Dämmen ohne ästhetische Einbusse
Unter dem Aspekt der Bauphysik hätte die einfachste Lösung darin bestanden, eine Aussenwärmedämmung anzubringen, doch hätte diese den Charakter des Wohnhauses vollständig verändert und trivialisiert.
«Es wäre mehr als schade gewesen um die Sichtbeton-Fassade mit ihrem für die Bauzeit typischen Schalungsbild», meint der Küssnachter Architekt Thomas Suter, der den Umbau plante und leitete. «Wir fühlten uns verpflichtet, das qualitativ hochwertige Erbe zu bewahren», führt er weiter aus. Damit kam nur eine Innendämmung infrage. Hier war zumindest nicht mit einem ästhetischen Verlust zu rechnen, denn die Wände waren nicht nur bis zur Vollflächigkeit verschimmelt, sondern über die Jahre auch mehrfach und in verschiedenen Farben gestrichen worden. Doch die Dämmung auf der Innenseite ist in der Ausführung komplizierter, reduziert den Wohnraum und kann zu tiefen Fensternischen führen und allenfalls die bauphysikalische Situation noch verschlimmern. Daher ist es von grosser Bedeutung, ihre Materialstärke so weit wie möglich zu minimieren. Thomas Suter sah eine diesbezügliche Lösung mit dem Verwenden des seit wenigen Jahren verfügbaren Aerogel-Hochleistungsdämmputzes. Dieser Dämmputz bietet dank seines extrem porösen Aufbaus hervorragende Dämmwerte und macht damit deutlich geringere Materialaufträge möglich.
Dünne und raumsparende Innendämmung
Um die Frage nach der tatsächlichen Machbarkeit detailliert zu klären, wurde Thomas Suter vom Institut für angewandte Bauphysik (IABP) aus Winterthur unterstützt. Das IABP empfahl aufgrund der ausgeführten Untersuchungen sowie unter Berücksichtigung der Norm SIA 180 an den Wänden einen 5 cm starken Auftrag mit dem dampfdiffusionsoffenen Aerogel-Dämmputz. In den Deckenrandbereichen sollte zudem eine 3 cm dicke Aerogel-Dämmputzschicht aufgebracht werden, um den Wärmebrückeneffekt des Wand-Decken-Anschlusses zu verringern. Um vermeidbare Wärmebrücken zu unterbinden, wurden die Innenwände dort, wo sie an die Aussenwand stossen, aufgeschnitten. So liess sich der Dämmputz auf der Innenseite durchgehend auftragen. Im Weiteren mussten natürlich die Heizkörper demontiert und nach dem Aufbringen der Dämmung wieder angeschlossen werden. Die Dämmung auf der Innenseite hatte ihre Tücken und war in manchen Punkten tatsächlich komplizierter, letztlich aber ohne grosse Probleme machbar.
Auch das Aufbringen des Dämmputzes ist einfach, da er sehr gut verarbeitbar ist. Er kann zudem in Schichtstärken von bis zu 80 mm in einem Arbeitsgang aufgetragen werden. Und doch ist es von grösster Bedeutung, dass die Handwerker gut ausgebildet sind und sorgfältig arbeiten. «Aufgrund langjähriger Erfahrung schreibe ich nur noch die Qualitätsstufe Q3 aus, aber hier hatten wir einen Top-Gipser, der ein Q4 lieferte», freut sich Thomas Suter. Diese Qualität schlägt sich nicht nur im Aussehen der Wände nieder, sondern trägt auch zur geforderten Dämmleistung bei. Genau diese Leistung überprüfte das IABP nach dem Abschluss der Arbeiten mit einer Infrarotkamera von innen und aussen. An den mit Aerogel-Dämmputz gedämmten Wandbereichen zeigten sich auf der Innenseite mit 21 Grad an der Wand Temperaturen nahe der Lufttemperatur. Auch auf der Aussenseite bewies die Innendämmung in den ungestörten Bereichen vollumfänglich ihre Wirksamkeit. Nur die Betondecken zeichnen sich aufgrund der leichten Wärmebrücke mit einer um 4 Grad höheren Temperatur an der Fassade ab. Grundsätzlich zeigte sich jedoch, dass sich mit der gewählten Lösung alle Ansprüche erfüllen liessen: Die Sichtbeton-Fassade blieb erhalten, die bauphysikalischen Bedingungen entsprechen der Norm, und die Raumverluste hielten sich in engem Rahmen.