperterminen. Von der Kombination mit dem weissen Verputz der anderen Wände im Korridor und den Schlafzimmern liess sich Helmut Zimmermann, der kein Fan von Arvenzimmern ist, überzeugen. Er schätzt besonders die Geradlinigkeit des Resultats, das schlicht und doch bequem ist.
Die Frist zwischen Planung und Bau dauerte ein Jahr bis zur Fertigstellung aller Details. Im Dezember 2015 war der Umbau vollendet, die Ferienwohnung konnte ihre ersten Gäste für die Weihnachtsferien empfangen. Zu Beginn der Baustelle konnte Helmut Zimmermann auch selbst Hand anlegen, indem er beispielsweise die Wände durchbrach. Die Türrahmen waren klein und mussten vergrössert werden. Zudem wurde zwischen Schlafzimmer und Kinderzimmer eine Trennwand gezogen.
Eine zurückhaltende Heizung
Die Hauptschwierigkeit bestand in der Wahl des Heizungssystems. Vor 30 Jahren hatte man sich für eine Elektroheizung entschieden. Dies kam für Helmut Zimmermann nicht in Betracht, lebt er doch selbst in einem Passivenergiehaus mit Photovoltaik-Installation. Ausserdem verbietet der Kanton Wallis heute die Elektroheizung als einzige Heizungsquelle. Nach reiflicher Überlegung entschied man sich für die Variante Wärmepumpe mit Fussbodenheizung. Das Herz der Anlage befindet sich im Heizungsraum, während der Aussenteil der Wärmepumpe im angebauten Holzschopf neben dem Haus verstaut wurde. Dadurch ist der Apparat von aussen unsichtbar und quasi geräuschlos, und dies bei einem sehr hohen Wirkungsgrad. Die Heizung kann durch den Specksteinofen ergänzt werden, der aus dem Jahr 1918 stammt und vor dem Umbau renoviert wurde.
Der Fussboden musste ausserdem ausgeglichen werden, da ein Gefälle bestand. Um eine zusätzliche Isolation zu schaffen, hat der Architekt die Bodenheizung auf Styropormaterial verlegt.
Auch das Dach stellte für die Architekten eine Herausforderung dar. Obschon vor 30 Jahren mit Steinplatten erneuert, ging es unter der Schneelast im Lauf der Jahre infolge der zu flachen Struktur in Brüche. Während der Reparaturarbeiten wurde zudem das vermoderte Holz des Dachunterbaus sichtbar. So musste das ganze Dach bis auf die Sparren ersetzt und mit Eternit beziehungsweise Schiefer abgedeckt werden.
Die Zimmer befinden sich entlang der Fassaden, dazwischen der Korridor und dahinter auf der Hangseite Lokale wie ein Keller und zwei Badezimmer. Der Eingang zur Wohnung führt über die alte Treppe und den alten Eingang des Hauses direkt durch einen kleinen Windfang in die Küche mit Essnische. Die Stube ist über zwei Treppen leicht erhöht erreichbar.
Auf die Frage, welches seine liebsten Orte in der Wohnung seien, gibt Zimmermann zwei Antworten. Einerseits ist er begeistert von der Idee der Architekten, die Küche nach hinten zu versetzen und so eine hübsche Essecke entlang der Fassade einzurichten. Die offene Küche erlaubt es, die Mahlzeiten in Gesellschaft herzurichten. Ausserdem schätzt Zimmermann das Wohnzimmer, das durch die Holzverkleidung sehr heimelig und warm geworden ist. Es ist ein Wohlfühlort entstanden, wo man sich gerne aufhält.








