Fassade als intelligenter Organismus
Auf der diesjährigen Konferenz zur Gebäudehülle der Zukunft (Conference on Advanced Building Skins) referieren zwölf der innovativsten amerikanischen Architektur- und Ingenieurbüros.
gun. Auf der diesjährigen Konferenz zur Gebäudehülle der Zukunft (Conference on Advanced Building Skins) referieren zwölf der innovativsten amerikanischen Architektur- und Ingenieurbüros. «Bei der Programmplanung haben wir uns an der von Karlin Research zusammengestellten Liste orientiert, die jährlich US-amerikanische Architektur- und Ingenieurbüros in den Kategorien Design, Nachhaltigkeit und Business Performance bewertet», erklärt Andreas Karweger, Geschäftsführer der Advanced Building Skins GmbH, Wilen, Schweiz. «Es ist uns gelungen, zwölf Referenten der Top-50-Büros nach Bern zu holen.»
Fassaden werden zu komplexen intelligenten Organismen
Omar Renteria (EYP, New York) wird auf der Konferenz in Bern einen Blick in die Zukunft werfen und erklären, wie sich intelligente Fassaden an ändernde Umweltbedingungen anpassen werden. EYP ist ein Architektur- und Ingenieurbüro mit über 700 Mitarbeitern in Nordamerika und Europa. Den Vorstellungen von EYP zur Folge wird sich die Gebäudehülle zu einem zusammenhängenden Nervensystem entwickeln. Ein zentrales «Hirn» analysiert alle Daten bezüglich der Nutzeranforderungen und steuert die Fassadenmodule entsprechend. «Fassaden werden zu komplexen intelligenten Organismen, die sich aktiv externen und internen Einflüssen anpassen», erklärt Renteria. «Dies erfordert die nahtlose Verbindung und Kommunikationsfähigkeit aller Fassadenbestandteile untereinander, wobei jede der Einzelkomponenten klimatische und programmatische Parameter in Echtzeit erfasst und verarbeitet. Wir sprechen nicht nur von dynamischen Fassaden, sondern von Fassaden, die lernfähig und intelligent genug sind, sich über Zeit durch vernetzte Analysen quantitativer und qualitativer Stimuli den veränderten Bedingungen anzupassen», prognostiziert Renteria. «Zur Sicherung einer nachhaltigen Zukunft müssen wir Gebäude als proaktive Organismen und nicht als rein reaktive Maschinen betrachten.»
Weitere Referenten kommen unter anderem aus den Architektur- und Ingenieurbüros Skidmore, Owings & Merrill, Chicago; HKS Architects, Houston; Amtech Solutions, Dallas; Walter P Moore, Los Angeles; Belzberg Architects, Santa Monica; Gensler, Chicago; Integral Group, Oakland.
Zunehmende Bedeutung von Glas in der Architektur
Auch Europa ist mit namhaften Architektur- und Ingenieurbüros in Bern vertreten: Matt King, Direktor des Ingenieurbüros T/E/S/S, Paris, hat gemeinsam mit Frank Gehry die Fassade der Fondation Louis Vuitton entworfen; er leitete die Entwicklung der riesigen Glassegel. Hierfür erhielt er den renommierten «Grand Prix National de l’Ingénierie».
James O’Callaghan vom Londoner Büro Eckersley O’Callaghan wird in Bern anspruchsvolle Architektur mit Glasstrukturen präsentieren. O’Callaghan setzt Glas als Strukturelement ein. Er ist bekannt für die Apple Stores von Tokio, Sydney, Shanghai, Hongkong, New York und London, in denen er innovative Fassaden und Glastreppen realisiert hat. In seinem Vortrag wird er auf die Apple Stores eingehen und seine Vorstellungen zukünftiger Glasarchitektur präsentieren.
Aus Deutschland wird unter anderem Thomas Winterstetter, Geschäftsführer und Vorstand bei Werner Sobek Stuttgart, modernes Fassadendesign mit Unterstützung von BIM und CAD demonstrieren. Im Mittelpunkt seines Vortrags stehen Grossprojekte im Nahen Osten wie das Nationalmuseum von Katar und das Etihad-Museum in Dubai.
In insgesamt 38 Sessions referieren über 220 Referenten aus 40 Nationen. Die Vorträge werden vorwiegend in Englisch gehalten, zwei Sessions finden in deutscher Sprache statt. Mehrere Forschungsinstitute, Universitäten und Unternehmen sind Mitveranstalter der Konferenz und organisieren jeweils eine eigene Session zu neuesten Entwicklungen im Bereich der Gebäudehülle. Hierzu zählen u.a. die Universität von Newcastle (GB) mit einer Session zu «Smart Materials for Adaptive Facades»; die Universität von Leuven (Belgien) zur Lichtplanung; das spanische Forschungsinstitut Tecnalia zur gebäudeintegrierten Photovoltaik; das Architekturbüro Smart Architecture (USA) zum Design von komplexen Fassaden; das französische Forschungsinstitut InES zu neuen Formen von Beton; das Schweizerische Materialforschungsinstitut EMPA zu Aerogel-Anwendungen in Fassaden und die Firma Vector Foiltec, Bremen, zu architektonischen Membranen.
Die Konferenzgebühr beträgt 680 Euro und umfasst die Konferenzdokumentation mit den Manuskripten der Referenten und die Mahlzeiten während der beiden Tage. Frühbucher, die sich bis zum 30. Juni anmelden, erhalten einen Rabatt von 20 Prozent.