Architektonische Echse im Wallis
Die Villa in Vétroz folgt einem durchdachten Architektur-Gesamtkonzept, das Lage und Landschaft baulich in den Mittelpunkt stellt.
gun. Gemächlich, wie die Rhône sich durch die Walliser Rebberge schlängelt, sonnt sich mitten in der Weinbauregion ein ungewöhnliches Architektur-Objekt. Die zweistöckige Villa, die der Schweizer Architekt Engin Demirci mitten in die Kulturlandschaft von Vétroz geplant hat, nimmt in Entwurf und Ausführung Bezug auf die Fauna und Flora des Tals und präsentiert sich als bronzefarben gepanzertes Reptil aus Prefa-Wandrauten.Die Villa in Vétroz folgt einem durchdachten Architektur-Gesamtkonzept, das Lage und Landschaft baulich in den Mittelpunkt stellt.
Lage und Landschaft in Szene gesetzt
Das schmale, rechteckige Grundstück, in sanfter Hanglage an einer kleinen Strasse gelegen, verlangte nach einem länglichen, kompakten Grundriss. Um grösstmöglichen freien Raum zu schaffen, liess der Architekt das Haus weit in die Höhe wachsen. Ein architektonischer Kniff lässt das Objekt trotz grosszügiger Wohnfläche dennoch nicht wie einen Klotz in der Landschaft stehen.
Das zweigeteilte Dach mit vier unterschiedlichen Dachhöhen sorgt für grosses Volumen, besonders im Hausinneren, und lebendige und spannende Aussenperspektive. Im Salon der Villa machen die asymmetrischen Doppelgiebel meterhohe Decken möglich, die grossen Fenster bieten einen fantastischen und fast uneingeschränkten Ausblick über das Rhônetal. Im Untergeschoss befindet sich zudem – unscheinbar – eine kleine Einliegerwohnung.
«Die doch recht organische Form der Villa wurde stark durch die hügelige Landschaft beeinflusst», sagt Engin Demirci, der, weil er selbst im nahen Sion zu Hause ist, das Rhônetal und seine topografischen Eigenheiten in und auswendig kennt und liebt. Aus eben diesem Grund war für ihn auch die Materialität der Villa ein wichtiges Thema. «Der obere Teil des Hauses ist mit einer auffälligen Prefa-Aluminiumfassade aus bronzefarbenen Wandrauten bestückt. Die 29 × 29 cm grossen Aluminiumrauten dominieren den ganzen oberen Teil des Gebäudes und machen aus dem Haus eine architektonische Echse.»
Ganz ungeteilte Zustimmung fand die Architekten-Idee, für die Fassade mit bronzefarbigem Metall zu arbeiten, beim Bauherren zunächst nicht, meint Demirci zu den anfänglichen Einwänden, das Aluminium-Material für die Fassade sei zu industriell und für einen Weinberg nicht gerade typisch.
Überzeugt hat den Auftraggeber dann aber nicht nur die Optik, die sich perfekt in die Landschaft fügt, sondern auch die Langlebigkeit, Wartungsfreiheit und Nachhaltigkeit des Aluminiums. Die Wandrauten schützen das Haus gegen extreme Wetterbedingungen, die auch im sonnigen Rhônetal Sturm und Schnee bringen können.
Als ideales Gestaltungsmaterial für die Fassade wählte Demirci die Wandrauten in einem einbrennlackierten Bronzeton, die den architektonischen Eindruck auch durch ihre Kleinteiligkeit der Plattenstruktur – dominant wie ein Schuppenpanzer für das Haus – bestimmen sollten. Zudem wurden die Wandrauten den Anforderungen der Verarbeitung gerecht, denn für das organische Konzept war ein flexibles Material notwendig, das dem Fluss und der Form folgen konnte.